Klimafester Garten wird gezeigt Umweltzentrum legt ein Biotop an

Die Kaiserkrone sieht nicht nur schön aus, sie kann auch Wühlmäuse fernhalten. Bild: -

Hanau – In den vergangenen Tagen konnte man leicht den Eindruck erhalten, am Umweltzentrum am Philipp-August-Schleißner-Weg entsteht ein Stück Park. Beschäftigte von Gartenbaubetrieben fuhrwerkten dort mit Schubkarre, Schippe und mit knatternder Motorharke auf einer rund 2 000 Quadratmeter großen Fläche zwischen der Rudi-Völler-Sportanlage und dem Dr.-Messer-Haus, dem Schulungs- und Verwaltungsgebäude des städtischen Umweltzentrums. Doch der Blick täuscht. Statt wohlgeordneter Natur für den Menschen soll dort Lebensraum für Insekten und Kleintieren entstehen.

Ähnlich verhält es sich mit dem vor geraumer Zeit angelegten Präriebeet. Der Mensch kann davon auch profitieren, indem er es als Leitbild für eine klimafreundliche und wasserschonende Gestaltung seines eigenen Gartens nimmt, erklärt Gabriele Schaar von-Römer, Leiterin des Umweltzentrums.

Ein langstieliger Solitär überragt seine (noch) niedrigwüchsigen Beetmitbewohner wie ein Erwachsener eine Gruppe von Kita-Kindern. „Die Kaiserkrone ist typisch für manche Prärielandschaften“, sagt Schaar von-Römer. Das Liliengewächs ist mit seinen markanten, roten Blüten eine Pracht für die Augen. Es gibt aber auch einen praktischen Nutzen der Pflanze, die es wert macht, sie im Garten zu haben. Dieser Nutzen ergibt sich am Ende der Kaiserkrone: der Wurzelknolle. Die soll ziemlich stinken und so Wühlmäuse auf Abstand halten. Die andere Vegetation im Beet entlang der Gebäudeseite besteht aus Stauden und Gräsern.

„Der Präriegarten ist vor zwei Jahren als Modellprojekt angelegt worden, um eine klimafeste Bepflanzung zu setzen, die zudem weit über das Jahr Insekten ernährt, indem nicht alles zu einem Zeitpunkt blüht“, sagt Schaar von-Römer. So reiche etwa der Nektar bis weit in den Spätsommer. Und im Winter sehe das Präriegras auch noch hübsch aus, heißt es.

Klimafest bedeutet im aktuellen Kontext, lange Dürrezeiten bei hoher Durchschnittstemperatur auszuhalten, ohne dass gegossen wird. Ein konventioneller Garten benötigt indes erhebliche Wassermengen, um einen Sommer zu überstehen, wie er sich in den vergangenen Jahren zeigte.

Was derzeit am Dr.-Messer-Haus im Kleinen ausprobiert wird, könnte in vermutlich nicht all zu ferner Zukunft auch die hiesige Naturlandschaft bestimmen – und das ohne gärtnerisches Zutun. Seit Jahren warnt das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung vor den Folgen der Klimaerwärmung in Deutschland, Wälder könnten verschwinden und sich eine Steppe ausbreiten. Unter dem Eindruck des Klimawandels wurde auch die neue Fläche mit Obstbäumen samt einem Biotop konzipiert. Dabei ging es wieder um Lebensräume für die heimische Fauna.

Dieses Projekt verdankt das Umweltzentrum – nicht unbedingt mit Glücksgefühlen – seinem Nachbarn, der Turngemeinde Hanau (TGH). Mit dem Bau des großen Sportcampus, musste das Umweltzentrum für Beachvolleyballfelder ein Teil seiner über mehr als zwei Jahrzehnte gewachsenen Streuobstwiese hergeben. Was nun entstehe, sei eine Ausgleichsfläche, heißt es. „Sechs Bäume konnten auf das neue Gelände umgesetzt werden. Die ‚Gräfin von Paris’ hat den Standortwechsel nicht geschafft“, bedauert Schaar von-Römer den Verlust des Birnbaums. Die Zufahrt zum Dr.-Messer-Haus säumt nun junges Gehölz. Es ist die Felsenbirne, die zu den heimischen Klimabäumen zählt. Das Rosengewächs soll etwa Trockenheitsstress gut wegstecken können, das gibt ihm letztlich auch Schutz vor Schädlingen.

Entlang der Rudi-Völler-Sportanlage wird ein Heckenbiotop eingerichtet, wie es in den 1980er Jahren der Landschaftsgärtner Hermann Benjes bekannt machte.

In dem meterlangen Wall aus Totholz entsteht ein Refugium für Insekten, Vögeln und Säugetieren wie den Igel. Bei manchen Insekten braucht es nur ein Erdhaufen. Die Wildbiene etwa hat sich mittlerweile die Hügel, die bei der Geländebearbeitung entstanden sind, zur Kinderstube für ihre Brut genommen.

Informationen und Besichtigung: Umweltzentrum Hanau, Philipp-August-Schleißner-Weg 2, Sprechzeiten nach Vereinbarung unter z 06181 3049148.
 sun

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