Jugend zwischen Corona-Folgen und globalen Krisen Ergebnisse der Juco-Studie liegen vor

Die Goethe Uni in Frankfurt hat die Juco-Studie mit der Uni Hildesheim ausgeführt. Bild: Drusche

Frankfurt (red) – Dass viele Jugendliche Zukunftsängste haben, zeigte sich bereits in den drei vorherigen sogenannten Juco-Studien. Im Laufe der vier ersten wird deutlich: Diese Ängste sind mit dem Ende der Pandemie nicht unbedeutender geworden. Junge Menschen nehmen politische Entwicklungen und globale Krisen sensibel wahr. Anna Lips von der Universität Hildesheim ordnet dieses Ergebnis ein: „Junge Menschen sind dabei, ihren Platz in der Welt zu finden. Reiht sich eine Krise an die andere, kann dies zu einer Orientierungslosigkeit führen.“ Auch der Kommentar einer Studienteilnehmerin unterstreicht die Unsicherheit, mit der junge Menschen konfrontiert sind: „Ich habe zwar einen Plan im Leben, aber ich werde mit all diesen Dingen rechnen und leben müssen.“

Die Daten der Studie zeigen außerdem: Junge Frauen machen sich – wie bereits in der Pandemiesituation – mehr Sorgen als junge Männer. Und auch ihre Zukunftsperspektiven und die aktuelle Situation in Deutschland betrachten sie weniger zuversichtlich. In der vierten Juco-Studie machte sich nur jede zehnte junge Frau keine Sorgen über gesellschaftliche Entwicklungen, mehr als ein Viertel ist teilweise besorgt und 62 Prozent zeigen sich besorgt. Unter jungen Männern ist fast jeder Fünfte unbesorgt, ein Viertel sind teilweise besorgt, und 56 Prozent machen sich Sorgen über das, was aktuell in Deutschland passiert.

Zu den Folgen der Pandemie gehört ebenfalls, dass viele junge Menschen unsicher im Umgang mit anderen geworden sind. Die Zeiten der Lockdowns, Kontaktbeschränkungen und Abstandsregelungen sind also nicht folgenlos für junge Menschen geblieben. Die Erfahrung der Pandemie wirkt im sozialen Miteinander unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen nach.

Schon lange wird die konsequente Umsetzung des Rechts auf Beteiligung und Mitbestimmung für junge Menschen gefordert. Hier zeigen die Juco-Studien: Die Anzahl der Personen nimmt ab, die das Gefühl haben, die Situation von jungen Menschen sei für politisch Verantwortliche wichtig oder ihre Anliegen würden gehört. Diesen Trend umzukehren, liege in der Verantwortung von Erwachsenen, so der Forschungsverbund. Es gehe darum, junge Menschen in ihren Kompetenzen und ihren Anliegen ernst zu nehmen und sie an Entscheidungen, die sie betreffen, zu beteiligen.

Junge Menschen wollen mitgestalten, aber dafür braucht es die richtigen Rahmenbedingungen und die Bereitschaft der Erwachsenen. Zwar wurden nach der Pandemie Projekte für junge Menschen initiiert, gleichzeitig werden aber im sozial- und jugendpolitischen Bereich massiv finanzielle Mittel gekürzt. Dies sieht der Forschungsverbund als fatales Signal – auch an junge Menschen selbst. „Die Ergebnisse der Studien haben eindrücklich gezeigt, dass Jugendliche verlässliche Unterstützungsstrukturen brauchen, die sie selbst mitgestalten können“, plädiert Johanna Wilmes von der Goethe Uni Frankfurt. „Viele junge Menschen spüren die Folgen der Pandemie, sodass sie psychologische, medizinische und eben auch soziale Unterstützung brauchen. Da ist nun politischer Wille gefragt.“

Insgesamt nahmen an den vier Juco-Studien rund 20.000 junge Menschen zwischen 15 und 30 Jahren aus ganz Deutschland teil. Die Studie Juco IV wurde im Februar 2023 ausgeführt, es beteiligten sich 1185 junge Menschen. 68 Prozent der Befragten waren Mädchen und junge Frauen. Der Forschungsverbund „Kindheit – Jugend – Familie in der Corona-Zeit“ setzt sich zusammen aus dem Institut für Sozial- und Organisationspädagogik an der Uni Hildesheim und dem Institut für Sozialpädagogik und Erwachsenenbildung an der Goethe-Universität. Die Studienergebnisse gibt es online auf https://doi.org/10.18442/250.