Theaterstück für Kinder und Erwachsene erzählt von den Zeitdieben „Momo“ erobert das Schauspiel

Momo bringt den Menschen die gestohlene Zeit zurück. Bild: Robert Schittko/p

Innenstadt (jdr) – Ein kleines Mädchen, das mit seinem Mut der Menschheit den größten Gefallen erweist und ihr die gestohlene Zeit zurückbringt, das ist die Geschichte von Momo. Michael Ende verfasste den Roman vor 50 Jahren: 1973 erschien das Buch, das bis heute so viele Erwachsene und Kinder in seinen Bann gezogen hat. Im Schauspiel Frankfurt spielt das Stück gerade, es ist geeignet für Kinder ab acht Jahren.

Dem Schauspiel oft üblich, ist die Geschichte ein stückweit in die moderne Zeit gerückt worden. Momo – dargestellt mit blauen Haaren und verkörpert von Tanja Merlin Graf – lebt am Rand der Stadt, wo sie ihre besten Freunde Gigi Fremdenführer (Christoph Pütthoff) und Beppo Straßenkehrer (André Meyer) regelmäßig besuchen kommen. Momo hat nämlich eine Gabe: Sie kann zuhören. Doch als die Herren von der Zeit-Sparkasse in der Stadt auftauchen, verändern sich alle in Momos Umfeld. Sie rennen hektisch umher, arbeiten wie der Teufel und haben keine Zeit mehr für ihr Umfeld. Und obwohl alle Erwachsenen nun Zeit sparen, wo es nur geht, scheinen sie immer weniger davon zu haben.

Die „Grauen“ setzen die Menschen unter Druck, ihnen ihre eingesparte Zeit zu überlassen. Die Menschlichkeit geht fast vollständig verloren, während die qualmenden, fiesen „Grauen“ die Zeit der Bürger in sich aufsaugen und so existieren können. Das kann Momo so nicht stehen lassen: Sie macht sich auf zu Meister Hora, um ihren Lieben die gestohlene Zeit zurückzubringen. Mit von der Partie ist die schrullige Schildkröte Kassiopeia, die Momo bei ihren Unternehmungen hilft – und am Ende wird alles gut, wenn auch nur sehr knapp.

Das 90-minütige Theaterstück, inszeniert von Regisseurin Christina Rast, passt in die heutige Zeit fast noch besser denn je. Es zeigt auf, wie gestresst die Menschen durchs Leben gehen, um es anderen recht zu machen – und vergessen dabei selbst, ihre Zeit auch für sich und ihre Liebesten achtsam zu nutzen. Die Moral kommt nicht zu kurz und selbst junge Zuschauer dürften dabei verstehen, wie wichtig es ist, sich seine Zeit nicht stehlen zu lassen, sie sinnvoll zu nutzen und auf einen guten Umgang miteinander zu achten.

Gigi wird dabei auch zum Rapper – eine ziemlich coole Performance – und Momo singt gegen Ende ebenfalls ein Lied. Es fällt bei der Inszenierung auf, dass die Macher sehr auf Vielfalt geachtet haben. So werden aus den „grauen Herren“ die „Grauen“ und Meister Hora ist weiblich. Moderne Einflüsse sind etwa der gerappte Part Gigis und die „Bibi-Doll“, die plötzlich bei Momo herumsteht und alle mit ihrer neuen Technik und der Verkörperung von Konsumzwang in den Wahnsinn treibt.

Eventuell Restkarten

„Momo“ am Schauspiel (Willy-Brandt-Platz) besticht durch ein buntes und vielfältiges Bühnenbild – natürlich mit vielen Uhren und tollen technischen Projektions-Anwendungen. Gespielt wird das Stück noch am Montag, 25 Dezember, je ab 14 und ab 17 Uhr. Beide Vorstellungen sind zwar ausverkauft, es gibt aber eventuell noch Restkarten an der Schauspiel-Kasse vor Ort.