Mentoring-Programm „Socius“: Jörg Rosemann hilft afghanischem Geflüchteten bei Ausbildung „Erleichtert, dass er es geschafft hat“

Jörg Rosemann ist Mentor bei Socius.

Frankfurt (red) – Die beiden Männer wirken wie alte Freunde, dabei kennen sie sich erst knapp drei Jahre: Mahsoud Khorasan (25), Auszubildender aus Afghanistan und Jörg Rosemann (63), selbstständiger Steinmetzmeister in Frankfurt. Seit 2019 bilden die beiden ein Tandem, ein Paar aus Mentor und Mentee, im Mentoring-Programm „Socius“ der evangelischen Kirche in Frankfurt und Offenbach.

„Ich hatte schon länger den Wunsch, Geflüchteten bei der Integration in Deutschland zu helfen“, erzählt Rosemann. Über einen Zeitungsbericht wird er auf das Ausbildungsprogramm von Socius aufmerksam und bewirbt sich. In dem Mentoring-Programm begleiten ehrenamtliche Mentoren Migranten und Geflüchtete in Frankfurt im Alltag und helfen ihnen bei der Integration in die Stadtgesellschaft.

Die Unterstützung ist dabei ganz auf die persönlichen Bedürfnisse der Mentees abgestimmt und reicht von der Hilfe bei Behördengängen über gemeinsame Freizeitaktivitäten bis hin zur Suche nach einem Ausbildungsplatz. Auf ihr Engagement werden die Mentoren in einem einjährigen Ausbildungsprogramm vorbereitet. So erhalten sie etwa Schulungen zu zentralen Themen in der Arbeit mit Migranten und Geflüchteten – wie Rechtsgrundlagen und Spracherwerb.

Bereits nach einem halben Jahr im Vorbereitungskurs werden Rosemann und Khorasan „gematched“, wie das Zusammenbringen von Mentor und Mentee genannt wird. Eine echte Erfolgsvermittlung, wie sich zeigen wird: Nicht nur sind sich die beiden Männer von Beginn an sympathisch. Als selbstständiger Steinmetzmeister bringt Rosemann viel Handwerkerwissen mit und weiß, worauf es bei einer betrieblichen Ausbildung ankommt. Und dieses Wissen kann Khorasan gut gebrauchen: In Afghanistan hat der junge Mann viele Jahre mit Autos gearbeitet und möchte in Deutschland KFZ-Mechatroniker werden. Mit seinem Mentor macht er sich auf die Suche nach einem Ausbildungsplatz. „Der Start war für Mahsoud wirklich nicht leicht. Einem kleinen Praktikum in einem KFZ-Betrieb folgte ein weiteres in einer Autolackiererei, das der Chef aber bereits nach zwei Tagen wieder beendete, da er kein Potenzial in Mahsoud sah“, erinnert sich Rosemann: „Das fand ich sehr frustrierend. Es sollten doch gerade die Unterstützung bekommen, die leistungsmäßig schwächer sind.“

Doch die beiden geben nicht auf. Über die Handwerkskammer hat Khorasan die Möglichkeit, ein weiteres Praktikum in einem Frankfurter KFZ-Betrieb zu machen. Der junge Mann arbeitet sehr engagiert, ist pünktlich, zuverlässig und hinterlässt einen so positiven Eindruck im Betrieb, dass er trotz fehlendem Hauptschulabschluss eine Anschlussqualifizierung machen kann und nach einer Probezeit schließlich einen Ausbildungsplatz erhält. „Ich war total erleichtert, dass er es geschafft hat“, berichtet Jörg Rosemann. Nach diesem Erfolg begleitet er seinen Schützling weiter. Einmal die Woche treffen sie sich, gehen gemeinsam den Berufsschulstoff durch, bereiten Tests und Prüfungen vor oder lernen schwierige Fachwörter. Das Mentoring-Programm Socius startet im Oktober einen neuen Ausbildungskurs und sucht Freiwillige als Mentoren, Infos online auf socius-frankfurt.de.