Auf Entdeckungsreise in den Frankfurter Stadtteilen Frankfurter Berg: Jung und bunt

Die Hochhäuser vom S-Bahnhof aus gesehen. Mit dabei: Das zweithöchste Wohnhochhaus Frankfurts.

Frankfurt (sh) – Nennt man einen Frankfurter Stadtteil, hat fast jeder ein bestimmtes Wahrzeichen, etwas für den Stadtteil Typisches oder auch ein Klischee vor Augen. Redakteurin Sabine Hagemann hat die Frankfurter Stadtteile besucht, sie erlaufen, auf sich wirken lassen und sich umgeschaut, was es dort neben den üblichen Sehenswürdigkeiten noch so gibt.

Dieses Mal schaue ich mir den Nachwuchs an. Der Frankfurter Berg ist der jüngste Stadtteil Frankfurts. Zwar entstand schon Mitte der 1930er-Jahre die Arbeitersiedlung Frankfurter Berg, das größte Gebiet der Siedlung wurde jedoch Bonames zugeordnet, ein Teil befand sich auf Eschersheimer Gemarkung, ein Teil gehörte zu Berkersheim. 1996 wurde der Frankfurter Berg per Magistratsbeschluss ein eigener Stadtteil. Im vergangenen Jahr feierten die Bewohner mit „25 plus 1 Jahren Frankfurter Berg“ ein zünftiges Stadtteilfest. Zehn Jahre vor der Ernennung zum eigenen Stadtteil wurde der Bahnhof Frankfurt-Bonames feierlich in Frankfurter Berg umbenannt. Man könnte also den Stadtteil mit der S-Bahn ansteuern, wenn dort nicht gerade Bauarbeiten im Gang wären. Sicherheitshalber nähere ich mich meinem Ziel über Preungesheim – dort komme ich mit der U-Bahn hin.

Von dort aus geht es die Homburger Landstraße entlang. Links von mir befindet sich hinter Zäunen die ehemalige Drake-Kaserne, die von der Bundespolizei genutzt wird. Ein Stückchen weiter biege ich nach rechts in den Kaiserkronenweg ein und passiere an der Sonnentaustraße das Bürgerzentrum, wo der Bürgerverein Frankfurter Berg seine Bürgersprechstunden abhält. Auf dem Terminaushang ist auch das Stadtteilwappen des Frankfurter Bergs abgedruckt, das 2012 in seiner jetzigen Form von den Bürgern des Frankfurter Bergs gewählt und ein Jahr später vom Magistrat als Symbol anerkannt wurde. Es zeigt einen Apfelbaum, eine Ziegelmauer mit Maurerkelle und Siedlungshäuser auf einer Anhöhe. Folgt man dem Kaiserkronenweg weiter, gelangt man auf das Gebiet der ehemaligen Edwards Kaserne und Edwards Housing, wo nun Wohnhäuser stehen. Dazwischen rauchen die Schornsteine des Mainova Heizkraftwerks Frankfurter Berg. Mir gefällt gut, dass viele Wohnhäuser bunte Fassaden haben, zum Teil sind sie kontrastreich voneinander abgesetzt. Es sind schöne Farbtupfer in dem einheitlichen Baustil. Auch die „blumigen“ Straßennamen mag ich.

Ich setze meine Tour Richtung Berkersheimer Weg fort. Dort begrüßt mich vor der Ladenpassage ein grün-blaues Kunstwerk, das sich durch das Laub schlängelt. Gleichzeitig ist das schnörkelige Gebilde eine Sitzgelegenheit. An sich eine nette Idee, leider wirkt es aufgrund des derzeitigen Schmuddelwetters nicht besonders einladend. Ich begebe mich in die Julius-Brecht-Straße, wo Frankfurts zweithöchstes Wohnhochhaus steht – das mit der Hausnummer 3. Mit mehr als 70 Metern ragt es in die Höhe. Die Hochhäuser sind eher schmucklos, aber von einer Wohnung in den oberen Etagen hat man bestimmt einen tollen Ausblick. Ein großes Graffito in der Nähe des Jugendhauses zeigt den Blick der Jugend auf ihren Stadtteil: Unter dem Schriftzug „Frankfurter Berg“ sind coole Hip-Hopper abgebildet sowie ein Hund und Jugendliche, die im Grünen chillen. Auch die markanten Hochhäuser sind drauf und die Bahnstrecke, die im Norden des Stadtteils verläuft. Eine bunte, kontrastreiche Mischung.

Ich laufe wieder ein Stückchen die Homburger Landstraße zurück, biege in den Wacholderweg ein, passiere dabei die katholische Kirche Allerheiligste Dreifaltigkeit und steuere die Sportanlage der TSG Frankfurter Berg an. Der Verein hat neben Fußball und Handball auch Turnen, Yoga und Badminton im Angebot. Weiter geht es über den Fliederweg zum Wickenweg, wo sich die evangelische Bethanienkirche befindet. Sie steht im Zentrum der Siedlung Frankfurter Berg. Besonders auffällig finde ich an dem Bauwerk das Spitztonnendach und das runde Fenster darin. Ein hübscher Kontrast zu den Siedlungshäusern. Ich marschiere durch die in verbundenen Bögen verlaufenden, gepflegten Straßen der Siedlung, die ebenfalls alle botanische Namen tragen, und gelange am Ende des Ebereschenwegs – ganz in der Nähe der Bahngleise – an ein Gartentor, an dem ein Holzschild mit der Aufschrift „Hortus Nucis“ angebracht ist. Aufgrund der Jahreszeit ist dahinter nicht viel zu sehen, aber ich nehme mir aus einer dort angebrachten Box einen Flyer mit. Daraus erfahre ich, dass es sich bei „Hortus Nucis“ um einen nach der Hortus-Bewegung in drei Zonen angelegten Permakultur-Garten der ehrenamtlichen Wildnislotsin der Stadt Frankfurt, Julia Auer, handelt. Aufgrund einer Baumaßnahme der Deutschen Bahn müssen allerdings Teile des Gartens gerodet werden, sodass nach Informationen auf der Internetseite hortus-nucis.de das Hortus-Konzept nicht mehr umsetzbar sei. Dennoch will die Naturschützerin versuchen, die Strukturen so gut es geht aufrecht zu erhalten.

Ich laufe aus der Siedlung wieder heraus und begebe mich Richtung S-Bahn-Station „Frankfurter Berg“, wo, wie erwähnt, gerade schwer gebaut wird, da die Linie S6 eigene Gleise erhält. Von der Brücke, die über die Gleise führt, blickt man auf die Hochhaussiedlung, auf der gegenüberliegenden Seite schaut man aufs Grüne, denn dort geht es Richtung Niddaaue – mein nächster Zielpunkt. Ich passiere das Baugebiet Im Hilgenfeld, wo moderne Wohnhäuser den Straßenrand säumen und folge der Homburger Landstraße zur Nidda. Rechts von mir führen Wege durch die Felder, auf denen einige Hundehalter mit ihren Vierbeinern unterwegs sind. Entlang der Nidda lässt es sich schön spazieren gehen. Auf der anderen Flussseite bringt mich ein Bus nach Bonames, von wo aus ich den Heimweg antrete.

Weitere Artikelbilder