Dana Graham hat in zehn Jahren fast 150 000 Romane verkauft Erfolgsgeschichte selbst geschrieben

Egal, ob daheim am Wohnzimmertisch, der oft auch als Schreibtisch herhalten muss, oder unterwegs: Dana Graham hat immer ein dickes Notizbuch greifbar, damit kein Gedanke verloren geht.

Ober-Roden – Vor zehn Jahren hat Dana Graham ihr erstes Buch veröffentlicht. „Schwert und Feder“ nahm ihre Leserinnen mit in die Welt von Rittern und Prinzessinnen, Helden und Bösewichten, die in Intrigen, Liebeleien und Geheimnisse verstrickt waren. Dana Graham ist die inzwischen mit Abstand die Nummer eins in der Rödermärker Autorenszene. 148 983 gedruckte und digitale Bücher hat sie seit Mai 2012 verkauft.

An den ersten Satz ihrer Karriere kann sie sich sehr gut erinnern. Tagelang hatte sie an einem perfekten Anfang herumformuliert und tippte dann in den Computer: „Er hörte die Kutsche, noch bevor er sie sah.“ So perfekt wie sie hoffte, war den Einstieg wohl doch nicht. Später ist der Satz nämlich einer Überarbeitung zum Opfer gefallen.

Dana Graham ist der Künstlername von Anja Diegel aus Ober-Roden. Ihr Beruf – Förderschullehrerin für inklusiven Unterricht – ist genau das Gegenteil jener Phantasiewelten, die sie in ihren Büchern zum Leben erweckt. Ihr Erstlingswerk „Schwert und Feder“ ist Teil einer Fantasyserie, die sich recht ordentlich verkauft hat.

Der Erfolg kam jedoch erst 2018 mit den „Regency Roses“-Büchern. 20 000 Frauen bestellten allein den ersten Band „Eine Lady in Not“. Englische Adlige im frühen 19. Jahrhundert kommen beim weiblichen Publikum bestens an. Besonders, wenn die historischen Hintergründe so sorgfältig recherchiert sind, wie Dana Graham das tut. Selbst Kenner dieser Epoche finden keine Fehler, weil sie sich durch ein 350 Seiten dickes Sachbuch in englischer Sprache gekämpft hat.

Der fünfte Band der Reihe war ursprünglich für Weihnachten vorgesehen, kam aber erst zu Ostern raus. „Mir erging’s wie meinen Heldinnen. Das Leben grätscht dazwischen“, erläutert sie die Verspätung. Im Buch warf ein Unfall der Kutsche die Hauptperson zurück. Die Grätsche des richtigen Lebens bleibt Privatsache und rückt angesichts neuer Pläne auch schnell wieder in den Hintergrund.

„Ich will ein kleines Experiment machen, das mich schon länger beschäftigt“, sagt die Autorin und gibt sogar ein paar Details preis. Das nächste Buch spielt im Groß-Umstadt des 17. Jahrhunderts, Halloween bringt eine Portion Grusel rein. Mehr aber wird vorab nicht verraten.

Was hat sich seit Mai 2012 geändert? Da hat Dana Graham die Antwort schnell parat: „In diesen zehn Jahren sind sowohl mein Schreibstil als auch das Drumherum viel professioneller geworden.“ Selbst als Lehrerin gibt sie kein Manuskript heraus, ohne dass es eine Lektorin gegengelesen hat. Mit der Gestaltung der Umschläge hat sie eine Designerin beauftragt. Jetzt nimmt sie einen weiteren Profi mit ins Boot, der ihre Bücher in die gängigen Formate von E-Book-Readern übersetzt. Das hatte Dana Graham bisher selbst erledigt – aber das sah man dem Schriftbild auch an.

Ihre digitalen Bücher werden nach wie vor nur über das Premiumsegment „Kindle unlimited“ verkauft. Während andere Autoren über den Internetgiganten Amazon und seine Ableger nur die Nase rümpfen und ihre Bücher auf verschiedenen Plattformen anbieten, hat Dana Graham die Vorteile einer Zusammenarbeit schon sehr früh erkannt: Bei „Kindle unlimited“ kann man für kleines Geld einige Seiten lesen. Und weil Kleinvieh bekanntlich auch Mist macht, lässt jede Minibestellung den Roman im Ranking klettern.

Einige Romane sind so stark gefragt, dass sie gedruckt im klassischen Buchhandel zu haben sind: die „Regency Roses“ oder „Sohn der Unterwelt“ zum Beispiel. Die Geschichte eines griechischen Halbgotts, der zwischen den Verheißungen des Olymp und der Liebe zu einem Mädchen dieser Welt hin und her gerissen ist, hat innerhalb kurzer Zeit 2 000 Käuferinnen und Käufer gefunden. Denn Fantasy spricht auch Männer an.

Vor allem aber sprechen die Werke der Ober-Röder Autorin das Rödermärker Publikum an. „Meine Romane werden im Ober-Röder Bücherturm gerne geliehen“, freut sich Dana Graham.

Von Michael Löw