Digital Realty baut auf dem ehemaligen Neckermann-Gelände Umspannwerk steht schon

Die Bauarbeiten für den Digital-Park Fechenheim auf dem ehemaligen Neckermann-Gelände gehen voran. Bild: sh

Fechenheim (tjs) – Im Jahr 2020 hat der amerikanische Konzern Digital Realty das ehemalige Neckermann-Areal in Fechenheim erworben, seit 2021 wird gebaut. Elf Rechenzentren sollen auf dem „Campus“ an der Hanauer Landstraße bis 2030 entstehen. Eines ist bereits da.

Das denkmalgeschützte Hauptgebäude, der Eiermann-Bau, wird derzeit noch umgebaut: In der Mitte entkernt, sind die beiden äußeren Riegel erhalten, und auch die Fassade mit den charakteristischen Außentreppen bleibt, wie sie ist. Dahinter ist bereits ein Umspannwerk entstanden. Dort wird der Strom von 110 Kilovolt auf zehn Kilovolt umgewandelt. Ein langer Tunnel, an dem zurzeit gearbeitet wird, führt später die Versorgungsleitungen vom Umspannwerk zu den einzelnen Rechenzentren. Strom ist die maßgebliche Größe für Rechenzentren. Im Digital-Park-Fechenheim werden, wenn schließlich alle Verbraucher angeschlossen sind, jährlich 120 Gigawattstunden verbraucht. Dies entspricht etwa einem Prozent der Energiemenge, die die Mainova bislang jährlich verkauft.

Das meiste der Energie geht in die Kühlung der Rechenzentren. Auf dem Dach des Egon-Eiermann-Gebäudes hat Digital Realty große Vorrichtungen installiert, die an V-förmige Wannen erinnern. Dort soll das Kühlwasser aus den Rechenzentren abkühlen. Sinnvoller wäre, die Abwärme zu nutzen, um Nah- und Fernwärme zu erzeugen. Genau das hat Digital Realty vor. Demnach soll die Abluft, die die Rechenzentren mit etwa 30 Grad verlässt, mit großen Wärmepumpen – die natürlich auch Strom benötigen – auf bis zu 110 Grad erwärmt werden, um dann umgekehrt Wasser zu heizen, das ins Fernwärmenetz der Mainova eingespeist wird. Noch ist kein Vertrag geschlossen, noch wird geprüft. Doch nach dem derzeitigen Planungsstand könnte die Mainova Wärme für bis zu 3600 Haushalte am Rechenzentrum ins Netz einspeisen.

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Zudem heizt Digital Realty ab Oktober 2025 rund 30.000 Quadratmeter des Immobilienunternehmens Oswe, dem auch einige der Gebäude auf dem Neckermann-Areal gehörten, sowie das Lager des an der Hanauer Landstraße gelegenen Naturholz-Möbelgeschäfts.

Es sollen außerdem weitere 18.000 Quadratmeter Büro- und Lagerfläche auf dem Digital-Park Fechenheim mit der Abwärme beheizt werden, darunter auch der Deutschland-Sitz von Digital Realty. Das Unternehmen betreibt in Frankfurt bereits ein Rechenzentrum in Niederrad. Das Unternehmen betreibt 300 solcher Zentren in 28 Ländern.

Für Bauherren ist es in Zeiten von Inflation und steigenden Zinsen kein leichtes Ziel, kostengünstig zu bauen. Volker Ludwig, Managing Director bei Digital Realty, will zur genauen Investitionssumme auch nichts sagen, spricht aber von einem „dreistelligen Millionenbetrag“. Die Baufirmen ihrerseits seien inzwischen froh, noch Aufträge ausführen zu können, glaubt Thomas Wacker, Director Design, Engineering & Construction bei Digital Realty.

Deswegen gehen die Arbeiten auch voran, kürzlich konnten bereits zwei Neubauten mit dem Richtkranz geschmückt werden. Im kommenden Jahr sollen sie fertig sein, dann werden drei der elf Rechenzentren bereits den Betrieb aufgenommen haben.

„In der endgültigen Fertigstellung sind wir flexibel“, sagt Wacker. „Wichtig ist, dass erst einmal die Infrastruktur fertig wird.“ Das Umspannwerk soll in wenigen Wochen den Dienst beginnen, die Leitungen fertig sein. Dann werden Gras und Bäume gepflanzt auf dem späteren Campusplatz. Die anderen Rechenzentren kann Digital Realty erstellen, sobald Kunden Interesse haben.

Dass diese Kunden kommen, da ist Ludwig sicher. Frankfurt mit seinen Unternehmen, seinen Rechenzentren und seinem Internet-Knoten sei eine der wesentlichen Schnittstellen der Digitalisierung. „Wir haben das Gelände des Digital-Park Fechenheim erworben, um der steigenden Nachfrage nach Rechenzentren im Rhein-Main-Gebiet entgegenzukommen.“ Nachhaltigkeit habe dabei höchste Priorität. „Wir beziehen Strom aus erneuerbaren Energien und haben mit Engie eine Vereinbarung zur der Entwicklung eines 154 Megawatt-Solarparks in Deutschland geschlossen“, sagte Ludwig. Auf dem Gelände in Fechenheim soll möglichst viel Fläche entsiegelt und bepflanzt werden. „Wir nutzen Regenwasser“, sagt Wacker, „und arbeiten eng mit den Naturschutzbehörden zusammen.“