Kreuzburgschule feiert drei Tage lang 50-jähriges Jubiläum / Erinnerungen an 1968 bis 2018 in einer Zeitreise Schüler kochen für Ehemalige und Ehrengäste talken auf der Bühne

Talkrunde zum Start des Schulfestes an der Kreuzburgschule mit (von links) Landrat Oliver Quilling, Landtagsvizepräsident Frank Lortz, Rektor Eckhard Finger, Volker Käpernick, Bürgermeister Alexander Böhn, Pfarrerin Kathrin Brozio und Dekan Dieter Bockholt. Foto: znd

Klein-Krotzenburg (beko) – Erste Fair-Trade-Schule des Kreises Offenbach ist die Hainburger Kreuzburgschule (KBS), die Schüler gewannen ihre Schulwette klar gegen Rektor Eckhard Finger, und jede Menge freundliche Worte gab es von zahlreichen Ehrengästen in völlig neuer Form – 50-jähriges Jubiläum feierte die Haupt- und Realschule an der Kanalstraße in Klein-Krotzenburg an drei Tagen.

„Marmor, Stein und Eisen bricht, aber unsere Schule nicht“, sang der Chor unter Leitung von Marion Meyer-Bauer zum Start des Schulfestes in Erinnerung an Drafi Deutscher. Erinnerungen war dann auch das richtige Stichwort: Auf das Gründungsjahr 1968 blickten die Ehrengäste zurück, die nicht in der ersten Reihe, sondern mitten unter den Besuchern Platz genommen hatten und sich dann auch nicht mit Reden aufhielten, sondern in einer Talkrunde mit Rektor Eckhard Finger Rede und Antwort standen. Und so erfuhren die Besucher auf dem Schulhof von einem Versehen, das Landtagsvizepräsident Frank Lortz einst in der Jungen Union starten ließ, vom „lebenden Beweis, dass Haupt- und Realschule im Bildungswesen funktioniert“ und außerschulische Projekte wichtige Bausteine sind (Landrat Oliver Quilling) oder von einer zunehmenden Digitalisierung mit der Frage, ob es dann in fünf Jahren kein Büchergeld mehr gibt“ (Bürgermeister Alexander Böhn).

Vom „guten Miteinander“ überzeugt hat sich schon der neue Mann im Staatlichen Schulamt, Volker Käpernick, der natürlich zuvor die Internetseite der Schule studiert und dort auch auf das in der Talkrunde vielfach angesprochene Schulprojekt „Tage der Orientierung“ gestoßen ist, mit dem auch die evangelische Pfarrerin Kathrin Brozio sowie Dekan Dieter Bockholt in der Gemeindearbeit in Gesprächen mit Jugendlichen immer wieder konfrontiert werden.

Besonders verwies Kathrin Brozio in freundlichen Worten auf die Passage im KBS-Leitbild, dass die Schule den ganzen Menschen im Blick hat. Nicht nur die Leistungen der jungen Menschen zählen, wenngleich die in den vergangenen Jahren immer besser geworden sind. Damit das Leben in der Kreuzburgschule weiter „erblüht“, überreichte Volker Käpernick Narzissenzwiebeln für den Schulgarten.

Rektor Finger dankte abschließend für die Vorbereitung des dreitägigen Festes vor allem dem Lehrerkollegium und den zahlreichen ehrenamtlichen Helfern von Eltern und Mitgliedern des Schulfördervereins mit Sandra Bader an der Spitze.

Höhepunkt des Schulfestes war dann die Auszeichnung der Kreuzburgschule als erste Fair-Trade-Schule im Kreis Offenbach und 519. Schule in Deutschland. Partnerschaft, Respekt und Fairness stehen im Blickpunkt, seit 2015 wird in Hainburg daran gearbeitet, diesmal gab’s die Urkunde, in zwei Jahren wird noch mal überprüft.

