Über 100 interessierte Bürger stehen an den Ufern zur Überfahrt bereit Fähre legt in Mühlheim an

Für ein paar Stunden hatten die Mühlheimer wieder eine Fähre. Foto: nj

Mühlheim (nj) – Es ist nun schon rund drei Jahre her, dass die Fähre zwischen Mühlheim und Maintal einen ganzen Tag lang gefahren ist. Seitdem gleicht das Ringen um eine Wiederinbetriebnahme an eine Odyssee, mit Ausfällen, einer unklaren Politik und vielen Fragezeichen. Geändert hat sich seitdem nicht viel, doch die Bürgerinitiative Mainfähre Mühlheim/Maintal hat vergangenen Mittwoch zumindest Erinnerungen mit einer extra bestellten Fähre aufleben lassen.

Ein dumpfer Schlag und die Rampe der Fähre aus Höchst hat angelegt. „Ich begrüße die Walter Kolb herzlich am Mühlheimer Ufer“, hieß Petra Schneider die bestellte Fähre als Sprecherin der BI willkommen. Trotz des ungemütlichen Wetters und der akuten Pandemie fanden sich auf beiden Uferseiten jeweils etwa 100 Menschen ein.

Egal ob Mühlheimer oder Maintaler, beide Seiten sehen das Thema mit Wehmut. Sie alle wollen mit der Fähre wieder auf die andere Seite.

Zunutze machte sich die einmalige Verbindung zum Beispiel ein Radfahrer aus Offenbach. Der Rentner mit einem Citybike legte seine allwöchentliche Radtour extra auf den vergangenen Mittwoch, um mal wieder die andere Mainseite ohne große Umwege anfahren zu können. Auch die beiden Labradore Rumo und Flora freuten sich, während sie auf der Fähre standen. Das Herrchen aus Maintal erzählte, dass die Hunde in Mühlheim einfacher in den Fluss laufen können.

Am Ufer des Main-Kinzig-Kreises hatte Klaus Seibert, Sprecher der BI, für die Maintaler das Wort. In seiner Rede fasste er das Versagen der Politik in den letzten drei Jahren zusammen und erhielt Applaus und positive Zurufe. „Ich möchte die 120 Jahre alte Tradition am Ufer beibehalten“, fuhr Seibert fort und beendete seine Rede mit dem Wunsch, weiter Unterstützung für die Zukunft zu erhalten.

Sven Junghans, der Kapitän an diesem Tag und Pächter der Personenfähre „Walter Kolb“, hat selbst im Moment Probleme, die Verbindung zwischen Höchst und Schwanheim rentabel weiterzuführen. „Es ist wichtig historische Fährverbindungen zu behalten und zu unterstützen“, erzählt er, während er die Fähre ans jeweils andere Ufer setzt.

So erklärt der Kapitän, dass er mit seiner Fahrerlaubnis in ganz Deutschland weitaus rentablere Jobs annehmen könne, doch die Tradition führe er mit Stolz fort.

Die rot weiße Fähre legte rückwärts ab und nach etwa einem Drittel des Mains vollzog Junghans eine Dreipunktwende, um dann mit seiner Rampe an das jeweils andere Ufer zu schiffen.

Die musikalische Unterstützung lieferten Rudi Eitel auf Mühlheimer- und Ernesto Schwarz auf Maintalerseite. Nach rund einer halben Stunde wechselten die Musiker, um ihre teils eigens komponierten Lieder dem anderen Publikum vorzutragen.

Die kurzweilige Fährverbindung endete rund eine Stunde später mit insgesamt 30 Überfahrten. Kapitän Junghans kündigte mit den Worten „Letzte Tour, denken Sie daran, dass Sie nicht auf der falschen Seite sind. Ich weiß nicht, wann wir wiederkommen“, die letzten Fahrten an.

Anschließend machte sich die Walter Kolb wieder auf den etwa dreistündigen Rückweg und passierte dabei zwei Schleusen am Main.