„Ich habe schon als Kind gerne gemalt und gebastelt“, sagt die 58-Jährige. Vor über vier Jahrzehnten habe sie begonnen, sich intensiv mit Kunst auseinanderzusetzen und im Jahre 2000 ihr erstes Gemälde verkauft. Verheiratet mit einem Amerikaner, der als Zivilist bei den US-Streitkräften tätig war, führte sie ihr Lebensweg zu unterschiedlichen Stationen in Deutschland, aber auch in die USA und zuletzt nach Rotterdam. „In Rotterdam wurden von der US-Armee für Mitarbeiter und deren Angehörige Mal- und Bastelkurse angeboten, wie abstrakte Acrylmalerei, Tiffany-Glaskunst und Brandmalerei“, berichtet sie weiter. Carina Miller konzentrierte sich auf abstrakte Acrylmalerei.
Die in Rotterdam und den Niederlanden herrschende künstlerische Atmosphäre habe ihr einen kreativen Schub gegeben, sodass sie ihr erstes Bild verkaufte, erzählt Miller weiter. Trotzdem hatte die Malerei, als sie 2002 nach Büdingen zurückkehrte, immer noch den Stellenwert eines Hobbys für sie. Um aber mit ihrer Kreativität Geld zu verdienen, eröffnete sie dort ein Nagelstudio. „Angesichts der filigranen Bilder, die ich auf die Nägel meiner Kundinnen auftrage, sagt meine Freundin, das sei mein Studio für Miniaturkunst“, sagt Miller lachend. Als sie während des Corona-Lockdowns ihr Nagelstudio vorübergehend schließen musste, hatte sie endlich genügend Zeit, sich intensiv der Aquarellmalerei zu widmen. „Aquarell gilt als das schwerste Medium, weil es keine Fehler verzeiht. Um die Technik richtig zu beherrschen, habe ich mir vorgenommen, jeden Tag ein Bild zu malen“, unterstreicht die Autodidaktin.
Aber mit dem Erfolg wurden ihr die Blumenbilder bald langweilig. Die Suche nach neuen Motiven führte sie in ihren Hühnerstall. Zu diesen Tieren hat die Büdingerin ein besonderes Verhältnis. Ihre Hühner legen keine Eier mehr. Sie wurden aus Legebatterien oder Hühnermobilen ausgemustert und erhalten bei Carina Miller das Gnadenbrot. Die Malerin karikiert sie halb Tier, halb Mensch mit übergroßen Kämmen und menschlichen Attributen.
Mit diesen Zeichnungen und Aquarellen schuf sich Miller ihre eigene künstlerische Handschrift. Zunächst begann sie, mit den Hühnermotiven private Grußkarten im zu gestalten. Diese wurden stolz herumgezeigt und bald darauf folgten die ersten Auftragsarbeiten. Inzwischen lassen sich Paare und ganze Familien zu besonderen Anlässen wie Hochzeiten und Ehejubiläen als Hühner porträtieren. In Büdingen sind ihre Grußkarten auch im Handel erhältlich.
Im Medientreff ist auf drei Etagen ein Querschnitt ihres bisherigen Lebenswerks dargestellt. Bunte Acrylgemälde, bei denen sie sich unter anderem von Paul Klee und Hundertwasser inspirieren lies, wechseln sich ab mit filigranen Blumen-Aquarellen. Und außerdem natürlich eine Menge Hühner – mal als bunte Grußpostkarten mit menschlichen Zügen, mal als Schwarz-Weiß-Zeichnungen im fiktiven „Chickwood“. Eigens für die Ausstellung hat sie eine Serie „Schräger Vögel“ zu Papier gebracht. Ihr neuestes Projekt sind sogenannte Junk Journals, liebevoll gestaltete Tagebücher aus Abfällen wie Altpapier, Restbeständen ihrer Grußkarten und unterschiedlichen Textilien.
Auch ihre Mitmenschen möchte die Künstlerin ermuntern, kreativ zu werden. Eigens für die Ausstellung hat sie ein liebevolles Gästebuch produziert, worin Besucher aufgefordert werden, mit ihr in den künstlerischen Dialog zu treten. Weil die Seiten von ihr jedoch so schön gestaltet sind, wurde das Angebot bisher nur sehr zögerlich wahrgenommen. Viele trauten sich bislang nicht, ihren eigenen Beitrag hineinzuschreiben oder hinein zu zeichnen. Auch auf ihrem eigenen Youtube Kanal @Cari miart gibt sie Anleitungen zum Aquarellieren und Vögel zeichnen für Anfänger. „Das Video der Vögel zum Nachmalen wurde inzwischen 6300 Mal angeklickt“, berichtet die Künstlerin stolz.
Die Ausstellung „Farbenfroh und anders“ ist bis 29. Februar während der Öffnungszeiten des Rodenbacher Medientreffs an der Kirchstraße 9 a, Dienstag von 10 bis 12 und von 15 bis 19 Uhr, mittwochs bis freitags von 10 bis 12 und von 15 bis 18 Uhr sowie samstags von 10 bis 14 Uhr zu besichtigen. Wer noch mehr über Carina Miller erfahren möchte, kann das online unter carimi-art.de.
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