Neunte fraMediale zum Schwerpunkt „Spannung? Potentiale!“ Bildung in der digitalen Welt

Dorothee Meister (von links), Thomas Knaus und Petra Missomelius in der Ausstellung der fraMediale. Foto: Faure

Nordend (jf) – Die Frankfurt University of Applied Sciences hatte am 29. März zur neunten fraMediale eingeladen. In einem Pressegespräch standen Thomas Knaus, Wissenschaftlicher Direktor des Frankfurter Technologiezentrum [:Medien] (FTzM) an der Frankfurt University, Petra Missomelius, Sprecherin der bundesweiten Initiative „Keine Bildung ohne Medien!“, und Dorothee M. Meister, Vorsitzende der Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur Rede und Antwort.

„Bereits seit 2001 gibt es erste Projekte zum Umgang mit der digitalen Welt in den Bildungseinrichtungen. Das FTzM wurde zehn Jahre später gegründet“, erklärte Thomas Knaus. Das interdisziplinär arbeitende Zentrum stelle eine Brücke zwischen Theorie und Praxis dar. Zur fraMediale, Fachtagung und Medienmesse zugleich, sind 16 nicht kommerzielle Aussteller gekommen. „In den ersten Jahren war die fraMediale eine Frankfurter Messe, inzwischen wird sie national und darüber hinaus im deutschsprachigen Raum wahrgenommen“, sagte der Direktor.

„Im Strategiepapier der Kultusministerkonferenz vom April 2016 geht es darum, die Digitalisierung in den Bildungseinrichtungen stärker zu verankern. Mit dem DigitalPaktD liegt eine fünf Milliarden Euro schwere Bundesinitiative zur Ausstattung der Bildungseinrichtungen vor. Doch es geht nicht nur um die Bereitstellung von Hard- und Software, sondern um die Ausbildung der Lehrkräfte. Das sollen die Länder initiieren. Wir begrüßen das Thema, aber es wird bislang zu wenig aufgegriffen. Gegenwärtig geht es eher um Lernen mit Medien, als um Inhalte. Medienkompetenz ist ganz wichtig, eine Koordinierung der Arbeit in den Schulen notwendig“, erklärte Meister.

„Die Technik verändert sich rasant, gerade deshalb müssen nicht Fähigkeiten und Fertigkeiten im Vordergrund stehen, sondern der sinnvolle Umgang mit Medien“, ergänzte Knaus. Er weiß aus eigener Erfahrung, dass die bereitgestellten Geräte in manchen Schulen gar nicht verwendet werden. „Die Lernenden müssen mehr über die Medien erfahren, sie müssen wissen, wie man damit recherchiert, präsentiert, schreibt und liest. Und sie müssen auch über die Gefahren von Big Data aufgeklärt werden“, unterstrich Knaus. „Dabei ist der Lehrer entscheidend, auf ihn kommt es an.“ Außerdem stehe das überholte Bund-Länder-Kooperationsverbot vernetzten Strukturen entgegen. „Deshalb ist das Gespräch mit den Bildungspolitikern wichtig“, äußerte Missomelius. „Digitalisierung ist in aller Munde, aber in der Bildungspolitik traut man sich an dieses Thema nicht ran“, bemerkte Meister.

Seit 1999 kümmert sich Frankfurt in seinen 156 Schulen um den Umgang mit neuen Medien. „Es geht vorrangig nicht darum, Tablets schnell in die Schulen zu bringen, sondern wesentlich wichtiger ist es, die Lehrkräfte zu befähigen“, sagte Knaus. Um die Weiterführung des Dialogs geht es bei der fraMediale. Deshalb der Schwerpunkt „Spannung? Potentiale!“ Spannungen gibt es zwischen Theorie und Praxis, Freiheit und Zwang, Bund und Ländern. „Wir müssen gemeinsam Anwendungen für die Schulen erarbeiten“, erklärte Knaus. Deshalb schloss die Tagung drei Vorträge, elf Work- und Infoshops, ein Seminar und die Ausstellung ein. An den Schulen habe sich übrigens die Arbeit im Tandem – ein Lehrer und ein Medienpädagoge – bewährt. Doch genau hier liegt auch das Problem: Nur an einigen Hochschulen ist Medienpädagogik ein Schwerpunkt. Das müsse sich ändern: „Wir kämpfen darum, dass Medienpädagogik für alle pädagogischen Studiengänge verpflichtend wird“, sagte Knaus. Er wünsche sich auch in Frankfurt eine entsprechende Erweiterung der Studiengänge.