„Fliegendes Künstlerzimmer“ in Preungesheim Miteinander stärker werden

Jeanne Charlotte Vogt (links) und die Künstler Rosi Grillmair und Florian Mayr. Bild: Faure

Preungesheim (jf) – Hell und freundlich, viel Holz, viel Platz. Durch Türen und drei Oberlichter strömt Licht. Schon seit Tagen klopfen Neugierige an die Türen des quadratischen Baus auf dem Gravensteiner Platz in Preungesheim. Nun wurde das „Fliegende Künstlerzimmer“ offiziell eröffnet. Wera Eiselt, Ortsvorsteherin, begrüßte die Gäste. Bereits 2021 plädierte der Ortsbeirat 10 dafür, dass dieses „Fliegende Künstlerzimmer“ in Preungesheim landet. Dann hat es doch noch gedauert aufgrund von Corona und vieler Anfragen bei den involvierten Behörden.

Friederike Schönhuth, Bereichsleiterin Kultur und Bildung der Crespo Foundation, dem Initiator des „Fliegenden Künstlerzimmers“, moderierte das Gespräch mit den zehn Partnern. Doch zunächst informierte ein Film über Aufbau und Funktionsweise dieses mobilen Raums.

„Wir freuen uns, dass wir uns das Künstlerzimmer schnappen konnten“, sagte Elke Voitl, Dezernentin für Soziales, Jugend, Familie und Senioren. Gerade in Preungesheim habe man im Quartiersmanagement einen Partner, „der sich saugut auskennt“. Nanine Delmas, Leiterin des Jugend- und Sozialamtes, trieb das Gemeinschaftskonzept von Crespo Foundation, Quartiersmanagement in der Trägerschaft der Diakonie Frankfurt und Offenbach, dem Verein NODE zur Förderung digitaler Kultur, der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung und dem Jugend- und Sozialamt voran: „’Geht nicht’ ist inakzeptabel. Wir suchten und fanden Lösungen.“

Nach Unterschieden zwischen dem „Fliegenden Künstlerzimmer“ an Schulen und diesem ersten „Fliegenden Künstlerzimmer“ im öffentlichen Raum gefragt, antwortete Christian Duve, Crespo Foundation: „Ähnlich bei beiden ist, dass man hingehen und mit den Künstlern vor Ort sprechen kann. Beim Pilotprojekt fällt die exponierte Lage mitten im Stadtteil auf. Es richtet sich an alle, an Ältere und Jüngere, quer durch alle sozialen Schichten.“

Angela Freiberg, seit zehn Jahren Quartiersmanagerin in Preungesheim, freut sich ebenfalls über das „Fliegende Künstlerzimmer“: „In unserem jungen Stadtteil finden immer wieder Pilotprojekte statt. Das Künstlerzimmer kann dazu beitragen, die Menschen auf dem Gravi [Gravensteiner Platz] zu vernetzen und sie zu stärken.“ Als „tollen Lernraum für Kinder und Jugendliche“ würdigte Henrik Philipsen von der Diakonie Frankfurt und Offenbach das Projekt. Jeanne Charlotte Vogt von NODE sieht im Künstlerzimmer auch eine Möglichkeit, die digitale Welt zu hinterfragen.

Die Künstlerin Rosi Grillmair sagte fröhlich: „Schön, dass ihr euch in unserem erweiterten Wohnzimmer wohlfühlt!“

Der gut 80 Quadratmeter große Holzquader ist nicht nur mit ineinander zu stapelnden Hockern, sondern auch mit Wandschränken, Schlafraum, Minibad, Nähmaschine und 3-D-Drucker sowie diversen Materialien, die man kreativ nutzen kann, ausgestattet. Nebenan steht nach Instandsetzung wieder der Bücherschrank. Vorher diente das „Fliegende Künstlerzimmer“ auch als Anlaufstelle für Büchergaben.

Mit im Künstlerzimmer wohnt Florian Mayr. „Eigentlich komme ich aus dem Klimaaktivismus. Die eindrücklichsten Momente hatte ich in Preungesheim mit Kindern, die naiv und wissbegierig sind. Wunderschön.“

Architekt Michel Müller erläuterte seine Intensionen: „Es geht darum, den Raum dehnbar zu machen, Übergänge zu schaffen, eine Wechselwirkung zwischen dem Raum und den Menschen zu ermöglichen.“ „Kinder und Jugendliche sollen sich unabhängig und selbstwirksam erfahren“, ergänzte Jana Weyer von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung.

Längst ist das Potenzial des „Fliegenden Künstlerzimmers“, das seit 2018 an Schulen unterwegs ist und nun erstmals im öffentlichen Raum steht, nicht ausgelotet. Zwei Jahre haben die Preungesheimer Zeit, den beinahe magischen Holzquader für sich zu entdecken, gemeinsam mit vierteljährlich wechselnden Künstlern. Im April zieht Anna-Luisa Lorenz, die sich als spekulative Designerin definiert, ein.

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