Neuer und deutlich größerer Maker-Space im Kulturforum Hanau Der Fuchs aus dem Drucker

Die Fuchs-Figur wird mit einem Profi-3D-Scanner für den 3D-Druck abgetastet. Bild: sun

Hanau – Das Arbeiten mit Bits und Bytes bringt zumeist Immaterielles wie Apps hervor. Nicht so in der neueröffneten digitalen Werkstatt im Kulturforum, dem Maker-Space. Dort stehen etwa computergesteuerte Schneidemaschinen und Geräte, mit denen sich von einem Objekt eine dreidimensionale Fotokopie aus Kunststoff erstellen lässt. Zum Versüßen des Einstiegs in den Maker-Space steht dort auch ein 3D-Printer, der mit Schokolade druckt. Denn die Digitalwerkstatt soll keineswegs nur ein Tummelplatz für Tech-Nerds sein.

Eigentlich ist der Maker-Space im Kulturforum keine echte Neuheit, aber in der jetzigen Form und Größe schon. Bereits 2019 wurden auf dem Tresen der ehemaligen Bibliotheksinformation im zweiten Obergeschoss einige Gerätschaften platziert, darunter auch ein professioneller 3D-Drucker und Technik, um analoges Bildmaterial zu digitalisieren. So nah am Publikumsstrom sei es eher ein Provisorium denn ein richtiger Arbeitsplatz gewesen, so Simeon Hofmann, Medienpädagoge und zuständig für den Maker-Space. Ob der räumlichen Situation sei das Interesse eher verhalten gewesen, zudem hätten sich aus selbem Grund die sehr aktiven Ehrenamtlichen des Repair-Cafés zurückgezogen, die mit dem 3D-Drucker oft Ersatzteilen herstellten, heißt es.

Der neue Standort befindet sich eine Etage tiefer, wo zuvor die Leih-CDs platziert waren. Um dem Maker-Space Raum zu geben, sind die Silberscheiben mit Musik nach oben gezogen. Mit einer Glaswand von der Freitreppe abgetrennt, kann sich die Werkstatt auf geschätzten 60 Quadratmetern ausbreiten. Stabile Tische, Stühle und höhenverstellbare Einbeinhocker sowie ein übergroßer Fernseher machen die Möblierung aus. Der Gerätepark gibt sich beachtlich etwa mit drei 3D-Druckern, darunter einer, der mit Schokolade Naschzeug produziert, ein Scanner, mit dem sich Objekte abtasten lassen, und der Lasercutter, der sogar Handys gravieren kann. Alles hat professionelle Qualität, bemerkt Hofmann. Den Charakter von Spielzeug haben lediglich die programmierbaren Maschinchen etwa in Käferausführung, mit denen sich auch Grundschulkinder schon mit Robotik beschäftigen können. Der Maker-Space stelle in seiner jetzigen Ausführung einen wirklichen Mehrwert für das Kulturforum dar, sagt Hofmann. Und: Maker-Spaces an Universitäten in Hessen zählen schon zum Standard, in Bibliotheken hingegen nicht.

Allerdings geht es bei einem Maker-Space nicht darum, dass die Nutzer still vor sich hin werkeln. Im Gegenteil. In der Werkstatt sollen nicht nur Dinge entstehen. Gleichgesinnte sollen dort zueinander finden. Ein reger Austausch von Wissen und praktischer Erfahrung ist gewünscht. Auch soll man sich bei der Problemlösung gegenseitig helfen. „Unser Ziel ist es, auch in Hanau eine Maker-Community aufzubauen“, sagt Hofmann. Und dabei kann jeder Interessierte mittwochs ab 17 Uhr mitmachen, gleich ob man einen Leseausweis der Bibliothek besitzt oder nicht. Der Termin gilt auch für Leute, die erst einmal gucken wollen, ob so ein Maker-Space etwas für sie ist. Die Digitalwerkstatt soll sich jedoch auf jeden Fall zu einem Lernort für Hanauer Schulen entwickeln, etwa für projektbasierten Unterricht, betont Hofmann.

Die Finanzierung des Umbaus sowie Beschaffung von Einrichtung und Arbeitsgeräten konnte allein mit dem Geld vom Land aus zwei Förderprogrammen bestritten werden. Hofmann hebt hierzu hervor, dass der Maker-Space ein Gemeinschaftsprojekt von Stadtbibliothek und Medienzentrum ist. Daher sei das Geld für Umbau und Einrichtung aus dem Topf „Ausstattung der kommunalen Medienzentren“ und die Technik wie die 3D-Drucker aus dem Programm „Digitalpakt Schule“ gekommen. Erfreulich auch: Das Arbeiten im Maker-Space ist unentgeltlich. Filament für den Druck, Wartung oder Verschleißteileaustausch tragen Stadtbibliothek und Medienzentrum. Lediglich das Speichermedium für die laut Hofmann immer noch sehr nachgefragte Digitalisierung von Videokassetten und Dias sowie das Material für die Cutter sind selbst mitzubringen. Nutzer müssen im Besitz eines gültigen Leseausweises sein und an einem Abend den Geräteführerschein machen. Für die Nutzung der Geräte ist zudem eine Reservierung erforderlich, ab Juni soll das auch online gehen.

Der Maker-Space für alle Interessierten jeden Mittwoch von 17 bis 20 Uhr ohne Anmeldung geöffnet.
 sun