Ausstellung, Buch und Visionen Frankfurter Grüngürtel feiert 25. Geburtstag

Jutta Zwilling führt durch die Ausstellung, rechts Rosemarie Heilig. Foto: Faure

Frankfurt (jf) – Am 14. November 1991 beschloss das Frankfurter Stadtparlament die Grüngürtel-Cahrta. Im ersten Absatz heißt es: „Im Bewusstsein ihrer Verantwortung für die nachkommenden Generationen erklärt die Stadtverordnetenversammlung … hiermit ihren Entschluss, rings um die Kernstadt freie Flächen als ‚Grüngürtel Frankfurt’ langfristig zu sichern und zu entwickeln.“ Thomas Hartmanshenn, der seit zwei Jahren die 1997 gegründete ämterübergreifende Projektgruppe Grüngürtel leitet, hat sich diesen Satz an die Tür gehängt. „In der Charta steckt noch viel mehr drin“, sagt er.

Der Grüngürtel – das sind 8035 Hektar landschaftlicher Freiraum. „Es geht darum, wie diese Fläche funktionieren muss, wie die GrünGürtel-Philosophie in aktives Handeln umgesetzt werden kann. Der Grüngürtel lebt vom Engagement der Ehrenamtlichen, die aus unorganisierter Liebe handeln“, unterstreicht Hartmanshenn. Klaus Hoppe, dem langjährigen Leiter der Projektgruppe, und Ingolf Grabow, seit Mitte der 1980er Jahre im BUND aktiv, sei viel zu verdanken. „Der Grüngürtel ist ein Leuchtturmprojekt und ein Alleinstellungsmerkmal in Deutschland“, betont Hartmanshenn.

Versiegelt durch Verkehrswege

Dabei ist die Idee viel älter als 25 Jahre. Der Grundstein wurde bereits 1372 gelegt, als die Stadt 6000 Hektar Stadtwald erwarb; mit 4000 Hektar hat dieser Forst heute den größten Anteil am Grüngürtel. Seit 1765 gibt es Stadtgärtner, als etwa 40 Jahre später die Wallanlagen errichtet wurden, kümmerten sie sich um diesen ersten öffentlichen Park, der seit 1827 durch die bis heute gültige Wallservitut geschützt ist. Die Gärtner betreuen diesen Bereich noch immer, gehören jetzt zum Grünflächenamt. Unter Oberbürgermeister Franz Adickes entsteht der neun Kilometer lange Alleenring. Ein Park ist dieser zweite grüne Ring allerdings heute nicht, eher eine Stadtautobahn mit Grünflächen an den Seiten. „Wir müssen feststellen, dass der jetzige Grüngürtel auf etwa 1000 Hektar versiegelt ist, hauptsächlich durch Verkehrswege“, erläutert Hartmanshenn. „Aber das ist der Preis, den die Natur in einer dicht besiedelten Region zahlen muss.“

Der Grüngürtel wächst

In den 1960er bis 1970er Jahren boomt Frankfurt, es wird gebaut, was das Zeug hält – Investoren reißen sich um jeden Quadratmeter Bauland. Die Nordweststadt entsteht. Und es meldet sich Widerstand: Der Ausschuss Öffentliches Grün im Frankfurter Forum für Stadtentwicklung geht an die Öffentlichkeit, viele Gruppen wenden sich gegen eine Entwicklung zur „Profitopolis“ und zur autogerechten Stadt, wollen das Grün schützen. Es dauert noch bis 1989, dann setzt ein Umdenken ein. „Die Ausstellung mit 18 Kapiteln, Filmen, Fotos und diversen anderen Exponaten bietet einen eindrucksvollen Überblick zur Entwicklung des Grüngürtels“, würdigt Evelyn Brockhoff, Direktorin des Instituts für Stadtgeschichte, die Arbeit von Jutta Zwilling, die diese Exposition in der ersten Etage des Instituts kuratiert.

„Wichtig und richtig ist, dass der Grüngürtel wächst“, bekräftigt Umweltdezernentin Rosemarie Heilig, „ich werde um jedes einzelne Bauprojekt streiten.“ Die Ausstellung ist bis zum 27. August 2017 zu sehen, außerdem ist zum Grüngürtel-Jubiläum das Buch „Vision und Verpflichtung. Frankfurts Grüngürtel“ erschienen, das ausführlich über dieses Projekt informiert.