Alten- und Pflegezentren MKK legen Seniorendependance für Erbstadt auf Eis Zu teuer, kein Personal

Susanne Simmler Bild: -

Nidderau – Steigende Baukosten, ein bundesweites Finanzierungsproblem im Pflege- und Gesundheitsbereich sowie ein akuter Personalmangel in der Pflege: Es sind mehrere Gründe, die laut Mitteilung der Alten- und Pflegezentren Main-Kinzig (APZ) dazu geführt haben, dass die kreiseigene Gesellschaft ein Bauplanungsmoratorium für den lange geplanten Standort in Nidderau bekannt gegeben hat. „Wir lassen in Absprache mit der Stadt Nidderau die weiteren Planungen vorerst ruhen“, teilt Susanne Simmler, Vorsitzende des Aufsichtsrates des Alten- und Pflegezentren, mit.

Die Entscheidung des Aufsichtsrates sei als Vernunftentscheidung mit Blick auf die APZ zu verstehen – und nicht als Entscheidung gegen Nidderau zu werten, betont Simmler. „Die Pläne für den Standort in Erbstadt sind so weit fertig und könnten jederzeit realisiert werden. Im Sinne unseres Unternehmens müssen wir hier jedoch erst einmal eine Pause einlegen“, erläutert Simmler.

Die Situation der stationären Pflege insgesamt hat sich in den vergangenen Monaten bundesweit dramatisch verändert. „Wir haben es mit einer multiplen Problemstellung der stationären Pflege zu tun. Nicht umsonst sehen wir bundesweit große Häuser in der Insolvenz“, verweist Simmler vor allem auf immens gestiegene Bau- und Energiekosten sowie den eklatanten Personalmangel in der Pflege.

„Es ist mir wichtig zu betonen, dass aus unserer Sicht die Dependance nicht aufgehoben ist, denn einen rechnerischen Bedarf für eine weitere Pflegeeinrichtung in Nidderau gibt es weiterhin“, so Simmler, dies habe die Pflegebedarfsplanung des Main-Kinzig-Kreises zuletzt noch einmal deutlich gemacht.

„Wir haben uns alle diese Entscheidung zum jetzigen Zeitpunkt nicht leicht gemacht, müssen aber im Sinne unserer Beschäftigten und vor allem der über 1000 Menschen, die wir in unseren derzeit 13 Standorten pflegen, so entscheiden“, erläutert Susanne Simmler als Vorsitzende des Aufsichtsrates.

Derzeit steuere das Unternehmen auf keinen ausgeglichen Jahresabschluss auch im Jahr 2023 zu, was vorrangig an Themen wie Preissteigerungen in allen Sparten, Einsatznotwendigkeiten von Zeitarbeit und auch weiterhin notwendigen Mehrausgaben aufgrund von Corona-Maßnahmen hänge.

Der Nidderauer Bürgermeister Andreas Bär kann die Entscheidung des Aufsichtsrates der kreiseigenen Gesellschaft nachvollziehen – auch wenn er sich für die Stadt eine andere Entscheidung gewünscht hätte: „Nachdem der bereits geplante Standort an der Höchster Straße in Eichen kontrovers diskutiert wurde, hat der im Anschluss ins Spiel gebrachte Standort in Erbstadt eine insgesamt größere Akzeptanz gefunden. Ich bin mir sicher, dass sich die große Koalition im Main-Kinzig-Kreis diese Entscheidung nicht leicht gemacht hat, auch wenn ich mir für Nidderau und Erbstadt einen baldigen Beginn der Maßnahme gewünscht hätte.“

Aufgrund geänderter Rahmenbedingungen sei der Bau und Betrieb einer Senioren-Dependance zum jetzigen Zeitpunkt für die Alten- und Pflegezentren wirtschaftlich nicht darstellbar. „Durch die Preissteigerungen in der Baubranche, verbunden mit den enormen Zinssteigerungen in den vergangenen Monaten, sind die Kosten in der Zwischenzeit durch die Decke gegangen“, verdeutlicht Marco Maier, Geschäftsführer der Alten- und Pflegezentren des Main-Kinzig-Kreises.

Und ein weiterer Punkt habe den Aufsichtsrat bewogen, die Geschäftsführung anzuweisen, die Planungen zunächst nicht weiter zu vertiefen: „Der Mangel an qualifizierten Pflegekräften ist an allen Ecken und Enden spürbar. Dieser Aspekt muss bei Überlegungen zur Expansion stets mit berücksichtigt werden, weil er einen stark limitierenden Faktor darstellt“, hebt Aufsichtsratsvorsitzende Susanne Simmler hervor.

Die Stadt Nidderau wird die eigenen Überlegungen zur Auswahl einer geeigneten Fläche unabhängig von der Entscheidung zu einem Baumoratorium des Aufsichtsrates der Alten- und Pflegezentren fortführen, kündigte Bürgermeister Bär an.