48. Stadtschreiberin Dorothee Elmiger hält Antrittslesung Spurensuche im Gehen

Dorothee Elmiger (links) und Charlotte Brombach nach Gespräch und Lesung auf den Stufen zur Bühne in der Stadthalle Bergen. Foto: Faure

Bergen-Enkheim (jf) – In der Stadthalle Bergen hielt Dorothee Elmiger, 48. Stadtschreiberin, ihre Antrittslesung: Dort war für die vielen Interessierten deutlich mehr Platz als in der Nikolauskapelle.

Charlotte Brombach stellte die Autorin im Gespräch vor. 1985 im schweizerischen Wetzikon geboren, wuchs Elmiger in Appenzell auf. „Das Frauenwahlrecht wurde im Kanton erst 1990 eingeführt. Das macht etwas mit einem. Ich wollte dringend von dort weg“, erklärte Elmiger in bestem Hochdeutsch, das ihr längst nicht mehr schwerfällt.

Mit 15 Jahren ging sie für ein Highschooljahr in die USA, lebte bei einer sehr religiösen Familie. „Ich schrieb auf Deutsch, eine Art Geheimsprache, denn meine Gastfamilie, die mich sehr kontrollierte und sogar die Bademodeseiten aus Katalogen entfernte, konnte kein Deutsch.“

Elmiger studierte Geschichte, Philosophie und literarisches Schreiben, lebt nun in Zürich. Für ein Jahr ist sie im Stadtschreiberhaus An der Oberpforte zu Gast. „Ich sitze am liebsten an dem großen Holztisch“, sagte Elmiger. Sie mag es, die Dinge gehend zu erfahren, zum Beispiel die Nähe zwischen Streuobstwiesen und Hessen-Center. Bei ihren Streifzügen durch Frankfurt fand die Spuren von Peter Kurzeck, glich Gelesenes mit der Realität ab und staunte: „Im Café Laumer gibt es sogar ein ‚Frühstück Horkheimer‘.“ Erfolgreich probiert hat sie bereits Apfelwein und Grüne Soße: Sie findet beides gut.

Nach dieser netten Plauderei las Dorothee Elmiger aus ihrem 2020 erschienenen dritten Buch „Aus der Zuckerfabrik“, das es auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises schaffte. Sie arbeitet aktuell an Texten, möchte dazu jedoch noch nichts verraten.