Erlös aus den Bildverkäufen geht an den Hospizdienst / Ausstellung bis 16. August offen Immer Glück ist auch eine Form von Können

Im Neustädter Rathaus am Hanauer Markt sind in der Ausstellung „Menschen / Bilder / Emotionen 2.0“ bis zum 16. August 50 ausgewählte Arbeiten des preisgekrönten Reuters-Fotografen Kai Pfaffenbach zu sehen und käuflich zu erwerben. Der Erlös geht an die Arbeitsgemeinschaft Hospizdienst Hanau. Foto: kama

Hanau/Klein-Auheim (kama) – Der in Klein-Auheim wohnende Fotograf Kai Pfaffenbach arbeitet seit vielen Jahren als Pressefotograf für die Nachrichtenagentur Reuters: Seine Fotografien verewigen Höhepunkte und Niederlagen des Sports bei Olympischen Spielen, Fußball-Weltmeisterschaften und Leichtathletik-Wettkämpfen, dokumentieren Kriege und Krisen im Irak, Afghanistan, Syrien und der Türkei und porträtieren bekannte Persönlichkeiten und politische Größen.

Sein bekanntestes Werk ist eine Fotografie des lächelnden Usain Bolt im Halbfinale des 100-Meter-Laufs während der Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janerio - das am häufigsten veröffentlichte Bild in der Geschichte der Sportfotografie. „Die Perspektive, das Licht, das Equipment, die technischen Einstellungen; bei Sportfotografie muss alles in einem sehr kurzen Augenblick passen“, so Pfaffenbach, der in Sportfotografie die Königsdisziplin seines Berufes sieht.

Nicht nur technisch herausfordernd, sondern auch emotional zerrend seien Fotodokumentationen von Kriegs- und Krisengebieten: Pfaffenbach marschierte 2003 mit US-Truppen von Kuwait nach Bagdad und lieferte beeindruckende Bilder aus den ersten Reihen des Irakkrieges. Der Hanauer fotografierte dramatische Kampfgefechte in Sandstürmen, ärztliche Behandlungen von Soldaten inmitten von Straßenschlachten, aber auch bedrückend stille Momente des Krieges, in denen desillusionierte und apathische Soldaten in einer lebensfeindlichen Umgebung probieren Ruhe zu finden.

„Ich sehe Sachen, die bleiben nicht nur in der Kamera oder in der Kleidung hängen. Es sind Dinge, die emotional mitnehmen und bewegen. Meine gesamte Familie, diese Region und Hanau als Heimatstadt sind für mich ein Hafen, der mir die nötige Ruhe, Gelassenheit und Bodenhaftung bringt“, so der Reuters-Fotograf.

Kai Pfaffenbach, den Stadtverordnetenvorsteherin Beate Funck mit Stolz als „echten Hanauer Bub“ bezeichnet, ist nicht nur international ständig auf der Suche nach Fotomotiven: Beim G20-Gipfel in Hamburg ging der preisgekrönte Fotograf direkt zwischen die Demonstranten und Polizisten, um möglichst viele Eindrücke der Unruhen fotografisch festzuhalten.

„Es ist nicht so, dass der ganze Stadtteil in Schutt und Asche gelegt wurde; vieles wurde durch die Medien hochstilisiert. Allerdings habe ich in den 20 Jahren als Fotograf noch nirgendwo auf der Welt eine Demonstration erlebt, in der Spezialeinheiten mit entsicherten Sturmgewehren und doppelten Magazinen durch die Reihen laufen. Gewalt erzeugt immer Gegengewalt; das darf man nie vergessen“, so Pfaffenbach.

Auch wenn er als objektiver Berichterstatter von der Nachrichtenagentur Reuters in die letzten Ecken der Welt geschickt wird, sei es ihm nicht immer möglich dem angestrebten Ideal der Objektivität nachzukommen: „Als Fotograf richte ich mein Objektiv subjektiv auf Szenen, die ich sehe. Ich kann für mich nicht in Anspruch nehmen alles wahrzunehmen und zu zeigen.

Es ist immer nur ein Mosaik des Ganzen“. Einblicke in die subjektiven Geschichten hinter seinen Fotografien gewährte der Fotograf bei einer Diashow im großen Saal des Hanauer Kinopolis am vergangenen Donnerstag: Vor 300 Personen kommentierte Pfaffenbach die Entstehung einige seiner Arbeiten, erläuterte Hintergründe und berichtete über Aspekte des Geschehenen, die er auch außerhalb seines Kameraobjektivs wahrnimmt.

Wenige Tage darauf, eröffnete Pfaffenbach im Neustädter Rathaus am Hanauer Markt die Ausstellung „Menschen / Bilder / Emotionen 2.0“. Bis zum 16. August sind hier 50 ausgewählte Arbeiten von Pfaffenbach zu sehen und käuflich zu erwerben. Der Erlös der Bildverkäufe geht an die Arbeitsgemeinschaft Hospizdienst Hanau. Öffnungszeiten der Ausstellung sind Dienstag von 16 bis 18 Uhr, Mittwoch zwischen 10 und 14 Uhr, Donnerstag zwischen 16 und 18 Uhr sowie am Samstag von 10 bis 16 Uhr.

Der aktuelle Pressesprecher des Fußball-Bundesligisten TSG 1899 Hoffenheim, Holger Kliem, hielt die Eröffnungsrede der Fotoausstellung. Der Behauptung Pfaffenbach sei ein Glückspilz konnte Kliem, der mit Pfaffenbach gemeinsam auf dem Franziskaner Gymnasium Kreuzburg in Großkrotzenburg das Abitur absolvierte, nicht zustimmen: „Schaut man sich seine ausdrucksstarken Bilder an, könne man den Eindruck kriegen, Pfaffenbach sei tatsächlich ein Glückspilz - immer zur rechten Zeit am rechten Ort und bereit auf den Auslöser zu drücken. Aber wenn Sie mich fragen, ist Kai kein Glückspilz: Immer Glück ist nämlich auch eine Form von Können.“

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