Rettungsring für die Mainfähre in letzter Sekunde Mainfähre vor dem Absaufen gerettet

Die Mainfähre wurde im letzten Moment vor dem Aus gerettet (von links): Süwag-Vorstandsmietglied Mike Schuler, Fährmann Sven Junghans, Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) und Wolfgang Siefert, künftiger Verkehrsdezernent von Frankfurt. Bild: Zöllner

Höchst (iz) – Gerade noch rechtzeitig vor dem endgültigen Aus der Mainfähre ist Pächter und Fährmann Sven Junghans von der Stadt Frankfurt und dem Energieversorger Süwag der Rettungsring zugeworfen worden. Im Mai hatte Junghans angekündigt, aufgrund der misslichen Lage bedingt durch Corona, Ukraine-Krieg und explodierenden Energiekosten den Betrieb einstellen zu müssen, sollte keine Unterstützung vonseiten der Stadt erfolgen. Das und ein Zeitungsartikel haben eine schnelle Handlung bewirkt. Das Medieninteresse beim Pressetermin ist entsprechend groß.

Jetzt soll Geld in die Mainfähre fließen, die zwischen den Stadtteilen Höchst und Schwanheim pendelt. Die Stadt Frankfurt bezuschusst laut Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) und dem künftigen Verkehrsdezernenten Wolfgang Siefert (Grüne) 50.000 Euro plus maximal 25.000 Euro für Dieselkosten sowie Beträge für größere Reparaturen. Zuletzt war der Propeller (Schiffsschraube) kaputt gegangen und hatte Kosten in Höhe von 5000 Euro verursacht, die jetzt auch von der Stadt übernommen wurden.

Die Fährverbindung besteht schon seit 1623. „Die Fähre ist aus Höchst nicht wegzudenken. Sie ist eine wichtige Tradition und fester Bestandteil des GrünGürtels. Uns wurde nahe gelegt, die Fähre nicht ,absaufen’ zu lassen“, sagt Josef. Laut Siefert ist es nicht das erste Mal, dass die Fähre kurz vor dem Aus stand. „In der Historie der Fähre gab es schon mehrere Höhen und Tiefen. 1991 brandete die Diskussion auf, als die Brücke gebaut wurde, den Fährbetrieb einzustellen“, berichtet er.

Mike Schuler, Vorstandsmitglied bei der Süwag, stellt die Bedeutung der Mainfähre heraus. „Ich kann von meinem Büro in der Unternehmenszentrale die Fähre sehen. Ich hätte es mir nicht vorstellen können, dass sie nicht mehr fährt.“ Die Süwag habe in Absprache mit Fährmann Junghans daher schnell und unbürokratisch ein Paket geschnürt, mit dem die Fähre die kommenden zwei Jahre über Wasser bleibt. Künftig läuft sie unter dem Namen „Mainfähre Walter Kolb powered by Süwag“.

Diese Tatsache erleichtert Ortsvorsteherin Susanne Serke vom Ortsbeirat sechs, merkt aber auch kritisch an: „Es stimmt mich traurig, dass es erst ein so lauter Schrei sein musste, bevor ein solches Kulturgut gerettet wurde.“ Das Jubiläum zum 400-Jährigen sollte mit deutlich mehr Aufmerksamkeit und angemessener begangen werden, als „nur mit Sonderfahrten für Einzelne am 8. Juli“. „Wir reden hier von einer Sicherung von zwei Jahren. Wie stellt dann die Stadt sicher, dass wir in zwei Jahren nicht wieder am gleichen Punkt stehen?“, fragt sie. Gefühlt müsse der Westen der Stadt stets lauter schreien, als der Rest von Frankfurt, um Gehör zu finden.

In der Zeit vor Corona hat Junghans im Schnitt 50.000 Passagiere und Fahrräder befördert. Zuletzt waren es im Schnitt 8000. An einem guten Sommertag fährt er gut und gern 120 Mal über den Main. Das Schiff kann auch für Events gebucht werden. Der Fahrpreis liegt seit einigen Jahren bei 1,50 Euro, Fahrräder kosten nicht extra. Der Fährmann glaubt aber, dass die Passagiere nicht bereit wären, mehr zu bezahlen.

Wie die Finanzlage im Einzelnen genau aussieht, das will sich die Stadt genauer ansehen. „Schließlich handelt es sich bei dem Zuschuss auch um Steuergelder. Wir stecken es letztlich in ein Unternehmen, da der Fährbetrieb vorher eigenwirtschaftlich gelaufen ist. Daher müssen wir einen Blick und die Finanzbücher werfen, um ein Konzept zu entwickeln“, betont Siefert. Die Zuschüsse seien wie Notnägel aktuell drauf gehämmert.

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