Ostheimer Vogelschützer feiern in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen 460 Nisthilfen sind in ihrer Obhut

Der Vorstand der Ostheimer Vogelschutzgruppe im Jubiläumsjahr mit dem Vorsitzenden Michael Döll (hintere Reihe Zweiter von links) und Chronist Reinhard Weider (vorne links). Bild: privat

Nidderau – Auf Initiative von Gerhard Prokop, damals Vorsitzender des Nabu-Kreisverbands Hanau, Revierförster Walter Adam und Jagdpächter Hans Herrmann trafen sich am 6. Mai 1974 „In der schönen Aussicht“ 17 Ostheimer Bürger und gründeten die Vogelschutzgruppe, die im Jahr des 50. Geburtstags immerhin rund 350 Mitglieder zählt. Seit der Gründung war und ist die ehemalige Schutzhütte von Waldarbeitern der Dreh- und Angelpunkt des Vereinslebens.

Kurz vor der „Zwangseingemeindung“ von Ostheim in die neu gegründete Stadt Nidderau am 1. Juli 1974 wurde also noch ein neuer Verein in der selbstständigen Gemeinde gegründet, der schnell seine Mitgliederzahl vervielfachen konnte. Vorrangiges Ziel war, die ortstypische Brut- und Gastvogelwelt zu schützen und zu erhalten, was bis heute mit einem beträchtlichen Arbeitsaufwand und mit dem Einsatz finanzieller Mittel getan wird.

Von Beginn an investierte die Vogelschutzgruppe in Brut- und Nisthilfen aller Art, die auf einer Fläche von rund 2000 Hektar in Wald, Feld, an der Nidder und in der bebauten Ortslage angebracht wurden. Aktuell betreuen die Mitglieder etwa 460 Nisthilfen, 18 Brutröhren und drei Brutkästen sowie zwei Storchenmasten und ein Storchennest, das ein Paar auf einem Hochsitz eingerichtete hat.

In der von Reinhard Weider verfassten Kurzchronik der Gruppen kann man nachlesen, dass man 1993 von einer angemieteten Lagerhalle im alten Ortskern in ein neu erstelltes Gerätehaus auf einem von der Stadt zur Verfügung gestellten Grundstück „In den Pfortenwiesen“ umgezogen ist und seit drei Jahren ein weiterer Lagerraum im Bürgerhof zur Verfügung steht. Diese Räume sind notwendig, um alle Gerätschaften für die Pflege, die Reparatur, die Säuberung und die Ersatzanbringung von Nistkästen oder Bruthilfen unterzubringen. Jährlich wird auch der Besatz geprüft und es werden Jungvögel beringt, wobei das bei den Störchen Werner Peter, der „Storchenexperte“ im Kreis, besorgt. Hier ist der Aufwand mit einem Hubsteiger besonders groß. Im vergangenen Jahr – als Beispiel – seien Zweidrittel aller Nistkästen besetzt gewesen. Dort konnten Kohlmeisen, Blaumeisen, Sumpfmeisen, Kleiber, Fliegenschnäpper, Sperling und Wespen beziehungsweise Hornissennester gefunden werden. Sieben Steinkauzpaare mit 35 Eiern nutzen die Brotröhren und das vergangene Jahr sei das erfolgreichste bei dieser Art gewesen, denn stadtweit hätten 103 junge Steinkäuze beringt werden können.

Auch die Störche haben erfolgreich gebrütet insgesamt acht Jungstörche seien aufgezogen worden. Ständige Besucher in Ostheim seien aber auch Turmfalken und Schleiereulen. Den Vogelschützern macht allerdings der rasante Anstieg der Waschbären-Population Sorgen, denn diese seien äußerst geschickte Nesträuber, die dem Vogelbestand trotz Schutzmaßnahmen an den Nistkästen zusetzen würden.

Eine jährlich wiederkehrende und wichtige Arbeit sei die Herstellung des Winterfutters aus Rindertalg und Sonnenblumenkernen. Seit 20 Jahren sind Mitglieder bei der Apfelernte auf einer Streuobstwiese von Mitglied Michael Bickel im Einsatz, das daraus gekelterte „Stöffche“ wird bei diversen Veranstaltungen angeboten, so zum Beispiel bei den Frühschoppen am Sonntagvormittag an der Schutzhütte.

Ausflüge alle zwei Jahre mit einem 50-Mann-Bus gehören ebenso zum Programm der Vogelschutzgruppe wie das Ostereiersuchen und der Familienabend im Winter. Und seit 2012 beteiligt sich die Vogelschutzgruppe an der Usthemer Kerb.

Rückblickend stellten Vorsitzender Michael Döll und Reinhard Weider im Gespräch mit unserer Zeitung fest, dass die ersten 25 Jahre prägend für die Gruppe gewesen seien, denn dort habe man den Grundstein für die umfangreiche Ausrüstung gelegt und die Mitgliederzahlen ständig steigern können, nicht zuletzt weil die Ostheimer Vogelschützer 1994 dem Nabu beigetreten seien. Hinzu komme eine personelle Kontinuität in Vorstandsämtern, stellvertretend finden sich in der Chronik die Namen von Michael Döll, Friedhelm Scharff, Willi Wies, Volker Weider, Klaus Kinze, Karl-Heinz Gemmecker, Wolfgang Kessner, Fritz Mehrling, Hans Wolf und Peter Gregorius.

Bei aller Freude über die zahlreichen Mitglieder und die vielen Aktivitäten plagen den Vorsitzenden Michael Döll auch Sorgen, denn wie bei vielen anderen Vereinen fehlt auch bei der Vogelschutzgruppe der Nachwuchs.
 tse