Vereine und Privatpersonen nehmen am Frühlingsputz der Stadt Obertshausen teil Für eine Weile ist es nun sauber

Die Mitarbeiter des Bauhofs sammeln die gefüllten Tüten am Ende der Aktion ein. Im Anschluss entsorgen sie den Müll in den Containern. Foto: Mangold

Obertshausen (man) – Zum Umwelttag war es am Samstag war es wieder soweit: „Sauberhafter Frühlingsputz der Stadt Obertshausen 2017“ stand auf der Einladung an 94 Vereine. Die Bitte an die Obertshausener: Auf der Gemarkung der Gemeinde den Dreck aufzusammeln, den Mitbürger illegal entsorgen. Diesmal nehmen 23 Clubs mit 189 Mitgliedern teil. Außerdem stehen 25 Privatpersonen schon früh auf. Um 8.30 Uhr geht es bereits los.

Normalerweise stellen sich die Leute an einer Schlange an, wenn sie etwas Angenehmes erwarten oder etwas dringend etwas brauchen. So ein bisschen ist heute im Bauhof an der Leipziger Straße eher das Gegenteil der Fall. Die Bürger warten auf Müllbeutel und Greifer, die Bauhof-Vize-Chef Jochen Roth und Jeanette Rühl ausgeben.

So wie Florian Hellmann, im Unterwassersportclub Obertshausen (Usco) als Taucher aktiv. Der 25-Jährige erzählt, wie es ihn nerve, die leeren Chipstüten und Colaflaschen zu sehen, die am Rande von Autobahnen lagern. Der Usco erscheint stark vertreten. Außer Hellmann nehmen nicht nur Jugendleiter Julian Kratz und die jungen Taucher Simon Beitz (12) und Marcel Schwienhagen (16) teil.

Auch Beate Hopf und Sohn Titus sind mit von der Partie (9). Titus stürmt für Kickers Obertshausen. Mutter Beate bittet Jochen Roth, ihnen einen Platz nicht weit weg zuzuweisen, „wir sind zu Fuß hier“. Roth bietet die Gegend um die HIT-Filiale an. Ansonsten delegiert der Mann, der den Putztag seit 1986 organisiert, die Helfer an insgesamt 28 Standorte.

Ums Eck vom Bauhof sammeln Horst Wittig und Haitam Bouradah (12), Trainer und Schüler beim 1. Karate-Dojo Obertshausen. Wittig schafft schon seit Jahren zwischen den Bäumen am Spielplatz den Dreck weg. Er ahnt, wie sich Sisyphos mit seinem Stein am Berg fühlt, der immer wieder runter rollt, „beim nächsten Mal sieht es wieder aus wie Sau“. Haitam drückt aus, was ihn trotz der Aussicht motiviert, „ich will was für Obertshausen tun“.

Wie Schnapsflaschen hierher kommen, lässt sich nachvollziehen. Das gilt ebenfalls für die Kondome, auch wenn sich für deren Gebrauch vielleicht schönere Plätze vorstellen lassen als gegenüber von 60er Jahre-Sozialbauarchitektur unweit der Schnellstraße im Hundeauslauf. Hingegen bleibt nebulös, was Leute treibt, Teppiche oder Starkstrom-Steckdosen abzuladen, wo ein paar Meter weiter für solche Sachen kostenlos Container stehen. Das versteht auch Alfred Blank nicht, einer der Privatpersonen: „Ich kann den Dreck nicht mehr sehen.“ Das Ehepaar Basilios und Elisabeth Savvidis sind als Vertreter des griechischen Vereins „Megas Alexandros“ schon ewig am Putztag unterwegs.

Über die Brücke auf der anderen Seite der Schnellstraße quälen sich Giulia Cannizzo (12) und Freundin Chiara Setzer (11) durch die Dornen. „So ekelhaft habe ich mir das nicht vorstellt“, kommentiert Chiara ihre Funde. Bei manchem Ding wäre es interessant, die Geschichte dahinter zu kennen. Chiara findet eine grüne Flasche im Dickicht, in der noch gut 300 Milliliter Kräuterschnaps schwappen. Was motivierte den Besitzer zum verschwenderischen Wurf? Die Sorge, nach dem nächsten Schluck zu erbrechen oder die ad hoc-Erkenntnis, eine Biographie im bruchlosen Suff mündet niemals in Glückseligkeit?

Auch Julian Kratz und Marcel Schwienhagen säubern das Areal und wundern sich. Lob verdienen Hundebesitzer, die den Kot ihrer Tiere vom Weg beseitigen. Das gefüllte Tütchen jedoch in den Wald zu werfen, wirkt umwelttechnisch paradox.

Am Ende steht ein Hattrick: Jochen Roth addiert 35 Kubikmeter Müll, genauso viel wie jeweils in den beiden Jahren zuvor. Am Ende steht im Bauhof für alle eine Suppe auf dem Tisch.

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