Wie die Logistik in Hanaus Innenstadt zukünftig aussehen könnte Neue Wege für den Lieferverkehr

Seit 2020 nutzt der Kurier-Express-Paket-Dienstleister DPD eine Fläche im Parkhaus Congress-Park als Micro-Hub. Vom Verteilerpunkt aus werden Pakete per Lastenrad in die Innenstadt transportiert. Bild: Pm

Hanau – Lieferfahrzeuge, die in zweiter Reihe auf der Straße stehen, weil sie keine freie Ladezone finden, zu viele Lkw in den oft schmalen Straßen der Innenstädte, hohe Luftverschmutzung durch die meist noch konventionellen Antriebe und zusätzlich die Lärmbelastung: Probleme, die im Grunde jede deutsche Stadt beim Thema innerstädtische Lieferverkehre hat – auch Hanau. Im Rahmen des im Dezember 2021 von den Stadtverordneten beschlossenen Mobilitätsleitbilds will die Stadt Hanau unter anderem auch den innerstädtischen Lieferverkehr nachhaltiger gestalten. Wie die Logistik zukünftig aussehen könnte, hat die Stadt kürzlich im Rahmen einer Onlineveranstaltung vorgestellt.

Es sind sechs Handlungsempfehlungen, die das Unternehmen Logistic Network Consultants (LNC) aus Hannover und die Benz + Walter GmbH aus Wiesbaden gemeinsam mit der Stadt Hanau erstellt haben.

Hubs / Micro-Hubs

Mit dem englischen Begriff Hub sind Verteilerpunkte gemeint, von denen aus Waren auf der sogenannten „letzten Meile“ umweltfreundlich an ihr Endziel gebracht werden, also Anlieferung von Paketen und Sendungen zum Hub mit Transportern und von dort aus beispielsweise mit E-Lastenrädern oder anderen elektrisch angetriebenen Fahrzeugen weiter zu den Kunden in der Innenstadt.

Dem Konzept zufolge eigneten sich in Hanau als mögliche Standorte vor allem die Parkhäuser (im Parkhaus Congress-Park unterhält der Lieferdienst DPD bereits einen Hub mit Lastenrädern) und der Hafen, ebenso etwa das Areal rund um den Hauptbahnhof, das wie mehrfach berichtet in den kommenden Jahren neu strukturiert werden soll.

Wichtig wäre dabei ein städtisches Gesamtkonzept und, um die Teilnahme unterschiedlicher Dienstleister zu gewährleisten, ein einheitliches IT-System. Eine weitere Empfehlung ist, das Angebot um Stückgut-Lieferungen zu ergänzen. Als Beispiel wird das City-Hub-Konzept aus Stuttgart genannt.

Paketstationen

Im Stadtbild sind bislang hauptsächlich die gelben Packstationen des Unternehmens DHL ein vertrauter Anblick. Theoretisch denkbar wären aber auch weitere und – im Gegensatz zu jenen der DHL – für unterschiedliche Anbieter offene Paketstationen. Als Standorte böten sich laut Logistikkonzept Hanaus Parkhäuser, die acht Bahnhöfe sowie verschiedene Supermärkte und Einkaufscenter im Stadtgebiet an. Letztere wären freilich keine städtischen Flächen, eine Umsetzung gelänge nur im Zusammenspiel mit den Besitzern, im Falle der Bahnhöfe wäre eine enge Kooperation mit der zuständigen Bahntochter DB Station & Service vonnöten.

Teil der Handlungsempfehlung ist, diese Paketstationen um die Möglichkeit zu erweitern, dorthin auch schnelllebige Konsumgüter sowie Waren des lokalen Einzelhandels zu senden.

Ladezonen

Klar ist: Ladezonen in der Innenstadt funktionieren nur, wenn sie wirklich ausschließlich zum Be- und Entladen genutzt werden und nicht zugeparkt sind. Da ist die Stadt beziehungsweise ihr Ordnungsamt gefragt, um dies mit verstärkten Kontrollen nachzuhalten. Das Konzept empfiehlt zudem, gegebenenfalls weitere Ladezonen auszuweisen. Bedarf bestehe in den Bereichen Nürnberger Straße/Marktplatz und Mühlstraße/Rosenstraße.

Lieferzeitfenster in den Fußgängerzonen

Die Andienung in Hanaus Innenstadt ist bereits beschränkt, werktags auf die Zeit von 6 bis 11 sowie 18 bis 22 Uhr. Das Logistikkonzept empfiehlt eine Ausweitung der Belieferung für gewerbliche Kunden in weitere Tagesrandzeiten, an Markttagen etwa solle dies schon ab 4 Uhr möglich sein. Belieferung in den Nachtstunden sollte ausschließlich mit E-Lkws und geräuscharmen Umschlaggeräten erfolgen. Die lieferfreie Zeit zwischen 11 und 18 Uhr solle beibehalten werden, empfiehlt LNC.

Pollerkonzept

Es ist, so legt es das vorgestellte Logistikkonzept dar, aufgrund seiner komplexen Technik die teuerste Maßnahme unter allen Empfehlungen, dafür aber sehr effektiv. Und mit Pollern hat die Stadt bereits die Verkehrssituation in der Langstraße beruhigt. Noch in diesem Jahr sollen außerdem wie berichtet Poller im Bereich Nürnberger Straße und Marktplatz das unerlaubte Durchfahren von „Fremdverkehren“ unmöglich machen. In diesem Punkt orientiert sich das Logistikkonzept also an dem, was Hanau ohnehin bereits umgesetzt hat beziehungsweise plant.

Bereitstellung von Flächen

Um Micro-Hubs und Paketstationen umzusetzen, braucht es Flächen, die nötigenfalls für Logistikzwecke umgewidmet werden müssten. Solche Flächen, die bereits in öffentlichen Besitz sind, wären dabei aus Kostengründen sicher die ideale Lösung. Das Konzept empfiehlt daher unter anderem eine Machbarkeitsanalyse für die städtischen Parkhäuser. Aber auch bei der Planung von Stadtquartieren sollten Standorte für nachhaltige Logistik berücksichtigt werden. Als Beispiel führen die Ersteller des Konzepts das Pioneer-Areal an. Ein neues Quartier entsteht bekanntlich auch in Großauheim auf dem früheren Bautz-Gelände.

Von David Scheck