Sliwkas Wahlkampf nach dem Modell Maibach

CDU im Dilemma – Von Jürgen Dick

Foto: OP

(Bruchköbel/jgd) – Der Bürgermeisterwahlkampf nimmt Fahrt auf. Die ersten Kandidaten haben auf ihre fertigen Wahlkampf-Homepages hingewiesen. Bei Bedarf kann sich also jede Bürgerin, jeder Bürger einen schnellen Überblick zu Person, Anspruch und Zielsetzung der jeweiligen Kandidaten verschaffen.

Die meisten Parteien sind bei der Auswahl ihres Kandidaten mit sich im Reinen: Der BBB schickt Patrick Baier ins Rennen, die SPD kommt mit Perry von Wittich an den Start. Für die FDP kandidiert die einzige Frau unter den Kandidaten, die Polizeibeamtin Sylvia Braun, und der frühere erste Stadtrat Uwe Ringel tritt als B90/Grüne-Kandidat an.

Jede Partei entsendet also „ihren“ Mann bzw. Frau. Auch die Bruchköbeler CDU wollte das so halten. Daraus wurde aber nichts. Im April hatte die Mitgliederversammlung den jungen Verwaltungsmann Daniel Weber auf das Schild gehoben. Das allerdings mit einer nur knappen Mehrheit von 35:34 Stimmen gegen den CDU-Vorsitzenden und CDU-Fraktionssprecher Thomas Sliwka. Dieser hatte wegen seiner Ämter wohl fest mit seiner Nominierung gerechnet - hatte aber wohl, zu selbstsicher, das Sammeln seiner „Truppen“ in der Partei vernachlässigt. Er rief dann seine Kandidatur auf eigene Faust aus. Und mit Dietmar Hußing war dann noch ein dritter CDU-Mann in das Kandidatenkarussell eingestiegen.

In der CDU klafft nun ein Riss. Zuletzt hatten acht Mitglieder der CDU-Fraktion offen ihre Sympathie für Sliwka bekräftigt. In der Partei ist man jetzt konsterniert über den ziemlich furiosen Wahlkampf-Start des inoffiziellen CDU-Kandidaten Sliwka. Auch ohne finanzielle Unterstützung durch seine Partei startete der seinen Wahlkampf so, wie man es eigentlich von einem offiziellen Parteikandidaten erwartet: Auf seiner Homepage kokettiert er recht ungeniert mit dem vermeintlichen CDU-Bonus, gab bereits Termine zu einer „Bürgerdialog-Tour“ im September sowie „meine ersten Ziele“ bekannt. Frohgemut lässt er Buttons mit seinem Konterfei verteilen.

Ganz schön frech also. Zugleich kann Sliwka auch einen gewissen Hang zur Eitelkeit nicht verbergen - das dicke Auftragen ist dem Fastnachts-Aktivisten vom Niederissigheimer Carneval Club nicht fremd. Marketing-Leerformeln dominieren die Wahlkampf-Aussagen des Verkaufsprofis vielleicht ein bisschen zu penetrant („Digitalisierung in voller Konsequenz“, „das Ehrenamt hat meine volle Unterstützung“), und das Schmücken mit fremden Federn ist ebenfalls inclusive: Die gerade eben von Bürgermeisterkandidatin Sylvia Braun vorgestellte Zielsetzung, den Bauhof an einen neuen Ort zu verlagern (eine alte Forderung ihrer Partei FDP) taucht auch bei Sliwka auf.

Stimmen aus der CDU-Fraktion

Dem BK wurden aus der CDU-Fraktion heraus Gründe für die Unterstützung Sliwkas erläutert: Sliwka gilt dort als jemand, der der Fraktion wieder ein politisches Profil verpasst habe - nach langen Jahren, in denen die CDU-Fraktion nurmehr „verwaltet“ worden sei. In der CDU-Fraktion verbucht man das ziemlich reibungslose Funktionieren der CDU/SPD- Koalition (und damit die Rückgewinnung einer gestaltenden Mehrheit für die CDU) zu einem Gutteil als das Verdienst Sliwkas. Die Erleichterung darüber versteht, wer seit 2008 miterlebt hat, wie die CDU, die stets größte Fraktion im Parlament, im Hin und Her wechselnder Mehrheiten immer wieder ins Schlingern geraten war. Zuletzt lag Sliwka auch mit Bürgermeister Maibach nicht mehr auf einer Linie. Maibach bevorzugt möglichst breit angelegte Mehrheiten im Parlament, Sliwka setzt hingegen als Fraktions-Chef auf den politischen Führungsanspruch seiner CDU. Dass sich Maibach vor der CDU-Versammlung statt für Sliwka für seinen Verwaltungskollegen Daniel Weber aussprach, offenbarte den Bruch.

Für die CDU Bruchköbel ist das uneinheitliche Bild mit drei Kandidaten also ein Dilemma. Man betont im CDU-Vorstand natürlich, dass man für den gewählten Kandidaten Daniel Weber eintritt. Wobei Sliwka andererseits selbst der Vorsitzende dieses Vorstands ist und dieses Amt, wie es hieß, für die Zeit seiner Kandidatur bloß ruhen lasse. Sliwka wiederum hat im Landwirt, Ratsherrn und CDU-Urgestein Hans-Ludwig Wilhelmi ein politisches Berater-Schwergewicht als Fürsprecher, dessen Sprache und strategisches Wollen jeder Kenner der Verhältnisse am beginnenden Sliwka-Wahlkampf leicht wiedererkennt. Sliwkas Kandidatenrolle als „CDU-Rebell“ war schon einmal in sehr ähnlicher Form erfolgreich erprobt worden - nämlich im legendären, brachial geführten Bürgermeisterwahlkampf 2007. Damals war Günter Maibach ähnlich wie heute Sliwka gegen seinen eigenen CDU-Bürgermeister Michael Roth angetreten. Einflussreicher Berater im damaligen Team Maibachs war auch damals schon Bauer Wilhelmi.