Und weiter blieb’s spannend auf der Bühne: Die Schüler fieberten dem Ergebnis der Schulwette mit Rektor Eckhard Finger entgegen und Sandra Becker von den Weltfairänderern, die seit Montag an der Schule weilten und mit den Jugendlichen viel über Nachhaltigkeit und Respekt redeten, machte es noch mal spannend, lobte die Kreuzburgschule als engagierte Einrichtung und übergab das Mikrofon an Schulsprecher Jonas Rachor. Der Schulleiter hätte die Wette verloren, wenn die Schüler im Laufe der Woche weniger als 10 000 Plastikdeckel für die Aktion des Hainburger Kreativ-Duos gesammelt hätten. Sagenhafte 19. 218 waren es am Ende und pro 500 Deckel damit jeweils eine Impfung gegen Kinderlähmung. Auch das ein eindeutiges Zeichen der KBS. Der Rektor hatte sich das offenbar schon gedacht und spendierte für die gesamte Schule einen Wandertag am 10. September zum U19-Fußballspiel der Deutschen gegen die Slowakei in Rüsselsheim.

Mit einem „Tanz durch die Jahrzehnte“, einer Modenschau, Akrobatik, weiteren Tänzen und Chorbeiträgen gestalteten die aktuellen Kreuzburgschüler das Programm aktiv mit. Zudem gab es Ehrungen für die besten Laufleistungen beim Sportfest, für das Slacklining und Livemusik der „Musikhonks“ mit ehemaligen Schülern.

Sportlich betätigen konnten sich die Besucher auch auf dem Parcours „Fortbewegungsmittel“, oder man traf sich beim Film der Mädchen-AG neben dem Fair-Trade-Mobil.

Bereits am Donnerstag startete die Kreuzburgschule mit ihren Aktionen zur 50-Jahr-Feier mit einem Sportfest und einem Sponsorenlauf, an dem sich auch Susanne Meißner vom Staatlichen Schulamt aktiv beteiligte. Nach dem TdO-Fest am Abend mit mehr als 100 Besuchern aller Generationen waren freitags die Ehemaligen eingeladen, in einer Zeitreise Erinnerungen zwischen 1968 und 2018 wach werden zu lassen.

Ehemalige Schüler, Lehrer und Eltern wurden von Jugendlichen in Gruppen „durch die vergangenen 50 Jahre“ geführt, suchten sich auf alten Fotos und in alten Schülerzeitungen und draußen auf dem Schulhof gab es ein Bühnenprogramm mit Auftritten verschiedener Gruppen und natürlich eine Unmenge an Gesprächen mit Erinnerungen an alte Zeiten.

Konrektorin Beate Ackermann verteilte zudem fleißig Essensmärkchen, damit sich die Gäste von „Schubis AG“ unter dem Motto „Schüler kochen für Ehemalige“ mit Kreuzburger, gerösteten Süßkartoffeln und Quarkspeise verpflegen konnten. Am Samstag gab’s dann noch Cocktails, Pizza, Waffeln, Eis und Würstchen.

Aufnahmen von der 50-Jahr-Feier der KBS in unserer Bildergalerie. 

ANGEMERKT

Es war irgendwie wohltuend, diese Situation am Samstag zum Start der „Akademischen Feier“ zum 50-Jährigen der Hainburg Kreuzburgschule und gar nicht so, wie man es landauf landab von unzähligen dieser Veranstaltungen kennt.
Die lokale Prominenz nicht in der ersten Reihe, sondern mitten unter den Besuchern, sodass die Kinder einmal vorne sitzen und sehen durften, was sich auf der Bühne abspielt. Ungezwungen sollte es sein, wie Schulleiter Finger es sich wünschte, und so war denn auch die Talkrunde mit dem Landrat, dem Landtagsvizepräsidenten, dem Bürgermeister, der Pfarrerin, dem Dekan und dem Schulamtsdirektor so richtig erfrischend mit vielen Informationen aus dem Nähkästchen.
Man erfuhr, dass Frank Lortz gerade die Mittelschule mit langen Haaren beendete als der Landrat noch im Kindergarten war, dass Kathrin Brozio als jüngstes von sieben Kindern groß geworden ist oder von bewegenden und kämpferischen Zeiten anno 1968, in denen schon mal 45 Schüler in einer Klasse unterrichtet wurden oder die Mehrwertsteuer ganze zehn Prozent betrug.
Der Rektor brachte es zum Schluss auf den Punkt, was viele dachten: Ein toller Samstags-Talk statt Sonntagsreden!     BERNHARD KOCH
 

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