Sprach-Kitas haben sich in Obertshausen etabliert Die Sprache im Alltag entdecken

Mit viel Engagement setzen sich Alexandra Holzamer (vorne, von links), Kerstin Fuchs, Janina Pulwey, Nina Huber-Haftmann, Sabine Mauser Dilsiz und Ulrike Dums (hinten, rechts) für die Sprach-Kitas in Obertshausen ein. Ingrid Hutzenthaler (hinten, links) von der Fachberatung Sprach-Kitas begleitet die Umsetzung des Projektes in Obertshausen. Das gefällt auch Bürgermeister Roger Winter (hinten, Mitte), Ersten Stadtrat Michael Möser (hinten, Dritter von links), Fachbereichsleiter Michael Jentzsch (hinten, Zweiter von links), seine Stellvertreterin Nadine Melzer (hinten, Zweite von rechts) und Sabrina Scholz (hinten, Dritte von links) von der pädagogischen Fachberatung. Foto: p

Obertshausen (red) – „Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ – unter diesem Motto fördert das Bundesministerium für Familie, Frauen, Senioren und Jugend (BMFSFJ) das Programm „Sprach-Kitas“. Auch in Obertshausen sind die Sprach-Kitas in den städtischen Einrichtungen etabliert. Das freut auch den Ersten Stadtrat und Sozialdezernenten Michael Möser, der das Bundesprogramm bereits in seiner früheren Funktion als Fachbereichsleiter kennen und schätzen gelernt hat. „Das ist ein echter Entwicklungsprozess. Wichtig ist vor allem, das Programm als Ergänzung zur regulären und guten Arbeit in den Kitas zu sehen“, erklärt der Erste Stadtrat.

Kürzlich präsentierte das Obertshausener Sprach-Kita Team das Projekt und seine Entwicklung der Rathaus-Spitze. Bürgermeister Roger Winter und Erster Stadtrat Michael Möser sowie Fachbereichsleiter Michael Jentzsch, seine Stellvertreterin Nadine Melzer lauschten interessiert den Vorstellungen. Ebenso begeisterte sich die neue pädagogische Fachberatung Sabrina Scholz, die einen Schwerpunkt auf die medienpädagogische Arbeit setzt, für das Programm. Aktuell nehmen drei städtische Einrichtungen an dem Bundesprogramm teil. Eine Herausforderung ist es dabei, das entsprechende Fachpersonal zu finden.

Ingrid Hutzenthaler von der Fachberatung Sprach-Kitas begleitet die Umsetzung des Projektes in Obertshausen und ist für das Team Ansprechpartnerin. Sie weiß, Gründe für Sprachdefizite können vielfältig sein: zum Beispiel Traumata, Mehrsprachigkeit oder Wahrnehmungsstörungen. Ein Baustein des Programms ist, dass geschulte Fachkräfte die Jungen und Mädchen im Kita-Alltag sprachlich begleiten. Dabei werden unterschiedliche Gesprächssituationen geschaffen, in denen die Kinder mit der Sprache in Kontakt kommen und die Möglichkeit haben, selbst in Sprache zu kommen. „Bilderbücher sind dabei eine wahre Fundgrube“, betont Ingrid Hutzenthaler, die früher selbst als Sprach-Kita-Fachkraft in der städtischen Einrichtung Im Trinkborn tätig war.

