Themenräume statt Gruppenräume und ganz viel Freiheit Kita Vogelsbergstraße setzt neues Konzept um

Bei einem Vor-Ort-Termin schauten sich Vertreter aus Verwaltung und Elternbeirat die Umsetzung des neuen Konzeptes an. Das Bild zeigt (von links, hinten): Erster Stadtrat Michael Möser, Bürgermeister Roger Winter, Elternbeiratsvorsitzende Mirijam Klein, Fachbereichsleiter Michael Jentzsch, Kita-Leiterin Sabine Mauser-Dilsiz, stellvertretende Fachbereichsleiterin Nadine Melzer sowie Sabrina Scholz (Fachberatung Kita). Foto: p

Obertshausen (red) – Fröhliches Kinderlachen ist entlang des Spielflurs zu hören, während nebenan einige Mädchen konzentriert malen. Jeder macht das, was seinen Interessen entspricht. Nach 2,5 Jahren intensiver Vorbereitungszeit trägt die Arbeit erste Früchte: Die Kita Vogelsbergstraße ist nach den Sommerferien mit einem neuen Konzept gestartet und geht damit den Weg hin zur offenen Arbeit. „Wir haben uns mit der Weiterentwicklung der pädagogischen Arbeit und dem konzeptionellen Wandel beschäftigt“, teilt die Einrichtungsleiterin Sabine Mauser-Dilsiz mit, die sich gemeinsam mit ihrem engagierten Team für diesen Weg entschieden hat.

Neu ist auch, dass keine Hortkinder mehr die Einrichtung an der Vogelsbergstraße besuchen. Diese sind nun in der Betreuung der Sonnentauschule in der Nachbarschaft. Damit hat die Stadt Obertshausen in der Kita Vogelsbergstraße 25 neue Plätze für Kinder ab drei Jahren geschaffen.

Die Kindertagesstätte Vogelsbergstraße erstrahlt in neuem Glanz: Die traditionellen Gruppenräume wurden zugunsten unterschiedlich gestalteter Themenräume und damit Bildungsbereichen aufgelöst. „Diese entsprechen dem im Hessischen Bildungs- und Erziehungsplan für Kinder geforderte Grundlagen“, erklärt Sabine Mauser-Dilsiz.

Alle Räume der Kita werden nun als Ganzes gedacht. Sie sind unterschiedlich gestaltet und bieten den Jungen und Mädchen ein vielfältiges Spielfeld. Dort ist viel Platz für Erfahrungen, Handlungen und Entscheidungen. „Es ist uns wichtig, den Interessen der Kinder auf die Spur zu kommen und den Tag nicht für die Kinder zu verplanen, sondern gemeinsam mit den Kindern zu gestalten“, sagt die leitende Pädagogin. „Frei verfügbare Zeit wird reichlich eingeplant.“

Feste Gruppen mit dazugehörigem Erzieherteam gibt es in der Kita Vogelsbergstraße nicht mehr. Die pädagogischen Fachkräfte übernehmen gemeinsam die Verantwortung für alle Kinder. Dennoch: Die Kinder und Familien sind sogenannte Bezugserzieherinnen und Bezugserzieher zugeteilt. Diese kümmern sich dann zum Beispiel um die Eingewöhnung der neuen Kinder und die Entwicklungsgespräche.

Sonst beruht das neue Konzept der Einrichtung vor allem auf Freiwilligkeit. Die Jungen und Mädchen entscheiden selbst, wo und was sie spielen wollen. Auf einer Übersichtstafel im Flur sehen sie die einzelnen Angebote. Rote und grüne Ampelmännchen zeigen an, ob die Gruppe schon besetzt ist oder noch Platz ist. Die Kinder suchen sich ihre Spielpartner selbst aus - und auch die Erwachsenen, die sie im Kita-Alltag unterstützen. „Die Selbstbestimmungsrechte der Kinder gegenüber Erwachsenen werden somit sichergestellt“, betont Sabine Mauser-Dilsiz und verweist auf die UN-Kinderrechtskonvention.

Unterteilt ist die Kita Vogelsbergstraße in folgende Bereichen: Empfang, Spielflur, Spielraum für Gesellschaftsspiele, Bauraum, Werkraum, Kreativraum, Rollenspielraum mit angrenzendem Schlafraum, Bistro, Bücherei, Forscherraum, Bewegungsraum und Garten. Mit der neuen Struktur bleibt auch vielmehr Platz zum Spielen.

Viel Arbeit hat das Kita-Team in das neue Konzept gesteckt und auch viele Gespräche bereits im Vorfeld mit den Eltern geführt. Einige haben die Pläne vorher kritisch beäugt. Aber schon nach den ersten Wochen sind die Eltern soweit überzeugt. „Das Konzept wurde sehr gut angenommen“, sagt Sabine Mauser-Dilsiz. Das bestätigt auch die Elternbeiratsvorsitzende Mirijam Klein. Die Eltern haben der städtischen Einrichtung ihr Vertrauen geschenkt. Das hat sich gelohnt. Der Spaß am Entdecken der neuen Kita-Räume ist den Kindern anzumerken.

Den Unterschied zur Atmosphäre vor und nach den Ferien bemerken auch Erster Stadtrat Michael Möser und Fachbereichsleiter Michael Jentzsch. „Es ist eine andere Ruhe und Konzentration zu beobachten“, sagt Michael Jentzsch. „Und dass wir mit dem Start des neuen Konzeptes nun auch 25 zusätzliche Plätze schaffen konnten, ist eine tolle Sache“, betont Erster Stadtrat Michael Möser. Nach und nach – bis Anfang 2020 – stoßen so neue Jungen und Mädchen zur Kita dazu und entdecken neue Räume nach ihren Interessen.