Von Salome bis Jack the Ripper Ausstellung im Städel Museum

Lovis Corinths Gemälde „Salome II“ (1900). Foto: Faure

Frankfurt (jf) – Der Wettbewerb zwischen Mann und Frau ist ein schier unerschöpfliches Thema. Und aktueller denn je: Es geht um Quoten, gleichen Lohn für gleiche Arbeit, Donald Trump und Hillary Clinton.

Gleichberechtigung? Müssen Männer jetzt eher dafür kämpfen als Frauen? Warum gibt es bei einer bekannten quadratischen Schokolade eine Ausgabe in Pink und mit einem Einhorn? Wieso bietet Facebook 60 Geschlechtsidentitäten zur Auswahl an? Warum gibt es eigentlich keine „Jane Bond“? Zur Vorbesichtigung der Exposition zitierte Städel Direktor Philipp Demandt Clotilde Koch-Gontard, die zur Zeit der Paulskirchen-Versammlung anerkennend als „Parlamentsmutter“ bezeichnet wurde. Sie schrieb 1848 in einem Brief an Freunde: „Ich habe es in den letzten Zeiten recht schmerzlich empfunden, nur eine Frau sein zu müssen, die das Zusehen hat und doch mit Gefühl und Tatkraft im Leben begabt ist.“ 200 Frauen durften den Debatten in der Paulskirche zuhören. Mitsprache- geschweige denn Wahlrecht hatten sie nicht. Erst ab 1919 durften Frauen in Deutschland wählen. „Eigentlich“, erklärte Kurator Felix Krämer, „wollten wir mit 1848 beginnen. Doch das gaben die Kunstwerke nicht her. Also haben wir den Zeitraum ab 1860 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs gewählt.“

Bilder aus bekannten Museen

Philipp Demandt zeigte sich „selbst überrascht, was alles wir geliehen bekommen haben“ – die 180 Objekte der Exposition kommen aus eigenen Beständen und aus weltbekannten Museen und Sammlungen wie dem Museum of Modern Art New York, dem Centre Pompidou Paris und dem Kunsthaus Zürich. Die Ausstellung „Geschlechterkampf. Von Franz von Stuck bis Frida Kahlo“ ermöglicht nicht nur einen erstaunlichen Blick auf das künstlerisch gespiegelte Spannungsverhältnis zwischen Mann und Frau, sie informiert, polarisiert und schockiert. „Im 19. Jahrhundert ist kein Stein auf dem anderen geblieben. Der Gang durch die Exposition ist beeindruckender als jede Geschichtslektüre“, würdigte Helmut Müller, Geschäftsführer des Kulturfonds Frankfurt RheinMain; der Kulturfonds unterstützt das Projekt im Rahmen des Schwerpunkts „Transit“.

Männliche und weibliche Rollenbilder

In zwölf Abschnitten werden zentrale Aspekte der Beziehungen zwischen den Geschlechtern in Malerei, Bildhauerei, Fotografie und im Film gezeigt. Von mythologischen Darstellungen wie Jean Benners „Salome“ (1899) bis hin zum Surrealismus mit Werken von Max Ernst, René Magritte, Frida Kahlo und Marcel Duchamp wird deutlich, wie sich männliche und weibliche Rollenbilder veränderten. Die Exposition erstreckt sich über beide Etagen des Hauses und ist thematisch gegliedert. Fünf monografische Kapitel, die sich den Künstlern Franz von Stuck, Jeanne Mammen, Félicien Rops, Edvard Munch und Lee Miller widmen, sind als besondere Abteilungen integriert.

„In den Werken steht eindeutig die Frau im Mittelpunkt. Doch die meisten Kunstwerke wurden von Männern geschaffen. Allerdings hat noch nie eine Ausstellung im Städel mehr Werke von Künstlerinnen gezeigt als diese“, unterstrich Felix Krämer. Außerdem wies er darauf hin, dass sich bislang sehr wenige Expositionen mit der Auseinandersetzung zwischen Mann und Frau in der Kunst beschäftigt haben. „Wir begeben uns mit dieser Ausstellung, die emotional besetzt ist, auf ein rutschiges Terrain“, sagte Kuratorin Felicity Korn. Die Schau ist bis zum 19. März 2017 zu sehen. Wer sich vorab informieren möchte, kann das online über das Digitorial, abrufbar unter www.staedelmuseum.de. Eine besondere Kooperation gibt es mit dem Deutschen Filmmuseum: Ab Januar 2017 sind dort die in der Ausstellung nur in Ausschnitten gezeigten Filme in voller Länge zu sehen – darunter der 1925/26 entstandene Film „Metropolis“ und „King Kong und die weiße Frau“ (1933).