Michael Otto hat die Ländermünze von Sachsen-Anhalt gestaltet In jedermanns Geldbörse

Rodenbach – Fast jedes Bundesland hat schon eine. Die Rede ist von einer Zwei-Euro-Münze, die im Zuge der „bislang längsten Gedenkmünzenserie der Bundesrepublik Deutschland“ entstand, wie das Deutsche Münzen Magazin schreibt. Die Münze des vorletzten Bundeslandes der Serie, Sachsen-Anhalt, ist seit Kurzem von den staatlichen Münzprägestätten ins Portemonnaie der Bürger gewandert und verteilt sich mit einer Auflage von 30 Millionen Exemplaren in ganz Europa.

Auf der Münze zu sehen ist der Magdeburger Dom, das Wahrzeichen der Landeshauptstadt. Gestaltet wurde das Geldstück von dem Rodenbacher Graveur und Medailleur Michael Otto.

Im Laufe der Jahre hat er bereits mehrere Münzen, meist Sammlerstücke wie eine Zehn-Euro-Münze zum 200. Geburtstag von Frank Liszt, gestaltet. 2019 gewann er den Wettbewerb um die Zwei-Euro-Münze „Bundesrat“, die aufgrund des 70-jährigen Bestehens der Länderkammer kurzfristig auch in die Länderserie aufgenommen wurde.

Aufgrund seiner erfolgreichen Gestaltung deutscher Münzen nimmt das Bundesfinanzministerium immer wieder Kontakt mit ihm auf. „So ein bis zwei Mal im Jahr höre ich von denen“, erzählt der Graveur. So geschehen auch, als der Wettbewerb zur Gestaltung der Münze für Sachsen-Anhalt ausgeschrieben wurde. „Das Bundesfinanzministerium kennt seine Graveure und weiß, welches Motiv wem liegt. Also haben sie sich bei mir zum Thema Magdeburger Dom gemeldet und gefragt, ob ich an dem Wettbewerb teilnehmen möchte.“ Und natürlich war der hauptberufliche Leiter der Ausbildungsklasse für Graveure an der Staatlichen Zeichenakademie Hanau gleich mit im Boot. „Bei so einem Wettbewerb hängt man sich mit viel Energie rein, immerhin geht es auch um die Ehre“, betont Otto.

Nach Magdeburg ist der Besitzer eines kleinen Ateliers für Münz- und Medaillenentwürfe und feine Gravurarbeiten, welches er nebenberuflich betreibt, nicht gereist, um den Dom vor Ort genauer anzuschauen. „Mittlerweile kann man sich sehr gute Aufnahmen aus dem Internet ziehen und die Wettbewerbsausschreibung war auch sehr detailliert“, erklärt er.

Dabei entschied er sich als Motivvorlage für ein altes Ölgemälde von Carl Hasenpflug. „Es geht darum, die Schokoladenseite von einem Gebäude zu finden. Das Gemälde hat genau das hergegeben.“ Genauer wurde auf dem Gemälde sowie nun auch auf der Münze die der Elbe zugewandten Ostseite des Domes eingefangen, noch genauer der Sakralbau.

Die große Leistung bestehe zum einen darin, ein Farbbild, in diesem Fall das Ölgemälde, plastisch in Gips abzubilden, erläutert der Experte. Zum anderen seien exakt 16 Zentimeter große Gipsmodelle gefordert gewesen, die eine Reliefhöhe von 1,2 Millimetern nicht überschreiten durften. „Das ist die Kunst, bei einer minimalen Reliefhöhe eine vollplastische Wirkung zu erzielen.“ Hier war eine bildhauerische Miniaturarbeit in Stufen von 0,1 Millimetern gefragt.

Ungefähr 14 Tage benötigte der 54-Jährige, bis das Gipsmodell fertiggestellt war. „Zunächst zeichne ich eine Skizze, dann folgt der Entwurf am Computer“, beschreibt er die Vorgehensweise. Als letzter Schritt wird von Hand das Gipsmodell gefertigt. „Ich arbeite mit einem Negativ-Modell, welches dann ins Positive umgegossen wird.“ Da das Modell fünfmal größer als die Münze selbst ist, müsse man ein gutes Auge dafür haben, welche Details auf der Prägung dann noch zur Geltung kommen und welche nicht.

Für den Graveurlehrer sind Münzen Kunstwerke und Zeitdokumente zugleich. „Der Euro steht für mich für den europäischen Zusammenhalt und ist ein Gruß aus dem Nachbarland. Die Münzen sind quasi die Visitenkarte eines Landes.“ Generell kommt der vielfach für seine Arbeit ausgezeichnete Medailleur ins Schwärmen, wenn er über seinen Beruf spricht. Daher betreibt er neben seiner Lehrtätigkeit auch das Atelier, in dem die Gipsmodelle für die Münzen gefertigt wurden. Denn: „Der Trainer muss auch im Training bleiben. Nur dann bleibt man glaubhaft.“
 par

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