Früherkennung am Uniklinikum Frankfurt Therapiezentrum für psychische Erkrankungen

Referenten sowie Organisatoren der Auftaktveranstaltung des Früherkennungs- und Therapiezentrums für psychische Erkrankungen. Bild: p

Niederrad/Sachsenhausen (red) – In den vergangenen Jahren wurden psychische Erkrankungen immer häufiger diagnostiziert und therapiert. Die Gründe dafür sind komplex. Fakt ist, dass eine erhöhte Nachfrage nach Fachärzten und -zentren besteht. Die Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Universitätsklinikum reagiert darauf mit dem Aufbau eines Früherkennungs- und Therapiezentrums (Fetz) für Erwachsene. Denn auch für psychische Erkrankungen gilt: Je eher sie erkannt werden, desto günstiger ist oft der Verlauf.

Aktuelle Zahlen der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde belegen, dass jährlich knapp 30 Prozent der Erwachsenen in Deutschland von einer psychischen Erkrankung betroffen sind. Auch die Jahre der Coronaviruspandemie haben für einen Anstieg psychischer Belastungen gesorgt. Die erhöhte Nachfrage nach psychiatrischen und psychotherapeutischen Therapieleistungen stellen das Gesundheitswesen und die Gesellschaft vor große Herausforderungen. Umso wichtiger sind die Früherkennung und Prävention von psychischen Erkrankungen. Dies gilt insbesondere für das Krankheitsspektrum der schizophrenen Psychosen, für das in den vergangenen Jahren international wirksame Methoden zur Diagnostik und Frühintervention etabliert wurden. In diesem Feld entscheidend mitwirken will das neu gegründete Früherkennungs- und Therapiezentrum für psychische Erkrankungen der Uniklinik. Am 3. Februar hatten die Gründer, darunter Juliane Müller, Oberärztin, und Robert Bittner, stellvertretender Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie der Uniklinik, Fachkollegen zu einer Auftaktveranstaltung eingeladen. Andreas Bechdolf von der Berliner Charité referierte über die Früherkennung und Frühintervention bei Menschen mit erhöhtem Risiko für eine Psychose oder eine bipolar-affektive Störung. Müller stellte die Angebote vor und berichtete über die Bedeutung von Cannabis als Risikofaktor für psychische Erkrankungen. Stephanie Mehl vom Uniklinikum Marburg gab einen Überblick über aktuelle Entwicklungen in der Psychotherapie von Psychosen. Bittner referierte über die Bedeutung von Resilienz für die Prävention psychotischer Erkrankungen.

„Bei den Betroffenen von psychischen Erkrankungen ist der Leidensdruck oft hoch, aber viele zögern, sich professionelle Hilfe zu suchen“, erklärte Juliane Müller, Leiterin der neuen Früherkennungsambulanz. „Das Fetz will niedrigschwellig und zeitnah diagnostische wie auch therapeutische Maßnahmen bei frühen Anzeichen für eine psychische Erkrankung anbieten, um gesundheitliche Folgen für die Betroffenen möglichst gering zu halten.“ In der Früherkennung liegt großes Potenzial. Je früher Hilfestellung und Therapie erfolgen, desto besser ist die Prognose für die Betroffenen. „Es gilt, die Vorboten einer psychischen Erkrankung – beispielsweise einer Psychose – zu erkennen und zu behandeln, bevor das Vollbild der Erkrankung auftritt“, ergänzt Bittner. „Ziel unseres Früherkennungszentrums ist es deshalb, Symptome bei Hochrisikopatienten rechtzeitig zu identifizieren und bei Bedarf schnelle diagnostische und therapeutische Maßnahmen einzuleiten.“

„Auch wenn ein Schwerpunkt unseres Fetz auf dem Krankheitsspektrum der schizophrenen Psychosen liegt, wissen wir inzwischen, dass sich mit den darauf ausgerichteten Früherkennungs- und Frühinterventionsmaßnahmen auch andere Krankheitsbilder wie Depression, Angst- und Abhängigkeitserkrankungen frühzeitiger diagnostizieren und behandeln lassen“, stellt Müller fest.

Betroffene, die etwa Ängste, Wahrnehmungsveränderungen, depressive Verstimmungen, Konzentrations- oder Gedächtnisstörungen bei sich feststellen, sollen über verschiedene Kanäle den Weg zur Früherkennungsambulanz finden – etwa über Hausärzte, Psychologen, Aushänge und Beratungsstellen. Es gibt zudem eine Checkliste online auf fetz-frankfurt.de.