Zweimal verschoben und endlich im MMK: Ein Künstler, der seinen eigenen Weg ging Seit 20 Jahren wieder Duchamp

Museumsdirektorin Susanne Pfeffer gibt einen Überblick über das Schaffen des Künstlers.

Altstadt (nma) – Das Museum für Moderne Kunst zeigt bis Oktober die Ausstellung „Marcel Duchamp“. Der amerikanische Künstler hat sehr spezielle Werke geschaffen und dabei verschiedenste Bereiche der Kunst berührt. Es ist die erste große Ausstellung seiner Kunstwerke seit 20 Jahren.

Gleich zwei Mal musste die Ausstellung „Marcel Duchamp“ wegen der Pandemie verschoben werden, doch jetzt können Kunstinteressierte einen Blick auf die besondere und Grenzen freie Kunst von Marcel Duchamp werfen: Den Besucher des Museums für Moderne Kunst begrüßt das „Readymade“: Tägliche Gegenstände werden hier zu Kunstwerken. Auf dem Boden liegt ein Brett, an dem Kleiderhaken befestigt sind. Von der Decke hängen unter anderem eine Schaufel und ein Urinal. Über den erwähnten Kleiderhaken („Trébuchet“, im Deutschen: Stolperfalle) soll der Künstler in seinem Atelier selbst regelmäßig gestolpert sein.

Eigentlich wollte Duchamp den Kleiderhaken an die Wand bringen, doch wer hat für so etwas schon Zeit? Deshalb nagelte Duchamp das Brett am Boden fest, jetzt ist es eben Kunst. Duchamp wollte Grenzen aufbrechen und hat sich geweigert, Kunst in gut oder schlecht einzuteilen.

Die Ablehnung seiner Arbeit bei einer großen Ausstellung habe vermutlich dazu beigetragen, dass er Wertung von Kunst komplett abgelehnt hat, erläutert Museumsdirektorin Susanne Pfeffer. Zeit seines Lebens habe Duchamp Kunst machen wollen, die eigentlich keine Kunst ist: Die Ausstellung im MMK wechselt ständig ihr Gesicht, denn Marcel Duchamp hat viele verschiedene Arbeiten hinterlassen.

„Er war ein sehr guter Zeichner“, erklärt Pfeffer und weist auf die an der Wand aufgehängten Bilder. Auch aus der späteren Schaffenszeit seien Zeichnungen und Malereien erhalten, allerdings schien der Künstler in diesem Feld keine Perspektive zur Weiterentwicklung zu sehen. Briefe sind in der Ausstellung zu sehen, die wichtigsten kubistischen Arbeiten und der Tüftler-Charakter von Marcel Duchamp ist ebenfalls klar zu erkennen.

„Ihm wird oft eine Verbindung zu den Futuristen nachgesagt, aber Duchamp ist seinen eigenen Weg gegangen.“ Er habe sich im Kontext der Technologie eher für die Mechanik interessiert, anstatt für futuristische Erfindungen. Der Künstler hat Rota-Reliefs hergestellt, die eine psychedelische Wirkung entfalten, denn im MMK werden die Scheiben an der Wand gedreht. Es braucht eine gewisse Überwindung, den Blick von den sich hypnotisch bewegenden Scheiben abzuwenden.

Die Ausstellung im Museum für Moderne Kunst beinhaltet fast 700 Arbeiten von Duchamp aus den Schaffensjahren zwischen 1902 bis 1968. Eine Wand zeigt den Künstler in seinem Atelier, hier wurde er von einem jamaikanischen Fotografen in hohem Alter in Szene gesetzt. Ebenso war das Schachspiel Duchamps Leidenschaft. Das MMK widmet dem Thema einen eigenen Raum, zeigt hier unter anderem seine durch das Spiel inspirierten Kunstwerke und geht auf Duchamps erfolgreiche Schachkarriere ein. Er war Mitglied der französischen Nationalmannschaft und hat mit Co-Autoren sogar ein Fachbuch veröffentlicht. Die Ausstellung läuft bis 3. Oktober.

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