Mosaike der Erinnerung machen das Unfassbare greifbar Corona-Pop-up-Ausstellung im HMF

In der Corona-Pop-up-Ausstellung im Historischen Museum sind selbst genähte Masken die Exponate, die angesichts der Corona-Pandemie mit Sicherheit nicht fehlen dürfen. Bild: -

Altstadt (iz) – Selbstgenähte Mundschutz-Masken sind wahrscheinlich das erste, was einem einfällt, wenn man an die Anfangszeit der Pandemie zurückdenkt. Medizinische Masken waren nur sehr schwer zu bekommen. Kein Wunder also, dass diese den Weg in die Corona-Pop-up-Ausstellung des Historischen Museums geschafft haben. „Da wir ein Frankfurter Museum sind, haben wir darauf geachtet, dass die Exponate einen Bezug zur Stadt und zum Thema haben“, sagt Kuratorin Dorothee Linnemann, die für Sammlungen Grafik, Fotografie, Medien und Kommunikation zuständig ist.

Mit dabei unter den 270 Corona-Objekten sind Zeichnungen und Basteleien von Kindern, etwa ein Bild mit einem Regenbogen, der den Zusammenhalt und den Optimismus in der Pandemie ausstrahlen sollte. Heraus sticht das Corona-Hochhaus. Sasa Ginic hat es während der Pandemie aus 306 negativen Teststäbchen zusammengesetzt. „Es ist etwas instabil, höher hätte er also nicht werden dürfen“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Ginic sieht in den Teststäbchen etwas Gutes: „Mit jedem negativen Test haben wir dem Corona-Virus ein Schnippchen geschlagen. Wenn sich einer im Freunde- oder Familienkreis dann doch mit Corona angesteckt hat, war das gefühlt fast schlimmer als jede Geschlechtskrankheit.“ Von seinem Bruder wird das „Corona-Trade-Center“ liebevoll „Spucketurm“ genannt. „Ich selbst fand die Tests immer gut, denn am Anfang der Pandemie wusste man nie, woran man ist. Die Tests haben einem dann Sicherheit gegeben“, sagt Ginic.

Die Exponate stammen von unterschiedlichen Personen, Gruppen, Einrichtungen. „Wir haben schon von Anfang an der Corona-Pandemie begonnen, eine Sammlung zusammenzustellen, weil es deutlich war, dass wir eine besondere Zeit erleben, die irgendwann historisch wird“, sagt Kuratorin Nina Gorgus, die im Museum unter anderem für die Sammlungen von Alltagskultur und Spielzeug zuständig ist. Das Museum rief ab März 2020 die Bevölkerung auf, Gegenstände einzureichen oder vorzuschlagen. „Es erreichten uns in der Zeit viele E-Mails mit Geschichten und Bildern, aber auch Pakete mit Gegenständen“, sagt Gorgus. Die Ausstellung, die zunächst nur für ein Wochenende zu sehen war, sollte unter anderem die Schenker und die Museumsmitarbeiter zusammenbringen. „Wir haben viele von ihnen noch gar nicht gesehen. Jetzt mit etwas Abstand zur Pandemie wollen wir die Möglichkeit nutzen, zu reflektieren. Und auch Menschen die Möglichkeit geben, die vorher nicht kommen konnten, jetzt noch Gegenstände abzugeben, denn die Sammlung wird weitergehen“, verdeutlicht Linnemann. So sollen Mosaike der Erinnerung geschaffen werden.

Auch digital ist einiges passiert, wie die dritte Kuratorin Franziska Mucha von der digitalen Museumspraxis berichtet: „Wir haben 138 Beiträge über das Stadtlabor bekommen, darunter Einträge mit vielen Fotos.“ Wie von Marion Eckstein, die Frankfurt und die damalige Leere jeden Tag fotografierte. Auch ein Bild mit Hefe befindet sich darunter: „Die war zu der Zeit ja so plötzlich heiß begehrt wie auch das Toilettenpapier“, erinnert sich Eckstein. Wer sich die Beiträge ansehen oder eigene Erinnerungen hochladen möchte, kann das online auf historisches-museum-frankfurt.de/stadtlabor-digital.

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