Aus zweiter Hand: Bekleidung ist preiswert und nachhaltig Schickes aus dem Rotkreuz-Laden

Ganz fesche Bekleidung ist immer wieder mal zu haben: Doris Kühnel, Berit Janotta und Patric Dietzel (von links) präsentieren einige Beispiele. Bild: weil

Jügesheim – Brautkleid, Dirndl, Cocktailkleid oder dunkler Anzug: Für manches schicke Gewand müssen Käufer nicht viel Geld hinblättern. Sie müssen nur zur rechten Zeit am rechten Ort sein.

Regelmäßig nämlich hängen etwa im Schaufenster des Kleiderladens des Deutschen Roten Kreuz (DRK) im Herzen Jügesheims sehr schöne Kleidungsstücke. Oft warten sie nicht lange auf neue Besitzer.

Weil die Nachhaltigkeit heute hoch im Kurs steht, tragen viele Aussortierer ihre ausgemusterten Kleidungsstücke gerne dorthin, wo sie neue Verwendung finden. Die gespendete Ware wird auf diese Weise weiter genutzt. Was der eine nicht mehr braucht, kann eventuell an anderer Stelle regelrecht Freude bereiten.

Hinzu kommen die günstigen Preise, die beim DRK fällig werden. Wer von einer schmalen Rente oder einem dürftigen Lohn seinen Lebensunterhalt bestreiten muss, freut sich über T-Shirts für einen Euro oder einen Mantel für etwa zehn Euro.

Ein Nachweis der Bedürftigkeit wird im Kleiderladen des Roten Kreuzes nicht verlangt: Die Kontrolle sei schlicht zu kompliziert, sagt Patric Dietzel. „Die Ware wird gespendet, da kann es uns eigentlich egal sein, wer sie kauft“, meint der Teamleiter Soziale Dienste.

Deswegen stöbern immer mal modeinteressierte Damen, die sonst in hochpreisigeren Läden einkaufen, im Sortiment. Auch trendbewusste Teenager hat Dietzel schon in dem einen oder anderen DRK-Kleiderladen ausgemacht. „Es landet auch immer mal Hochwertiges bei uns, manchmal noch originalverpackt“, weiß Renate Spiegel. Sie ist für die neun Kleiderläden in Stadt und Kreis Offenbach zuständig. Sie hat auch schon Touristen ausgemacht, die zielgerichtet alle Geschäfte abklappern.

Doch auch wenn in Einzelfällen Bessergestellte fündig werden, ändert das nichts an der Tatsache, dass viele Käufer darauf angewiesen sind, beim Roten Kreuz preiswerte Kleidung kaufen zu können. „Die Not ist auch groß“, weiß Patric Dietzel.

Damit das Prinzip Kleidung aus zweiter Hand zum günstigen Preis funktioniert, braucht es insgesamt 250 ehrenamtliche Helferinnen (die Männer sind deutlich in der Minderheit). Allerdings zählen in Jügesheim sogar drei Männer zu den 30 Freiwilligen.

Die Ehrenamtlichen leiden manchmal unter dem teilweise rauen Umgangston: „Manche wollen bei einem T-Shirt für einen Euro noch handeln, das geht halt nicht“, erläutert Renate Spiegel. Weil sich manche Kunden eben überhaupt nicht mehr einkriegen, gibt es sogar Hausverbote.

Doch die Mehrheit der Käufer ist friedlich, zum Teil sind es auch Stammkunden, die die ehrenamtliche Belegschaft auch gut kennen. Die freuen sich auch über Beratung, „weil manche der Damen, dass auch sehr gerne machen“, wie Renate Spiegel verrät.

Außer Unterwäsche gibt es fast alles in den Läden: von Socken über Bett- und Tischwäsche, Hosen und Röcke bis hin zu Schuhen, Taschen und allerlei Accessoires. Je nach verfügbarem Platz sind in den Geschäften auch Gläser und Geschirr zu finden wie etwa in Jügesheim.

Auch wenn es eigentlich klar sein sollte, dass nur saubere Kleidungsstücke ohne Löcher und Risse gespendet werden sollten, landen leider noch ganz andere Textilien im Kleiderladen. Einmal im Monat kommt ein Laster, der diese Reste abfährt. Für die Entsorgung muss das DRK dann bezahlen.

Von Simone Weil