Der Boden ist noch zu hart für die Ernte / Weniger Knollen und kleiner Zuversicht im Kartoffeldorf

Ein Ernteversuch nach den ersten Regenfällen seit Wochen: Der Boden war unterhalb der Oberfläche noch immer hart. Frank Vulpius hat deswegen nur wenige Kartoffeln aus dem Boden geholt.

Bruchköbel – Wer wissen will, wie es um die Kartoffelernte steht, der muss nach Roßdorf schauen. Seit Jahrzehnten beliefern vor allem die beiden Familien Köhler und Vulpius die heimischen Wochenmärkte mit ihren Knollen.

Derzeit richten die Kartoffelbauern ihre Blicke erwartungsvoll gen Himmel. Die 20 Liter Regen, die jetzt pro Quadratmeter gemessen wurden, seien schon mal nicht schlecht angesichts der wochenlangen Dürre. „Aber da muss noch was kommen“, hofft Andreas Köhler, der Juniorchef vom gleichnamigen Kartoffelhof. Der Regen habe nur die erste zehn Zentimeter tiefe Schicht der Erde befeuchtet, darunter sei es nach wie vor zu hart, um mit der Ernte zu beginnen. Der Schaden an den Knollen wäre zu groß, würde man jetzt mit den Erntemaschinen versuchen, die Kartoffeln einzufahren.

Auch Frank Vulpius wollte starten, als vergangene Woche der erste Regen gefallen war. Er hat den Versuch aber schnell wieder abgebrochen. Geerntet wurde nur so viel, dass es für den Verkauf auf den Märkten in Bruchköbel sowie in Hanau reichte.

Köhler und Vulpius können sich beide nicht an einen vergleichbaren Sommer mit derart wenig Regen erinnern. Dennoch strahlen beide Zuversicht aus: „Niemand muss in diesem Jahr auf unsere Kartoffeln verzichten“, sagt Köhler. Doch eins ist bereits jetzt absehbar, obwohl die eigentliche Ernte noch gar nicht begonnen hat: Die Holzkisten werden deutlich spärlicher befüllt als sonst. Und die Knollen werden auch nicht die normale Größe haben, sondern kleiner werden. Viele fallen beim Ernten durchs Sieb und gehen gar nicht erst in den Verkauf.

Über die Jahre gesehen seien Kartoffelernten mit großen Schwankungen behaftet. „Bei uns liegen die Erträge in normalen Jahren zwischen 35 und 60 Tonnen“, berichtet Köhler. Im vergangenen Jahr seien es 50 Tonnen gewesen, in diesem Jahr rechnet er gerade einmal mit der Hälfte.

Nicht nur die Quantität, sondern auch die Haltbarkeit der Kartoffeln macht den Bauern Sorgen. Viele fingen bei den warmen Temperaturen bereits jetzt an zu keimen, sagt Frank Vulpius, während er eine der Knollen vom Boden aufhebt. Das führe dazu, dass sie schneller runzelig würden.

Wesentlich mehr Energie muss deshalb auch zur Kühlung der gelagerten Ware aufgebracht werden, befürchtet Köhler. Normalerweise würden die Kartoffeln Mitte September bei rund zehn Grad Außentemperatur geerntet. Jetzt sei es wärmer.

Für die Bauern stellt sich auch die Frage, welche Kartoffelsorten sie angesichts des fortschreitenden Klimawandels künftig in den Boden setzen. „Es gibt Sorten, die sind resistenter gegen Trockenheit und Wärme“, weiß Andreas Köhler.

Wichtig sei jedoch, dass sie dem Kunden auch schmecken.
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