Kassenärztliche Vereinigung Hessen stellt Projekt vor „Coronapandemie macht Kinder und Jugendliche psychisch krank“

Die Corona-Pandemie wirkt sich auf die Psyche von Kindern aus. Foto: KVH/p

Gallus (zmo) – Eingeladen wurde zur Konferenz in die Räume der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen (KVH) im Frankfurter Gallusviertel. Der hessische Sozial- und Integrationsminister Kai Klose war zuvor als Gast angekündigt worden. Die überraschend kurzfristige Absage aus „organisatorischen Gründen“ beschränkte sich dann auf eine schriftliche Information über ein Thema, das vor allem Kinder und Jugendliche betrifft, Ärzten und Eltern derzeit große Sorge bereitet.

Die Corona-Pandemie hat ihren Schrecken offenbar noch lange nicht verloren. In allen Altersgruppen führt sie zusätzlich zu erheblichen psychischen Störungen, wobei besonders die Jüngeren betroffen sind.

Verhaltensauffälligkeiten, Essstörungen, Antriebslosigkeit bis hin zu Depressionen – inzwischen ist rund ein Drittel der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen durch Kita- und Schulschließungen, Homeschooling und soziale Isolierung aus dem Gleichgewicht geraten. In den Praxen hessischer Kinder- und Jugendpsychotherapeuten wird diese Entwicklung mit großer Sorge beobachtet.

„Wir können und wollen an dieser Stelle nicht einfach zusehen“, sagen der Vorstand der KVH, Frank Dastych, und Dr. Eckhard Starke, der zusammen mit dem Hessischen Sozialministerium auf die Folgen der Pandemie hinweist. „Gemeinsam mit niedergelassenen Kinder- und Jugendpsychotherapeuten, die täglich in ihren Praxen erleben, wie sehr sich die Corona-Pandemie auch auf das psychische Wohl der Jüngeren auswirkt, haben wir daher entschieden, umgehend zu handeln. Entstanden sind vier Filme, die für die Belastungen und Störungen in den jeweiligen Altersgruppen sensibilisieren sollen und darüber hinaus wertvolle Hinweise zur Selbsthilfe oder zur Notwendigkeit einer psychotherapeutischen Behandlung geben“, heißt es von den Sprechern der KVH.

Produziert wurden die Filme von der Berliner Firma Libra. Das Fachwissen lieferten dazu die drei Kinder- und Jugendpsychotherapeuten Ariadne Sartorius, Tanja-Maria Müller und Thomas Manthey.

Die KVH hat die Filme auf ihrer Webseite www.kvhessen. de/presse/pt-film veröffentlicht. Aufmerksamkeitsstarke Postings in den sozialen Medien sollen nun für eine möglichst große Reichweite sorgen. Darüber hinaus wird die KVH auch die hessischen Kindertageseinrichtungen, Schulen, Fachkräfte und Lehrpersonal auf die Filme hinweisen.

„Die Coronamaßnahmen haben viele Kinder und ihre Familien an die Grenzen ihrer Belastbarkeit gebracht. Was das langfristig für die Entwicklungs- und Lernprozesse von Kindern und Jugendlichen bedeutet, können wir heute noch gar nicht sagen“, erklärt Therapeutin Tanja Müller, die darauf hinweist, dass vor allem eine frühzeitige Behandlung wichtig ist.

Für den Frankfurter Kinderpsychiater Dr. Thomas Manthey steht fest: „Es wird vermehrt fachlicher Unterstützung bedürfen, damit sich junge Menschen wieder stabilisieren. Wichtig ist es, die Alltagsstrukturen wieder herzustellen. Ob allerdings die Rückkehr in den Kita- oder Schulalltag ausreicht, psychische Belastungen zu reduzieren, wird sich erst langfristig zeigen. Immerhin: Viele Kinder, Jugendliche und Eltern werden nun erst einmal entlastet.“