Stadt notiert widerrechtlich abgestellte Brummis Am Zwerggewann Mit Strichlisten durchs Gewerbegebiet

Gewohntes Bild im Gewerbegebiet Am Zwerggewann: Lastwagen parken auf Pkw-Stellplätzen. Die Stadt Heusenstamm will diesen Zustand nicht mehr hinnehmen. Bild: gerth

Heusenstamm – Seit dem 26. Juni führen die Mitarbeiter des Ordnungsamts Heusenstamm eine Strichliste im Gewerbegebiet Zwerggewann. Die Stadt will eine Übersicht über ein jahrelanges Ärgernis haben: falsch geparkte Lastwagen. Täglich notieren Mitarbeiter der Stadtpolizei, ob die auf den für Autos vorgesehenen Stellplätzen parkenden Lkw der Posttochter DHL oder deren Subunternehmen zuzurechnen sind. „Wir wollen wissen, ob DHL auf unseren Straßen parkt oder nicht“, sagt Uwe Michael Hajdu (CDU), Erster Stadtrat von Heusenstamm. „Und wir versuchen dort, regulierend einzugreifen. Die Stadtpolizei ist täglich vor Ort und verteilt Strafzettel fürs Falschparken.“

Die „Ausbeute“ ist unterschiedlich. Nicht jeden Tag können „Knöllchen“ geschrieben werden, denn die Anzahl der parkenden Laster schwankt stark. Am späten Mittwochnachmittag etwa, waren so gut wie keine Falschparker zu sehen. Hauptverursacher des Lieferverkehrs ist Deutschlands eines der größten Paketzentren der DHL in Deutschland mit einer Sortierkapazität von 50 000 Paketsendungen pro Stunde und nur wenige Hundert Meter entfernt im Obertshausener Gewerbegebiet Herbäcker.

Bisher beharrte der Logistiker darauf, dass die meisten Anlieferer Fahrzeuge von Subunternehmern seien, die ihren Auftrag erledigt hätten, sobald sie das DHL-Gelände verlassen. Auch bis sie einen neuen Auftrag bekommen, also neu beladen werden, müssen sie das Gelände verlassen – obwohl eigentlich auf dem Areal mit 150 000 Quadratmeter Fläche (davon 40 000 bebaut) ausreichend Platz wäre, wie man meinen könnte.

Das könnte sich möglicherweise bald ändern. Am 20. Juni gab es ein Gespräch zwischen dem Heusenstammer Bürgermeister Steffen Ball (CDU), seinem Obertshausener Amtskollegen Manuel Friedrich (unabhängig) und DHL – die Lastwagenzählung ist eines der zentralen Ergebnisse. „Wir wollen dokumentieren, wem die Fahrzeuge zuzuordnen sind“, sagt Ball. Anfang Herbst soll dann die Auswertung an DHL geschickt werden. „Sobald uns diese Informationen vorliegen, werden wir prüfen, ob unsererseits Handlungsbedarf besteht und ob wir hier unterstützend aktiv werden können“, teilt ein Firmensprecher auf Anfrage der Redaktion mit. Weiter wolle man sich derzeit nicht äußern.

Wenn durch diese Zählung klar wird, dass der Großteil der parkenden Laster DHL zuzuschreiben ist, dann wird der Logistiker reagieren müssen, denkt Rathauschef Ball. Denn seiner Meinung nach ist auf dessen Betriebsgelände genügend Platz, damit die Beschäftigten in ihren Wagen warten können. Und noch etwas könnte die Lage entspannen: Nach Balls Worten sollen auch die Toiletten- und Duschanlagen auf dem DHL-Gelände wieder geöffnet werden, sodass die Fahrer immerhin dort Körperpflege betreiben können und nicht mehr die Grünanlagen im Gewerbegebiet verschmutzen. Nach der Corona-Pandemie waren nach Balls Worten die DHL-Hygieneräume geschlossen gewesen.

Doch das Paketzentrum allein ist nicht das Problem: Auch im Heusenstammer Gewerbegebiet ist zu spüren, wie der Güterverkehr auf Deutschlands Straßen immer weiter zunimmt – nicht zuletzt auch wegen des Internethandels – und die Fahrer Mühe haben, Parkplätze für ihre gesetzlich vorgeschriebenen Ruhezeiten an Autobahnen und Bundesstraßen zu finden.

Allein in Hessen fehlen knapp 3 000 solcher Parkflächen, hat der Lastwagenversicherer Kravag zusammen mit dem Bundesverband Güterverkehr Logistik und Entsorgung ermittelt. In ganz Deutschland sollen es demnach sogar 40 000 Plätze sein.

Von Steffen Gerth