Sonderausstellung im Heimatmuseum endet mit Vortrag über Hexenprozesse und -verfolgungen Selbst Hebammen wurden verdächtigt

Begeisterung für „Kultur im Mittelalter“: Eva-Maria Westphal (von links), Thomas Knecht und Brigitte Meister sind Aussteller im Museum für Heimatkunde. Zum Ende der Sonderausstellung ging Brigitte Meister der frage nach, wie eine Person in den Ruf kam, eine Hexe zu sein Foto: Kokoschka

Dietznbach (zvk) – Wenn sie in Zeiten der Hexenverfolgung gelebt hätte, dann wäre ihr Leben wesentlich unruhiger gewesen, ist Brigitte Meister überzeugt.

„Als Kräuterweib hätte ich arg aufpassen müssen.“ Was im Mittelalter für viele Menschen begann, endete erst am Anfang des 18. Jahrhunderts: die Hexenverfolgung.

Doch wie kommt eine Person überhaupt in den Ruf, eine Hexe zu sein? Dieser Frage widmete sich Brigitte Meister zum Abschluss der Sonderausstellung „Kultur im Mittelalter“ im Museum für Heimatkunde und Geschichte. Seit etwa sieben Jahren ist die 55-Jährige in der Mittelalterszene unterwegs und beschäftigt sich auch privat mit Handwerk aus dieser Zeit.

„Hexen wurden häufig für Missernten, Seuchen und schlechte klimatische Verhältnisse verantwortlich gemacht. Sie waren der Sündenbock der Gesellschaft“, informierte Meister. Dabei galten Frauen und Männer mit Kräuterkenntnissen als die „Ärzte der kleinen Leute.“ Trotz ihrer Hilfe seien sie von den Bewohnern skeptisch beäugt worden und lebten deswegen meist am Rande von Siedlungen. Die Kirche sei ebenso an Hexenprozessen und -verfolgungen beteiligt gewesen. „Die Frauen mussten nicht nur auf die Stadt, sondern auch auf den Pfarrer einen Eid leisten.“ Dabei gerieten Hebammen unter Verdacht. „Die Frauen mussten immer eine Flasche mit Weihwasser bei sich tragen, und falls die Gefahr bestand, dass das Kind bei der Geburt stirbt, sollten die Hebammen den Säugling noch im Mutterleib taufen“, berichtete Meister. Weitere Anzeichen, die für eine Hexe sprachen, seien tierische Begleiter gewesen: „Raben oder schwarze Katzen wurden als Unheilsbringer betrachtet.“ Aber auch der Umgang mit Pflanzen wie Fliegenpilzen, Tollkirschen oder Stechäpfeln galt als verdächtig.

Die Verfolgung der Hexen ist später durch den Buchdruck begünstigt worden: Dadurch fiel es Inquisitoren leichter, Rechtsabschriften und Foltermethoden auszutauschen. Insgesamt fielen in Europa rund 100.000 Menschen der Hexenverfolgung zum Opfer. Besonders die Regionen um Mainz und Würzburg seien betroffen gewesen, erläuterte Meister. Noch heute gebe es Geisteraustreibungen: „In Südamerika ist der Glaube an Hexen weit verbreitet. Also passen Sie auf sich auf und lassen Sie sich nicht verhexen“, riet Meister mit einem Augenzwinkern. Im Anschluss an den Vortrag verkündete Thomas Knecht die Gewinner des „Mitmach-Quiz“. Unter den Erwachsenen sollen sich die Gewinner mit den Los-Nummern 2, 3, 5 und 10 im Museum für Heimatkunde und Geschichte in der Darmstädter Straße 7+11 melden.

Unter den Kindern gibt es Gewinner aus der Kindertagesstätte St. Martin.