Zum Obertshausener Team der Sprach-Kita-Kräfte gehören Ulrike Dums (Kita-Leitung Im Trinkborn) mit ihrer Mitarbeiterin Janina Pulwey, Sabine Mauser-Dilsiz (Kita-Leitung Vogelsbergstraße) und ihre Mitarbeiterin Nina Huber-Haftmann sowie Alexandra Holzamer (Kita-Leitung Rodaustraße) und ihre Mitarbeiterin Kerstin Fuchs. Gemeinsam stellten sie in den Räumen der Kita Im Trinkborn das Projekt vor und zeigten auf, wie sie die Themenschwerpunkte des Programms vor Ort umsetzen. Ein kleines Büchlein mit Bildern zum Kita-Alltag - aus der Materialsammlung des Bundesprogramms - hält Kita-Leiterin Alexandra Holzamer in Händen. Das sei hilfreich im Kita-Alltag für die bildgestützte Kommunikation mit Eltern, um den Tagesablauf in der Kita transparent zu machen. Als Requisit für die Sprachbildung im Alltag hat Kerstin Fuchs eine Bommelmütze gewählt. „Anziehsituationen eignen sich hervorragend für Gespräch, da brauchen viele Kinder Unterstützung. Und so kann man die Kleidungsstücke benennen, über die Farben sprechen oder sich gemeinsam über die ,blöden Schuhe‘ unterhalten, die einfach nicht zugehen wollen“, erklärt die Fachkraft. Auch das japanische Erzähltheater Kamishibai eignet sich hervorragend für die Sprachförderung in den Kitas. Wie das funktioniert, führt Janina Pulwey vor. Sie schiebt Karten, bedruckt mit Bildern einer Geschichte, in den Rahmen, der an eine Bühne erinnert. „Das Erzähltheater regt die Kreativität der Kinder an. Gemeinsam tauchen wir in die Geschichte ein und tauschen uns über die Bilder aus“, sagt Janina Pulwey. „Es geht nicht nur darum, bei einem Bilderbuch den Text vorzulesen. Wichtiger ist, über die Geschichte ins Gespräch zu kommen“, erklärt Ulrike Dums. Blickkontakt halten, den Kindern freundlich zugewandt zu sein und sie sprechen lassen – das sind wichtige Richtlinien für die Interaktion.

Die Inklusion, die alltagsintegrierte Sprachbildung und die Zusammenarbeit mit den Eltern seien die drei Säulen der Sprach-Kita, erklärt Nina Huber-Haftmann. Für ihre Arbeit nutzt sie gern Geschichten-Boxen. Darin enthalten ist ein ansprechendes Bilderbuch und viele Gegenstände, die in Verbindung zur Geschichte stehen und die Kinder unterstützen, die Geschichte selbst zu erzählen. Einige Kärtchen mit Piktogrammen hält Sabine Mauser-Dilsiz in die Höhe. Darauf abgebildet sind verschiedene Symbole für die unterschiedlichen Räume der Kita Vogelsbergstraße. „Kinder, die mit wenig Sprache kommen, orientieren sich an den Bildern“, erklärt die Kita-Leiterin, „und können so auch ihren Eltern vom Alltag berichten.“

Zum Ende der Vorstellungsrunde hebt Ingrid Hutzenthaler das Team vor Ort wertschätzend hervor. „Ohne Engagement geht es bei dem Programm Sprach-Kita einfach nicht. Natürlich ist es für die Kita-Leitungen auch mit zusätzlicher Arbeit verbunden“, sagt sie. „Der Gewinn ist zum einen, eine vom Bund zusätzlich finanzierte Stelle mit 19,5 Stunden, aber besonders der Erfolg bei der Sprachbildung der Jungen und Mädchen.“

Mit dem Bundesprogramm „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ stärkt das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) die alltagsintegrierte sprachliche Bildung, die inklusive Pädagogik sowie die Zusammenarbeit mit Familien in den Kitas. Im Januar 2016 ist das Bundesprogramm „Sprach-Kitas“ gestartet. Mit der Anhebung der Mittel ab 2017 um jährlich 150 Millionen Euro - 600 Millionen Euro mehr zwischen 2017 bis 2020 - können insgesamt rund 7.000 zusätzliche halbe Fachkraftstellen in Kitas und in der Fachberatung geschaffen werden. Der Bund stellt damit für das Programm „Sprach-Kitas“ im Zeitraum zwischen 2016 und 2020 Mittel im Umfang von bis zu einer Milliarde Euro zur Verfügung.