Messwerte von Brunnenwasser in Rodgau liegen vor Reduzierung des Nitrats im Wasser dringend nötig

Das Bild zeigt Harald Gülzow beim Analysieren im Labormobil. Er stellte in Rodgau in privaten Brunnen zu hohe Nitratwerte fest. Foto: VSR/p

Rodgau (cri/red) – Brunnenwasser ist kein Trinkwasser. Die Nitratwerte sind zu hoch, übersteigen den Grenzwert teils beträchtlich. Dies ergibt sich aus den Wasserproben aus Rodgau, die der der Verein VSR-Gewässerschutz untersucht hat. Von Bürgern abgegeben wurden sie am 9. Mai bei einer Informationsveranstaltungen in Rodgau. In jeder fünften untersuchten Probe lag die Nitratkonzentration oberhalb des Grenzwertes der deutschen Trinkwasserverordnung von 50 Milligramm pro Liter. Insgesamt 86 Wasserproben aus privat genutzten Brunnenin Rodgau untersuchten Projektleiter Harald Gülzow und sein Team.

Der VSR-Gewässerschutz fand bei den Untersuchungen 82 Milligramm Nitrat pro Liter in einem privat genutzten Brunnen in Jügesheim. Weitere mit Nitraten stark verschmutzten Brunnen stellten die Umweltschützer in Nieder-Roden mit 67 mg/l und im benachbarten Eppertshausen mit 53 mg/l fest.

Trinkwasser sicher

Wolfram Wittwer, technischer Betriebsleiter des Gruppenwasserwerkes Dieburg, das in Rodgau Nieder-Roden mit Trinkwasser versorgt, erklärte dass es sich bei diesen Proben meist um oberflächennahes Wasser handele, gefördert aus nicht mehr als fünf Metern Tiefe. Das Gruppenwasserwerk fördere sein Trinkwasser aus einer Tiefe von 14 bis über 30 Meter Tiefe. Die Nitratbelastung dieses Wassers gab er mit acht bis elf Milligramm pro Liter an. Bei Brunnen im Einzugsgebiet landwirtschaftlich gebnutzter Fläche könen der Wert auf 20 bis 35 mg/l steigen.  Oberflächenwasser, so Wittwer, rieselt pro Jahr etwa ein Meter in die Tiefe. Die Belastung hänge auch immer mit der Durchlässigkeit der Böden ab.

Ein Grund für die hohen Belastungen ist laut Diplom Physiker Gülzow die intensive Landwirtschaft. Diese hat sich in den letzten zehn Jahren immer weiter ausgebreitet. Gleichzeitig konnte die umweltverträglichere Form der Landwirtschaft – der ökologische Landbau – kaum wachsen. Hier müssen vor allem die Verpächter handeln. Der Verein VSR-Gewässerschutz rät Gemeinden, Kreisen und Kirchengemeinden dazu, ihre landwirtschaftlichen Flächen in Zukunft nur noch ökologisch bewirtschaften zu lassen.

Wasserwerk kooperiert mit Landwirten

So weit will Wittwer nicht gehen. Aber er betont, dass das Gruppenwasserwerk sehr eng mit Landwirten zusammen arbeite. Ausschlaggebend sei nicht bio oder nicht-bio, ausschlaggebend sei die Sorgfalt, mit der der Landwirt die Düngegaben berechne – etwa indem er die Düngerreste im Boden in die erneute Düngergabe einrechne, also abziehe.

Das Wasser aus den untersuchten Brunnen ist wegen der Überschreitung der Trinkwasserverordnung nicht mehr zum Trinken geeignet. Besonders wichtig, so Gülzow ist außerdem, dass dieses Wasser nicht zum Befüllen eines Fischteichs genutzt wird. Es bestehe die Gefahr, dass es zur Massenvermehrung von Algen kommt, was zu Fischsterben führen könne. Nitratbelastetes Grundwasser führt beim Bewässern zu einer zusätzlichen Düngung. Diese muss in die Berechnung über den Stickstoffbedarf der angebauten Pflanzen miteinbezogen werden. Nur so kann eine Überdüngung und eine Nitratanreicherung in Gemüse verhindert werden.

Interessierte Bürger können dem Verein eine Wasserprobe mit der Post zusenden, falls sie wissen möchten, ob sie auch von der hohen Nitratbelastung betroffen sind. Informationen dazu erhält man auf der Homepage https://www.vsr-gewässerschutz.de/analyse/.

Der ökologische Landbau hat weit strengere Düngevorschriften als in der Düngeverordnung festgesetzt. Es wird auf den Einsatz von chemischsynthetischen Stickstoffdünger verzichtet. Außerdem kommt es zu weitgehend geschlossenen Nährstoffkreisläufen, da die Zahl der Tiere sich an der Fläche orientiert, die dem Betrieb zur Verfügung stehen. Nährstoffüberschüsse werden somit bestmöglich vermieden.

In Hessen werden bereits auf 13 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen Bio-Lebensmittel erzeugt. Damit liegt Hessen zusammen mit dem Saarland an der Spitze der Bundesländer in der regionalen Versorgung. Mit dem Ökoaktionsplan strebt die Landesregierung Hessen das Ziel an, dass noch mehr Landwirte ökologisch wirtschaften. Die Landesregierung hat jedoch keinen Einfluss auf die Verpachtung der landwirtschaftlichen Flächen. Viele ökologische Betriebe würden gerne wachsen, bekommen aber keine weiteren Flächen.

Inzwischen wird der große Bedarf an Bio-Lebensmitteln mit weit transportierten Lebensmitteln gedeckt. Viele Öko-Landwirte möchten ihre Region mit lokal erzeugtem Getreide fürs Brot, Milch, Eiern und Fleisch versorgen. Die Bürger bekämen gesunde, regionale Lebensmittel und das Grundwasser wäre weniger belastet. „Doch gerade von diesen Landwirten erfährt der VSR-Gewässerschutz immer wieder, dass sie gar nicht mehr Bio-Produkte erzeugen können, weil ihnen die Anbauflächen fehlen“, so Susanne Bareiß-Gülzow, Vorsitzende im VSR-Gewässerschutz. So könnten auf diesen Flächen die Wünsche der Bürger berücksichtigt werden. Gleichzeitig können sich die Gartenbesitzer über eine geringere Nitratbelastung ihres Brunnenwassers freuen und mehr Brunnenwasser statt kostbares Leitungswasser nutzen.

Kommentare

Linkkorrektur

Der im Text angegebene Link ist nicht korrekt.
Dieser müsste wie folgt lauten: www.vsr-gewässerschutz.de