„Die Geister, die ich rief, werd’ ich nicht mehr los!“ Ausstellung im Rathaus erinnert an Atomkatastrophen

Das Obertshausener Bündnis gegen Atomkraft bezieht mit einer Ausstellung von Plakaten im Foyer des Rathauses Schubertstraße fünf Jahre nach Fukushima und 30 nach Tschernobyl klar Stellung. Foto: pro

Obertshausen (pro) - Da strahlt der Bürgermeister und die Bevölkerung ist gespalten: Ist die Kernenergie sicher, brauchen wir sie überhaupt noch? Das Obertshausener Bündnis gegen Atomkraft bezieht mit einer Ausstellung von Plakaten im Foyer des Rathauses Schubertstraße fünf Jahre nach Fukushima und 30 nach Tschernobyl klar Stellung.

Geradezu heiter-harmlos klingt in diesem Zusammenhang Goethes Zauberlehrling: „Herr, die Not ist groß! Die Geister, die ich rief, werd’ ich nicht mehr los!“ Da ragt auf einem Gemälde der Dietzenbacher Künstlerin Dorita Jung das Skelett einer Hand unter gelben Fässern mit Atommüll hervor. Jung, die sich auch für den Verein „Kinder von Tschernobyl“ engagiert, hat es gemalt. Am Tag nach der Vorstellung des Werks explodierten die Kernreaktoren im japanischen Fukushima, wo sich ihr Neffe aufhielt. Daraufhin hat sich die Künstlerin von dem Bild getrennt. Die Intitiatorin des Hilfswerks, Dr. Dörthe Siedentopf, besitzt es nun und brachte es zur Ausstellung nach Hausen.

Alles ist verstrahlt

Texte und Grafiken an den Stellwänden erinnern an die Havarie des Meilers in Tschernobyl 1986. Sechs Feuerwehrleute waren die ersten toten Helfer, 830 000 sogenannte „Liquidatorinnen“ arbeiteten bei extrem hoher Strahlung mit Schaufeln und bloßen Händen rund um den Unglücksort – fast alle sind heute invalide. Ganze Dörfer wurden dem Erdboden gleichgemacht, heißt es auf den Tafeln, der Reaktor wurde mit einem Sarkophag umschlossen.

In der Bundesrepublik wurden noch 30-mal höhere Becquerel-Werte als erlaubt auf den Böden gemessen. Der Regen brachte Cäsium, Strontium und Jod - Gemüse, Früchte und Milch waren verstrahlt, Spielplätze und Parks mussten geschlossen werden. Die Initiative im Rathaus klagte an, dass es bis heute keine Lösung für die Entsorgung abgebrannter Kernstäbe gebe – dafür eine erhöhrte Krebsrate rund um Kernkraftwerke.

Von einer japanischen Anti-Atom-Bewegung erhielt die Gruppe ein kunstvolles Banner, auf dem ein roter Drache das Strahlungssymbol auffrisst. Bürgermeister Roger Winter lobte das Bündnis, es sei sehr wichtig, an die Unfälle in den Anlagen in Japan und Russland zu erinnern. Die Ausstellung ist noch bis Ende April zu den Öffnungszeiten des Verwaltungsgebäudes zu sehen.