Gedenkveranstaltung zur gewaltsamen Zerstörung der neuen Synagoge in Steinheim „Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen“

Stolpersteine sollen Erinnerung wach halten. Foto: znd

Steinheim (red) – Eine Gedenkveranstaltung zur gewaltsamen Zerstörung der neuen Synagoge, wie von Geschäften und Einrichtungen in Steinheim vor 80 Jahren findet am Samstag, 10. November, ab zehn Uhr an der ehemaligen neuen Steinheimer Synagoge in der Ingelheimstraße 12 in Steinheim statt.

Eine von der SA-Brigade 50 (Starkenburg) am 10. November 1938 um drei Uhr morgens angeordnete Sprengung oder Inbrandsetzung der Synagoge unterblieb lediglich, da sich in dem Haus auch die Wohnung des christlichen Hausmeisters der jüdischen Gemeinde befand.

In Lesungen soll an die Ereignisse von vor 80 Jahren erinnert werden, um wachsam unsere Gegenwart und Zukunft zu gestalten. Die aktuellen rechtsnationalen Ausschreitungen von Selbstjustiz in Chemnitz mit Hetzjagden auf Menschen, die anders aussehen oder eine andere Meinung vertreten, zeigen in alarmierender Deutlichkeit, dass Wachsamkeit alleine nicht mehr ausreichen, um die Demokratie zu verteidigen. Es ist nicht allein eine Frage des Aufgebots an Sicherheitskräften, unsere Freiheit und individuelle Unversehrtheit zu schützen, sondern es sind alle Bürger aufgerufen, sich dafür zu engagieren, „dass Auschwitz nicht noch einmal sei“ wie Theodor W. Adorno es ausdrückte. Hat bereits der jüdische Schriftsteller und Holocaust Überlebende Primo Levi nach seinen Erfahrungen in Auschwitz geschrieben: „Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen“.

Im Anschluss an die Veranstaltung wird es ein Gedenken an den bereits verlegten Stolpersteinen geben. Die Veranstaltung an der ehemaligen Synagoge wie auch das anschließende Gedenken an den bereits verlegten Stolpersteinen werden von der Initiative „Runder Tisch - Erinnern und Gedenken“ getragen. Die Initiative ist ein Zusammenschluss von Bürgern Steinheims, dem ökumenischen Arbeitskreis der katholischen Kirchen St. Nikolaus und St. Johann-Baptist, der evangelischen Kirche Steinheim und dem Steinheimer Heimat- und Geschichtsverein.

Mit Gedenkveranstaltungen, Ausstellungen, der Verlegung von „Stolpersteinen“ einem Kunstprojekt des Künstlers Gunter Demnig und der symbolischen Widerherstellung des alten Jüdischen Friedhofs hat die Initiative in den vergangenen elf Jahren die Erinnerung im Alltag wach gehalten und sich zugleich entschieden, jeglichem Rassismus und Ausgrenzungen von Menschen mutig entgegen zu stellen.

So hat die Initiative auch 2014 die unwürdigen Zustände in der Flüchtlingsunterkunft in der Ludwigstraße 60 durch einen offenen Brief an den Steinheimer Ortsbeirat in die öffentliche Diskussion gebracht und es hat sich daraus die Ökumenische Flüchtlingshilfe Steinheim (ÖFS) entwickelt. Wer die Arbeit unterstützen möchte, kann sich an die Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde, Heike Zick-Kuchinke, wenden. Spenden für die Arbeit der Initiative können gerichtet werden an: Evangelische Kirchengemeinde, Konto-Nummer 5511097 bei der Frankfurter Volksbank BLZ 50190000.