Ärzte erläutern den Umgang mit einem Defibrillator in Infoveranstaltung Berührungsängste erst gar nicht aufkommen lassen

Die Besucher legen selbst Hand an, um zu üben. Bild: eyssen

Dudenhofen – Auch im evangelischen Gemeindehaus Dudenhofen wird ein Defibrillator aufgehängt, um die Erste Hilfe bei lebensbedrohlichen Herzproblemen zu unterstützen. Zwei Ärzte erklärten rund 35 Teilnehmenden, wie man das Gerät verwendet.

Dr. Frank Müller-Hillebrand, Chefarzt der Abteilung für Anästhesie und operative Intensivmedizin der Asklepios-Klink Seligenstadt, und Professor Dr. Dr. Ernst Hanisch, langjähriger ärztlicher Direktor der Asklepios- Klinik Langen, ließen bei den Teilnehmern Berührungsängste mit dem Defibrillator erst gar nicht aufkommen. Hanisch, der in Jügesheim lebt, berichtete unter anderem von seiner Erfahrung als Notarzt. „Die meisten trauen sich nicht, das zu machen. Das ist die Realität“, meinte Hanisch mit Blick auf die „Laien-Reanimation“, also lebensrettende Hilfe bis zum Eintreffen der Rettungskräfte. Im Vordergrund steht die Herzdruckmassage. „Es ist einfach. Sie müssen keine Angst haben, dass sie etwas kaputt machen. Zeit ist Hirn. Je länger das Gehirn ohne Sauerstoff ist, desto größer ist die Gefahr, dass der Patient schlecht aus der Situation rauskommt“, sagte Hanisch.

„Am meisten haben die Leute Angst vor dem unbekannten Apparat“, berichtete Müller-Hillebrand. Dies sei aufgrund der einfachen Handhabung des Automatischen Externen Defibrillators (AED) aber unbegründet. Müller-Hillebrand konfrontierte die Teilnehmer mit dem Szenario, dass ein Mitglied ihrer Gruppe kollabiert, nicht mehr ansprechbar ist und bei frei gemachten Atemwegen nicht „normal“ oder gar nicht atmet. Sofort nach dem Absetzen eines Notrufs beginnen die Ersthelfer mit der Herzdruckmassage im Rhythmus von 100 bis 120 pro Minute. Die Drucktiefe bei der Herzdruckmassage in der unteren Hälfte des Brustbeins sollte fünf bis sechs Zentimeter betragen. Sind mehrere Helfer vor Ort, sollte man unbedingt nach zwei Minuten tauschen. „Die Herzdruckmassage ist die erste Bürgerpflicht“, stellte Müller-Hillebrand klar. „Das ist das, was den Menschen am Leben erhält.“ Mund-zu-Mund-Beatmung, so die Experten, sollten dagegen nur Ersthelfer machen, die geschult sind.

Parallel zur Herzdruckmassage holen andere Helfer einen Defibrillator, der in vielen öffentlichen Gebäuden vorhanden ist. Nach dem Einschalten erhalten die Helfer durch das Gerät Anweisungen und bringen die selbstklebenden Pads auf der entblößten Brust des Patienten an. Die Wiederbelebungsversuche sollten dabei unbedingt fortgesetzt werden. Lediglich während der AED den Herzrhythmus analysiert, sollte niemand den Patienten berühren. Möglicherweise werden die Helfer vom Gerät aufgefordert, einen Schock auszulösen. Danach nehmen die Helfer die Herzdruckmassage wieder auf. „Sie machen das, was das Gerät ihnen sagt. Das ist sehr simpel“, sagte Müller-Hillebrand.

Die Initiative zur Anschaffung des Defibrillators kam vom Förderkreis für kulturelle Projekte, der sich auch um die Finanzierung kümmerte. „Hoffentlich wird er nie für einen Ernstfall gebraucht“, sagte Vorsitzender Hans-Jürgen Lange. Sollte es anders kommen, sind die Teilnehmer der Infoveranstaltung zumindest vorbereitet.