Franziska Franz liest bei der Lese-Insel aus „Maingrab“ Facettenreiche Figuren

Ein „mörderischer“ Abend im Bibliothekszentrum: Franziska Franz stellt ihren Krimi „Maingrab“ bei der Lese-Insel vor. Bild: sh

Bergen-Enkheim (sh) – Ein Notarzt wird zu einem Unfall im Frankfurter Diplomatenviertel gerufen – und wird am Einsatzort am nächsten Morgen erstochen aufgefunden. Zwei Rettungssanitäter sind spurlos verschwunden. Die Kripo Frankfurt ermittelt fieberhaft und bekommt Unterstützung von der kauzigen Privatermittlerin Karla Senkrecht. Die Frankfurter Autorin Franziska Franz präsentierte beim Verein Lese-Insel im Bibliothekszentrum Bergen-Enkheim ihren neuesten Kriminalroman mit dem Titel „Maingrab“ (Gmeiner Verlag) und spornte mit ihrer unterhaltsamen Lesung den detektivischen Spürsinn ihres Publikums an.

Ihre Schriftstellerkarriere begann Franz 2017, damals mit didaktischen Kinderbüchern, ein Jahr später wechselte sie ins Krimi-Genre und verfasst seitdem sowohl meist humorvollere Kurzkrimis als auch Kriminalromane, die dann etwas spannender ausfallen. Was sie am Verfassen von Kriminalgeschichten fasziniere, seien die Figuren, erläuterte sie. „Psychologen sagen, dass jeder Mensch in der Lage ist, eine Straftat zu begehen“, berichtete Franz. Was einen Menschen dazu bewegt, etwas Böses zu tun, den Facettenreichtum dieser Figur auszuloten und ihre Gesinnung gegenüber anderen entsprechend zu tarnen, das macht der Autorin am meisten Spaß beim Schreiben. „Ich bin leidenschaftliche Kaffeehausgängerin. Dort beobachte ich die Menschen. Dabei komme ich auf neue Ideen“, erzählte Franz. Kein Wunder also, dass ihre Romane oft dialoglastig sind: Gekonnt lässt sie ihre Figuren interagieren. Mal gehen sie einfühlsam miteinander um, mal erzeugen sie bei ihrem Gegenüber Unbehagen, mal bringen sie einen zum Lachen. Die Stimmungslagen, feine Nuancen und Untertöne – all das bringt die Krimiautorin beim Vorlesen scheinbar mühelos rüber.

Ihren Krimis, sagt Franz, liegt immer ein bestimmtes Thema zugrunde. Zu „Maingrab“ habe sie die zunehmende Gewalt gegenüber Rettungskräften inspiriert, die sie fassungslos macht. Es ist das zweite Mal, dass sie die Privatdetektivin Karla Senkrecht ermitteln lässt, zuvor war die skurrile Dame bereits in „Blutmain“ in Aktion zu erleben. Und es sind weitere Krimis mit der am Rande der Legalität mitmischenden Mittfünfzigerin geplant.

Für ihre Krimis recherchiert Franz gründlich und steht in gutem Kontakt zu Marcel Verhoff, Direktor des Instituts für Rechtsmedizin am Universitätsklinikum Frankfurt. Mit ihm zusammen erstellt sie den True-Crime-Podcast „Spurenelemente“, in dem wahre Fälle besprochen werden.

Nach der Lesung ließ die Schriftstellerin ihr Publikum mutmaßen, was wohl der Hintergrund für den Mord in „Maingrab“ gewesen sein könnte, worauf sich gleich ein lebhaftes Rätselraten im Bibliothekszentrum entwickelte, das Franz mit einem wohlwollenden Lächeln goutierte. Ob jemand dabei auf der richtigen Spur war, verriet sie allerdings nicht.

Im Plauderton berichtete die Krimiautorin noch von der Autorenvereinigung „Syndikat“, der sie angehört, davon, dass sie für drei Verlage arbeitet, vom erbarmungslos näherrückenden Abgabetermin für ihren neuesten Thriller und ihrer Arbeit an Drehbuchvorschlägen für die Fernsehserie „SOKO“.

Die Leiterin des Bibliothekszentrums Vera Dopichaj und Beate Sonnenschein vom Vorstand der Lese-Insel freuten sich über den gelungenen „mörderischen“ Abend.