Zur Ammes-Schneider-Lesung lasen Alexandra Weizel, Charlotte Brombach, Anna Doepfner und Dorothee Elmiger Texte ehemaliger Stadtschreiber vor. Brombach, Weizel und Elmiger ließen die in diesem Jahr verstorbenen Preisträger Friedrich Christian Delius und Thomas Rosenlöcher wieder lebendig werden. Sie hatten überwiegend heitere, aber auch nachdenklich stimmende Geschichten und Gedichte ausgesucht – einige nahmen auch Bezug auf Bergen-Enkheim.
Doepfner fiel die Aufgabe zu, den „geheimen Text“ der neuen Stadtschreiberin vorzutragen. Es handelte sich dabei um den Beginn von Poschmanns Roman „Die Kieferninsel“ und aus ihrem Essay „Laubwerk“ las Doepfner Poschmanns Gedanken zum Straßenbaum vor. „Die Natur ist bei Marion Poschmann tonangebend – in ihren Gedichten genauso wie in der Prosa. Die Autorin sieht sich einer ,Naturlyrik’ verpflichtet, die zwangsläufig auf wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderungen reagieren muss. In ihrem Essay ,Laubwerk’ hat Marion Poschmann ein literarisches Manifest zur Klimaveränderung geschrieben – voller Verve und voller Nachdenklichkeit“, hieß es in der Begründung der Stadtschreiberjury, warum die Wahl für den Literaturpreis auf die 1969 in Essen geborene Schriftstellerin fiel. Ab 2. September darf sie für ein Jahr mietfrei im Stadtschreiberhaus an der Oberpforte wohnen, muss es aber nicht – der von der Kulturgesellschaft Bergen-Enkheim verliehene Stadtschreiberpreis beinhaltet keine Residenzpflicht. Zudem ist der Literaturpreis mit 20.000 Euro dotiert, um Autoren, die von der Schriftstellerei leben müssen, ein möglichst sorgenfreies Arbeitsjahr zu gewähren.
Die Ammes-Schneider-Lesung wird im Gedenken an Annemarie „Ammes“ Schneider veranstaltet. Sie war die Frau von Franz Joseph Schneider, der 1974 den Literaturpreis Stadtschreiber von Bergen ins Leben rief. Ammes Schneider sorgte dafür, dass sich die Preisträger im Stadtteil zuhause fühlten. In der Reihe der Stadtschreiber von Bergen-Enkheim finden sich unter anderem Peter Härtling, Herta Müller, Eva Demski und Thomas Melle.