Die CDU entscheidet über ihren Kandidaten

Kampfabstimmung erwartet – Von Jürgen Dick

Foto: privat

Im beginnenden Rennen um den Bürgermeisterposten steht der erste „Showdown“ an. Mit verhaltener Spannung wartet das politische Bruchköbel auf die Kür des Kandidaten, den der CDU-Stadtverband ins Rennen schicken will.

Die Ernennung soll am 8. April ab 19:30 Uhr im Bürgerhaus stattfinden. Zuletzt ist bekannt geworden, dass sich zwei (männliche) Kandidaten an die Startlinie begeben wollen. Zum Einen will CDU-Partei- und FraktionsChef Thomas Sliwka antreten, zum Anderen der persönliche Referent des noch amtierenden Bürgermeisters, Daniel Weber. Kein Geheimnis ist mehr, dass Daniel Weber auf die Unterstützung von noch-Bürgermeister Günter Maibach bauen kann. Aber auch Thomas Sliwka soll seine „Truppen“ beisammen haben, darunter als Schwergewicht den Alt-Ratsherrn Hans-Ludwig Wilhelmi. Letzterer hat sich jetzt mit einem motivierenden Schreiben an die CDU-Mitglieder gewandt. Wichtig ist beiden Lagern, dass möglichst viele Mitglieder an der entscheidenden Versammlung teilnehmen.

In der erwähnten Sitzung der CDU wird es also zu einer Vorstellungsrunde der Kandidaten kommen, und es dürfte sich eine Personaldebatte anschließen. Was sind die Motive, die Vorhaben beider Kandidaten? Deren Profile und Werdegänge sind durchaus unterschiedlich (siehe separaten Beitrag). Die Parteimitglieder haben insofern eine echte Wahl.

Thomas Sliwkas Ambitionen auf die Kandidatur sind bereits seit einiger Zeit bekannt. Er hat sich in den vergangenen beiden Jahren in der Partei wie auch in der Fraktion in den Vordergrund bewegt. Sliwka wurde Ende 2017 zum Vorsitzenden der Bruchköbeler CDU gewählt. Im Verlauf des Jahres 2018 sah man ihn in den Versammlungen der Stadtverordneten mehr und mehr das Zepter für seine CDU-Fraktion in die Hand nehmen. Er hat nach Jahren der politischen Indifferenz seiner CDU wieder für ein erkennbares Format gesorgt, tritt gegenüber den anderen Fraktionen streitbar und in den Themen inzwischen recht gut vorbereitet auf. Das war, man erinnert sich, in den letzten Jahren bei der CDU nicht immer der Fall. Die CDU-Fraktion hatte den 2008er Schock der Abspaltung der BBB-Guppierung eigentlich bis zur letzten Wahl 2016 nicht richtig verdaut. Man hatte sich in dieser Zeit bisweilen regelrecht vorführen lassen, bekam als grösste Partei jahrelang keine verlässliche Regierungskoalition zustande, musste sich von Haushalt zu Haushalt hangeln. Eine derart politisch geschwächte Fraktionsvorsitzende hatte bis 2015 immer wieder versucht, in einem Parlament der ständig wechselnden Mehrheiten mit den anderen Parteien eine Art großen Frieden zu erreichen. Das aber geschah um den Preis zeitweiser Selbstaufgabe der CDU, die im illusorischen Parteien-Miteinander brav mitschwimmen, sich dort bisweilen aber auch demütigen lassen musste. Erst nach der Wahl 2016 schaffte es eine neu formierte CDU-Fraktion endlich wieder, eine Regierungskoalition mit der SPD zu bilden, und so etwas wie Führung erkennen zu lassen. Diese Zusammenarbeit verläuft bis heute stabil. Zunächst der Bürgermeister, aber auch Sliwka können einen Anteil daran für sich verbuchen.

CDU sucht Identität

Umso interessanter wirkt es heute, dass sich in der Person des noch amtierenden Bürgermeisters Günter Maibach ein Schwergewicht nicht etwa für Thomas Sliwka, sondern für den relativ unbekannten Newcomer Daniel Weber stark zu machen beginnt. Maibach hatte Weber vor zwei Jahren zu seinem persönlichen Referenten ernannt. Er hält große Stücke auf den jungen, in der Parteiarbeit noch nicht vergrabenen Verwaltungsfachmann. Es zeigt sich an dieser Präferenz aber auch, was bereits in der ganzen Amtszeit Maibachs stets als unterschwelliges Thema mitschwang:  Maibachs Führung der Stadtgeschäfte harmonierte nicht immer mit den Ansprüchen seiner Partei CDU. Maibach ist nämlich im Grunde kein Parteiengewächs. Er pflegte immer seinen eigenen, aus seiner Erfahrung als Unternehmer tradierten Stil. Politisches Bekennertum war nie sein Credo. Aus diesem Fremdeln mit der Politik mag es herrühren, dass er auch heuer wieder lieber einen Mann aus der Stadtverwaltung als möglichen Nachfolger sehen würde, denn einen Parteimann. Die Verwaltungsebene von der politischen Ebene getrennt zu halten, war und ist das eigentliche Erfolgsrezept Maibachs gewesen, und im Verlauf seiner 10-jährigen Amtszeit hat er trotz vieler, teils massiver Widerstände aus allen Lagern das Bild der Stadt ziemlich nachhaltig auf den Kopf gestellt – so viel Veränderung in so kurzer Zeit, das räumen inzwischen auch Gegner ein, gab es in Bruchköbel zuletzt in den 70ern zu bestaunen. 

Hinter dem kleinen Vorwahl-Duell in der CDU -Sliwka gegen Weber- steckt also im Grunde die Auseinandersetzung um die Frage, ob für Bruchköbel die Maxime der Politik die Richtung vorgeben, oder ob das trocken pragmatische Verwaltungshandeln im Vordergrund stehen soll. Spannend allemal. Ein einmal ernannter CDU-Kandidat, egal welcher, gilt seit rund 40 Jahren bei Bruchköbeler Bürgermeisterwahlen als gesetzt. Und obwohl ein CDU-Kandidat heute, in der Zeit sich verändernder politischer Mehrheiten, sich keiner automatischen Mehrheit mehr sicher sein kann, kommt dem Mitgliederentscheid bei der CDU besondere Bedeutung zu.