Kulturelles Doppelfest: Stadtschreiberei und Orgelmusik Gemeinsam feiern

Charlotte Brombach – hier mit ihrer Katze – berichtet von den Plänen zum Fest 50 Jahre Stadtschreiberei. Bild: Jeannette Faure

Bergen-Enkheim (jf) – Bei einer Veranstaltung am 3. März um 17 Uhr in der Kirche St. Nikolaus feiert Bergen-Enkheim 50 Jahre Stadtschreiberei und 40 Jahre Orgel in St. Nikolaus. Stadtschreiberjurorin Charlotte Brombach und Organist Alexander Keidel-Euler berichten, wie es zu der Idee der gemeinsamen Feier kam.

Die Katze maunzt vor der Terrassentür, möchte lieber in die warme Küche von Charlotte Brombach. Allerdings hält es die Samtpfote nicht lange im Innern. Katzen halt. „Die Katze und der General“ heißt ein Roman von Nino Haratischwili. Seit September 2023 ist die gebürtige Georgierin die 50. Stadtschreiberin von Bergen-Enkheim. Ein Jubiläum, das eine schöne Feier verdient. „Schon lange haben wir Ideen zu diesem Festjahr entwickelt. Unsere im vergangenen September nach dem Stadtschreiberfest verstorbene langjährige Buchhändlerin Monika Steinkopf, die für die Stadtschreiberei lebte, hatte ebenfalls noch Vorschläge eingebracht.“

Brombach, seit 2013 Mitglied der neunköpfigen Stadtschreiberjury, weiß aus eigener Erfahrung, dass in diesem Gremium viel diskutiert wird. „Der Preis ist mit keinen Auflagen und Pflichten verbunden und deshalb etwas Besonderes. Er ist der erste Literaturpreis dieser Art in Deutschland.“ Für Brombach hat die Jurymitgliedschaft viele besondere Erinnerungen. Beispielsweise die an Peter Härtling, der von 1981 bis 2017 der Jury angehörte und noch im Rollstuhl sitzend an den Treffen teilnahm. „Er plädierte gerne für junge Autoren“, sagt Brombach.

1976, zwei Jahre nach der Verleihung des ersten Stadtschreiberpreises an Wolfgang Koeppen, wurde die Kulturgesellschaft Bergen-Enkheim gegründet. Sie ist in den vergangenen Jahren in Turbulenzen geraten.

Lesen Sie weiter auf Seite 2

Mark Gläser sei ein Glücksfall für das Gremium, er kümmert sich seit etwa drei Jahren darum, das der Berger Markt wieder stattfindet und andere Lücken, die Corona im kulturellen Leben im Stadtteil hinterlassen hat, langsam wieder geschlossen werden. Und Gläser ist natürlich auch bei der Planung des Jubiläums involviert.

Unter den Vorhaben befinde sich auch eine Herzensangelegenheit von Nino Haratischwili, die gegenwärtig mit der Premiere ihrer „Phädra“ in Wien beschäftigt ist: Die Regisseurin und Autorin möchte gerne mit ihrer syrischen Tandem-Partnerin Lina Atfah im Projekt „Weiter Schreiben“ nach Bergen kommen, verrät Brombach.

Die Idee, zur 50-Jahr-Feier noch ein 40-jähriges Bestehen hinzuzufügen, hatte Organist und Lehrer Alexander Keidel-Euler. „Neben dem Stadtschreiberamt ist Bergen-Enkheim für seine Orgel in der Kirche St. Nikolaus bekannt. Beides sind kulturelle Höhepunkte im Stadtteil. Warum sollten wir also nicht zusammen feiern?“, regte der Organist an. So wird es am 3. März in der Kirche St. Nikolaus eine Lesung mit Arnold Stadler, Stadtschreiber 1998/99, unter seinem Buchtitel „Alle Menschen lügen. Alle“ geben, auf der Orgel wird Christa Wetter spielen.

Die wohl zweitgrößte Orgel in Frankfurt mit 3627 Pfeifen, 52 Registern und vier Manualen wurde 1986 erbaut und 1992 erweitert. „Die Schamaden sind eine Besonderheit, ebenfalls die zwei Schwellwerke und die mechanische Traktur“, erklärt Alexander Keidel-Euler. Er öffnet die Türen zum Innenleben des Instruments. Die Innenseiten sind voller zum Teil signierter Konzertankündigungen, Organisten aus aller Welt waren in Bergen zu Gast. „Es gab bereits Kooperationen zwischen den Stadtschreibern und der Orgelmusik“, erklärt der Kirchenmusiker und zeigt auf eine Ankündigung. Peter Härtling, Stadtschreiber 1977/78, hat 2003 in St. Nikolaus gelesen, Joachim Pliquett hat Trompete, Arvid Gast Orgel gespielt. Der Förderkreis Orgel und Orgelmusik an St. Nikolaus unter der langjährigen Leitung des 2022 verstorbenen Spiritus Rector Bernd Walz hat viele Konzerte selbst und mit organisiert. „Bernd Walz gilt auch als Stifter der Orgel. Der Förderkreis wurde aufgelöst, das hat er selbst noch mitgetragen. Trotzdem soll dieser Gedanke nicht in Vergessenheit geraten, und ich fühle mich diesem Vermächtnis verpflichtet“, erklärt Keidel-Euler.

Karten für das Lesungskonzert am 3. März um 17 Uhr in der Kirche St. Nikolaus, Nordring 71, kosten zehn, ermäßigt sieben Euro, und sind erhältlich an der Abendkasse oder im Vorverkauf bei Schreibwaren Kraus, Triebstraße 33, bei Bergen Erlesen, Schelmenburgplatz 2, und im Pfarrbüro.