Mehr Platz für Jugendbuchabteilung, Lesecafé und Open Library Neues Konzept für Stadtbibliothek

Die Stadtbibliothek Bruchköbel: Das Gebäude ist auch ein sozialer Ort, an dem sich Menschen treffen. Bild: Holger Weber-Stoppacher

Bruchköbel – Dass man sich auf Auszeichnungen nicht ausruhen darf, weiß Christine Ambrosi, Leiterin der Bruchköbeler Stadtbibliothek, ob der jüngsten Besucherzahl nur zu gut. Rund 30  000 Besuche wurden im vergangenen Jahr registriert, rund 20 Prozent weniger als im Vor-Corona-Jahr 2019, das bereits für den Negativtrend steht. Im gleichen Maße ging auch die Zahl der Ausleihen zurück, von einstmals mehr als 120 000 auf rund 91 000 (2019). „Bibliotheken müssen ihr Profil verändern, Büchereien haben sich von der Ausleihstelle zum Wohnzimmer der Stadt gewandelt“, sagt sie.

Wie die Bibliothek dies werden und gleichzeitig Jugendliche erreichen kann, dazu gibt es nun einen Vorentwurf. Die Bibliothek hatte ihn unter dem Titel „Vision 2026“ in Auftrag gegeben. Allerdings gibt es für die Umsetzung des Papiers noch kein konkretes Datum und auch noch keinen politischen Beschluss. Zunächst sollen die Bestände – aus insgesamt rund 22 000 Medien – neu auf den drei Ebenen präsentiert werden. Die Ausstattung ist 30 Jahre alt, sagt Ambrosi. Die Kinder- und Jugendbuch-Abteilung, derzeit im ersten Stock und im Spitzboden, soll in die zweite Etage ziehen.

Dort befindet sich die größte zusammenhängende Fläche im Haus, so Ambrosi.

Einen besseren Ort als unter der Treppe soll es ebenfalls für den Maker-Space geben. Die Ausstattung besteht aus PC, Fotodrucker, Schneideplotter und 3D-Drucker sowie einem Abspielgerät, um etwa Schallplatten zu digitalisieren.

In der ersten Etage bleibt der Ausleihtresen, hinzu kommen Erwachsenenliteratur wie Romane und Zeitschriften. Überdies soll ein Lesecafé mit Getränken aus einem Automaten eingerichtet werden. Einen separaten Veranstaltungsraum, den man sich sehr wünsche, sehe das Konzept mangels Platz nicht vor. Zur Zukunft der Bibliothek wird auch das Selbstverbuchen von Medien gehören. Somit könnte Personal für andere Aufgaben entlastet werden, etwa für die Leseförderung bei Kindern. Denn Veranstaltungen für diese Altersgruppe seien sehr gefragt, überdies zählten die Kinder zu denjenigen, die sich am häufigsten Medien ausliehen. „Bilderbücher, Brettspiele oder Tonies werden uns aus den Händen gerissen“, sagt Ambrosi. „In einem zweiten Schritt soll in Bruchköbel das Konzept der Open Library Einzug halten“, heißt es weiter.

Open Library steht für Öffnungszeiten ohne Personal. „In Bruchköbel soll es keine 24/7-Öffnung geben. Aber wir können uns vorstellen, dass über die Mittagszeit die Bibliothek aufbleibt und an einem Abend in der Woche ohne Aufsicht bis 22 Uhr“, sagt Ambrosi. Zunächst als Versuch. Denn es müsse sich erst noch zeigen, ob die Bruchköbeler den Vertrauensvorschuss respektieren oder missbrauchen, heißt es.

Laut des Vorentwurfs werden sich die Kosten für die Modernisierung einschließlich Erneuerung der Haustechnik wie Licht auf rund 630  000 Euro belaufen. Ambrosi zufolge kann die Stadt jedoch mit zum Teil erheblichen Zuschüssen rechnen.
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