Bewegte Bilder und schimmernde Schichten Sophia Cull stellt ihre Werke im KWO aus

Sophia Cull in ihrem Atelier im KWO an der Wächtersbacher Straße. Dort ist noch bis 19. November ihre Ausstellung „Borderspacing“ zu sehen. Foto: sh

Fechenheim (sh) – Das luftig-feine Gewebe Organza kennen viele vermutlich von festlicher Kleidung oder auch als Tischdekoration. Dass sich der Stoff aber auch für großartige Kunstwerke eignet, beweist Sophia Cull, die in ihrem Atelier im Kunst Werk Ost (KWO) noch bis 19. November ihre Werke unter dem Titel „Borderspacing“ ausstellt.

„Organza ist ein transparenter Stoff und daher geeignet, um verschiedene Schichten aufeinanderzulegen und dabei die unteren Schichten durchschimmern zu lassen“, erklärt die Künstlerin. Mit diesem Effekt spielt Sophia Cull. So zeigt eines ihrer Werke ihren stark vergrößerten Daumenabdruck, den sie von einem Blindeninstitut in Blindenschrift hat „greifbar“ machen lassen. Diesen hat sie auf Organza gedruckt. Auf der darüber liegenden Organza-Schicht befindet sich der Druck eines Ölgemäldes, an dem Cull fast fünf Jahre gearbeitet hat. Das Gemälde zeigt ein Schiff auf dem Meer. Eine weitere Schicht bildet den Abschluss des Kunstwerks. „So entsteht ein dreidimensionaler Effekt“, erklärt die Künstlerin und führt weiter aus: „Ein Bild ist wie ein Mensch – mit sehr vielen Schichten und sehr komplex. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind darin verbunden.“

Bei Sophia Cull verlassen die Bilder auch den Rahmen

Während einige Bilder auf Rahmen gespannt sind, haben viele ihrer Werke auch den Rahmen verlassen. Eines wölbt sich wie ein Kissen hervor. „Ich habe es einem italienischen Besucher als ,das schwangere Bild’ beschrieben“, lacht sie. Bei einem anderen Exponat hat Cull die einzelnen Organza-Schichten nur an einer oberen Querstange befestigt, sodass der Stoff beim kleinsten Luftzug mitschwingt. „So entstehen bewegte Bilder. Dazu hat mich ein Filmseminar inspiriert“, erklärt die Künstlerin.

Sophia Cull studierte zunächst in München, ging dann nach Köln und zog 2004 mit ihrer Familie nach England, wo ihr Vater herkommt. Danach verschlug es sie nach Frankfurt. Die Kunst wurde ihr quasi in die Wiege gelegt: Ihr Vater ist Maler, ihre Mutter Bildhauerin und Keramikerin.

Im ehemaligen Schindler-Gebäude wirken nun Kreative

Seit vier Jahren wirkt Sophia Cull nun in ihrem Atelier im KWO. In dem Gebäude war einst die Aufzugsfirma Schindler untergebracht. 2012 wurde das Haus von einem Privatinvestor gekauft und dieser hat mit Unterstützung eines Förderprogramms der Stadt Frankfurt dort Raum für Kreative geschaffen. Künstler, Musiker und Städelschüler haben dort Räume für ihr kreatives Schaffen zu erschwinglichen Preisen gemietet.

Sophia Cull fühlt sich wohl in ihrem Atelier in Fechenheim. „An vielen Bildern habe ich mehrere Jahre gearbeitet und dafür nur wenig ausgestellt“, erzählt sie. Doch nun wollten ihre Werke offensichtlich „raus“. Die derzeitige Ausstellung im KWO ist bereits die zehnte in diesem Jahr. Auch in der Schweiz und Italien war Culls Kunst schon zu erleben.

Die Ausstellung „Borderspacing“ ist noch bis Sonntag, 19. November, im KWO, Wächtersbacher Straße 82, zu sehen. Die Öffnungszeiten sind Mittwoch bis Freitag von 14 bis 18 Uhr, Samstag und Sonntag von 15 bis 19 Uhr. Weitere Infos unter www.sophia-cull.de.