Zu Besuch bei den Funkamateuren in Oberrodenbach Ein besonderer Draht zur Welt

Amateurfunker Lothar Schramm zeigt Bilder seiner Funkstation, die bei ihm zu Hause steht. Bild: -

Rodenbach – TNX - 73! DF Ø RO – diesen Code können in Deutschland etwa 67 500 Männer und Frauen entschlüsseln, weltweit sind es etwa zwei Millionen. Sie kommunizieren damit über Ländergrenzen und Sprachbarrieren hinweg, direkt von Haus zu Haus beziehungsweise von „Antenne zu Antenne“. Das und noch viel mehr ist es, was Funkamateure, die umgangssprachlich oft als Amateurfunker bezeichnet werden, an ihrem Hobby fasziniert.

Vor Kurzem haben die Mitglieder des Ortsverbands F65 Rodenbach unserer Zeitung vor Ort erzählt, warum sie sich für den Amateurfunk begeistern.

Der besondere Reiz an diesem Zeitvertreib sei die direkte Verbindung von Antenne zu Antenne, sagen die Rodenbacher Funkamateure. Man muss sich überraschen lassen können, wer sich meldet. Eine großartige Funkstation ist hierzu gar nicht nötig. Selbst mit einer relativ einfachen Anlage kann man direkt mit einem Funker in Japan, Südafrika, Australien oder sogar mit der Forschungsstation Neumayer 3 in der Antarktis in Kontakt kommen. „Auch eine Verbindung zur ISS ist möglich. Sie war vor Kurzem am Himmel zu sehen. Allerdings hat man nur sechs Minuten Zeit“, sagt Bernd-Uwe Hartmann, der zweite Vorsitzende des DARC OV Rodenbach F65. Der Ortsverband ist im Bundesverband des Deutschen Amateur Radio Clubs (DARC) organisiert, der vom nordhessischen Baunatal aus die Anliegen der Funkamateure vertritt.

Weltweit kommuniziert wird im Amateurfunk über eine Art universelle Sprache. „YL“ steht zum Beispiel für „young lady“, „TNX“ für „Dankeschön“ und „73“ für „viele Grüße“. „Da muss man einfach dranbleiben“, sagen die Rodenbacher, „aber wir können weltweit über alles sprechen, was interessiert. Außer über Politik und Religion.“

Funkamateure verbindet zudem eine Begeisterung für technische Anlagen, für Physik, Elektrotechnik, aber auch für Meteorologie und globale Kontakte. „Nur wir Funkamateure dürfen unsere Geräte modifizieren oder sogar eigene bauen. Eine Herausforderung ist es, die technischen Möglichkeiten auszureizen. Viele Funker experimentieren gerne mit ihren Funkstationen, sie verknüpfen das analoge Funken mit digitalen Technologien und dem Internet und vielem mehr. „Die bastelnden Funkamateure haben sehr viel zur technischen Entwicklung beigetragen – unter uns sind einige Nobelpreisträger“, sagen die Funkamateure. „Das Schöne aber ist, wir sind autark. Als ich vor 30 Jahren als Lehrer in Afrika tätig war, reichte eine kleine Funkstation, um vom Rand der Kalahari meinen Freund in Enkheim erreichen zu können“, sagt ein Funker.

Die Verbindungen von Funkstation zu Funkstation kommen auf einer für den Amateurfunk reservierten Frequenz über die Ionosphäre zustande. Der weltweite Kontakt funktioniert analog und digital, am Computer, am Handy oder an Funkgeräten, mit einer Art „Radiostation“ im eigenen Haus oder mit einer kleinen mobilen Anlage von unterwegs. „Es reicht schon ein Draht auf dem Dachboden oder auf einem Baum“, sagen die Rodenbacher. „Wir können aber viel Geld ausgeben für unser Hobby.“

Mit einem einfachen Empfänger darf jeder einfach loslegen und zuhören. Wer allerdings selbst aktiv am Funkverkehr teilnehmen und Nachrichten senden will, der muss eine Prüfung bei der Bundesnetzagentur absolvieren.

Der zweite Vorsitzende, Bernd-Uwe Hartmann, der während der Corona-Zeit zum begeisterten Amateurfunker wurde, sagt: Ich habe in dieser kontaktarmen Zeit nach einer Beschäftigung gesucht. Zum Funkamateur kann man sich online ausbilden lassen, der Dachverband bietet diverse Lehrgänge. Während der Pandemie war genügend Zeit, zu lernen und sich auf die Prüfungen vorzubereiten.“ Die Prüfung in Eschborn durch die Bundesnetzagentur dauert etwa vier Stunden und umfasst drei Teile, die die gesetzlichen Vorschriften, Regeln des Funkbetriebs und die Technik selbst umfassen. Sind die Tests alle bestanden, wird dem Funkamateur ein Rufzeichen zugeordnet, mit er sich meldet. „DF Ø RO“ steht für die Clubstation in Rodenbach, Amateurfunker Lothar Schramm meldet sich mit „DK7LOT“. Die Kontakte, die über Funk zustande kommen, werden nicht nur akribisch notiert, sondern viele Funkamateure besitzen sogenannte „QSL-Karten“. Diese erinnern an Postkarten und sind begehrte Sammelobjekte, die den Funkkontakt mit Datum, Frequenz und weiteren Angaben bestätigt.

Funkamateure sitzen nicht nur zu Hause unterm Dach, sondern sie sind mit ihren mobilen Geräten gerne draußen unterwegs. Am „Fieldday“, einem internationalen öffentlichen Wettbewerb, kann man sie auf dem Langenselbolder Hügel treffen. „Von hier aus kommt man bis Chile, Australien oder Neuseeland. Da fragen Spaziergänger schon mal nach, was wir denn hier machen würden.“ Ende August findet der „Lighthouse Day“ statt, an dem sich Funkamateure von Leuchttürmen aus allen Teilen der Welt melden. Funker haben nicht nur Spaß an globalen Kontakten – woraus sich auch Freundschaften entwickeln können – sondern ebenso wichtig sind das gesellige Beisammensein und der Austausch. Der OV F65 Rodenbach hat zurzeit 23 Mitglieder, die überwiegend im Main-Kinzig-Kreis leben. Männer sind bei diesem technischen Hobby ganz klar in der Überzahl. „Wir freuen uns immer über Interesse von Frauen, Kindern und Jugendlichen und führen sie gerne in das vielseitige Hobby ein. Gäste sind zu unseren Treffen herzlich willkommen“, sagen die Funkamateure des OV F65.

Die Funkamateure treffen sich regelmäßig an jedem dritten Freitag im Monat um 20 Uhr im Schützenhof, Hanauer Straße 8, in Oberrodenbach.

Interessierte können einfach vorbeikommen. Auch kann ein Besuch bei einem der Mitglieder vereinbart werden, um sich Funkbetrieb einmal „live“ vorführen zu lassen.

» darc.de/f65

Von Ulrike Pongratz

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