Hobbyfotograf Jochen Stenger veröffentlicht „Hanauer Porträts 2020“ Ein Statement für Hanau

Jochen Stenger traf für seine Hanauer Porträts 40 bekannte aber auch unbekannte Grimmstädter. Foto: Patrick Scheiber

Hanau – Was haben ein Brunnenbohrer, eine Twirlerin und eine Komikerin gemeinsam? Auf den ersten Blick nicht viel. Da aber alle drei, genauso wie ihre 37 Mitstreiter, aus Hanau kommen, verbindet sie das Leben in der Grimmstadt. Der Großauheimer Hobbyfotograf Jochen Stenger hat ihnen und Hanau nun einen Bildband gewidmet. Er ist Zeitdokument und Statement zugleich und stellt die Menschen Hanaus – bekannte, aber auch weniger bekannte – in den Mittelpunkt.

„Ich habe im vergangenen Jahr die unterschiedlichsten Hanauer fotografiert“, sagt Stenger, während er durch seinen Bildband blättert. „70 bis 80 Leute habe ich gefragt, ob sie mitmachen. 40 von ihnen habe ich letztlich fotografiert.“ Stengers Projekt begann Anfang 2020 mit der Galeristin Marion Sulzmann, die der Hobbyfotograf als erstes vor seine Linse setzte. Über das ganze Jahr verfolgte er – trotz der Pandemie-Situation – sein Projekt weiter, bis er schließlich im Dezember als letzten Protagonisten den Wilhelmsbader Gastronomen Gianni Zebi ablichtete.

Neben bekannten Hanauer Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Sport und Kultur porträtierte der ehemalige Lehrer auch ganz normale Bürger der Grimmstadt – Getränkelieferant, Buchhändler, Vereinsvorsitzender. Dazu besuchte er alle im Umfeld, an ihrer Wirkungsstätte. „Ich war auf dem Sportplatz, im Atelier, aber auch in der Kneipe oder der Tanzschule“, sagt der 69-Jährige. Die Protagonisten durften den Ort dabei selbst bestimmen.

Besonders berührt habe ihn das Porträt eines ehemaligen Schülers von ihm, heute Kioskbesitzer, dessen Sohn in der Nacht zum 19. Februar, der Nacht des Attentats von Hanau, im Kiosk neben dem Tatort gearbeitet habe. „Er hat von dem Attentat erzählt. Das ging unter die Haut“, sagt Stenger.

Bei der Auswahl der Mitwirkenden hat Stenger auf Ausgewogenheit geachtet: Jung und Alt, männlich und weiblich, Bewohner der Innenstadt und der Stadtteile. Doch der Fotograf betont, dass die Auswahl keinerlei Anspruch auf ein repräsentatives Abbild der Stadtbevölkerung habe.

„Ich kannte längst nicht alle Mitwirkenden vorher. Ute Berné etwa habe ich erst beim Termin im Tanzstudio kennengelernt. Wir hatten viel Spaß und jetzt sind wir per Du.“ Freunde und Bekannte haben Stenger immer wieder Tipps gegeben, wer für sein Buchprojekt in Frage kommen könnte. „Leicht war es nicht, das Projekt auf 40 Leute zu reduzieren“, so der Hobbyfotograf.

Auch der ehemalige Fernsehmoderator Frank Lehmann stand vor Stengers Kamera. „Da hat es sogar zwei Anläufe gebraucht. Erst haben wir es in der Innenstadt versucht, dann in der Alten Pfarrkirche in Steinheim. Das hat als Hintergrundmotiv einfach besser gepasst.“

Stenger war auf seiner Fototour zu Gast in Nähstuben, in Küchen, Sporthallen und Garderoben. „Es war ein spannendes und abwechslungsreiches Jahr“, fasst er zusammen. Und das, obwohl seine Idee, Hanauer abzulichten, nicht neu war.

Bereits im Jahr 1997 hatte Stenger seine ersten Hanauer Porträts aufgelegt. Damals erhielt er von der Stadt die Gelegenheit, im Rahmen der Feierlichkeiten zum 400. Jubiläum der Wallonisch-Niederländischen Gemeinde, eine Fotoausstellung mit Hanauer Bürgern als Motiv zu realisieren. Dazu erschien ein Bildband. Einer, der damals mitwirkte, ist Maximilian Strauch. Jetzt ist der junge Mann auch wieder dabei. Damals fotografierte Stenger ihn als Baby, jetzt stand Strauch als erfolgreicher JuJutsu-Sportler vor der Kamera. Mithilfe von Sponsoren, denen Stenger, wie er betont, zu großem Dank verpflichtet sei, konnte er das 120 Seiten starke, DIN A-4-formatige Buch realisieren. Die Auflage beträgt zunächst 300 Stück, nach Bedarf ist ein Nachdruck möglich.

Sämtliche Fotos sind in schwarz-weiß fotografiert. „Dazu gibt es von allen ein Statement zu Hanau und weiter hinten im Buch eine kurze Biografie“, sagt Stenger. Diese fallen sehr unterschiedlich aus. Persönliche Anekdoten oder auch durchaus nachdenkliche, kritischen Betrachtungen der Grimmstadt werden von den Protagonisten geteilt. „Überwiegend ist das Meinungsbild zu Hanau aber positiv“, sagt Stenger.

Mit seinem Zeitdokument eines gesellschaftlichen Querschnitts der heutigen Stadtbevölkerung will Stenger seinen Teil zur Hanauer Geschichte beitragen.

Die „Hanauer Porträts 2020“ sind zum Preis von 15 Euro im Buchladen am Freiheitsplatz, bei Bücher bei Dausien oder über die Facebook-Seite von Jochen Stenger erhältlich.
 kb