ZUNFT- UND HANDWERKERMARKT 10 000 Besucher an zwei Tagen Stühle flechten, Fässer bauen

Eulen nach Seligenstadt tragen...

Seligenstadt – Handwerk hat goldenen Boden und eine lange Tradition. Das wurde beim 15. Zunft- und Handwerkermarkt in der ehemaligen Benediktinerabtei Seligenstadt deutlich. Ausrichter des an zwei Tagen von 10 000 Menschen besuchten Spektakels war der Verein Klatschmohn, 2020 für Verdienste um die Heimatpflege ausgezeichnet. Das Wochenende spiegelte das blühende Handwerk und die Zünfte vom Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert, als Verbände von Kaufleuten mit ihren Pferdefuhrwagen aus allen Himmelsrichtungen zur Frankfurter Messe zogen, um ihre Waren feilzubieten.

Corona geschuldet fiel das bunte Markttreiben mit der Präsentation traditioneller Handwerkskünste vor zwei Jahren aus. Auch 2021 sorgten Auflagen für eine Absage. „2022 wagen wir’s wieder. Es war alles sehr kurzfristig, doch innerhalb von wenigen Monaten ist es uns gelungen, konkret zu planen“, sagt die stellvertretende Klatschmohn-Vorsitzende Birgit Malsy-Grimm. „2023 wäre das nicht möglich. Denn das wäre nahezu zeitgleich mit dem Kaufmannszug – personell nicht zu stemmen.“

An dem Markt, mit einem Zunftspiel eröffnet, beteiligten sich mehr als 100 Handwerker, Künstler, Gaukler und Spielleute. In historischer Robe präsentierten sie ihre Arbeit im Klosterhof. Besucher konnten an zwei Tagen auf Zeitreise gehen. Viele Seligenstädter Handwerker waren mit ihren Gewerken dabei. Ein Zimmerer erklärte anhand eines Miniaturmodells, wie Fachwerkhäuser gebaut werden, Schieferherzen wurden gehämmert, am Amboss geschmiedet und dazu Lieder gesungen, zudem gezeigt, wie man Torbögen mauert.

Mit dabei war wieder die Bruderschaft der freien Zünfte zu Brettheim aus dem Badischen. Sie zeigte, wie Weber aus Flachsfasern Leinen herstellten. „Am Webstuhl wird das Garn in 444 Fäden eingefädelt und Durchziehen des Schiffchens zu Leinen gewebt“, erklärte Petra Bauer, die wie ihr Mann Martin ins selbstgeschneiderte Gewand geschlüpft war. Auch Stuhlflechter und Küfer (Fassbauer) übten vergessene, einst verbreitete Berufe aus.

„Mit dem Besuch sind wir sehr zufrieden. Wir freuen uns, dass unser Zunft- und Handwerkermarkt so gut ankommt“, resümierte Birgit Malsy-Grimm. Beim Aufbau habe man noch gebangt. Erstmals dabei waren ein keltischer Harfenist, ein Geigen- und Cembalobauer sowie ein Vergolder und Restaurator. Daneben hatten die Besucher Spaß an den Auftritten der Spielleute mit ihren Instrumenten sowie den Vorführungen von Artisten und Gauklern.

Zum Abschluss gab es eine atemberaubende Feuerschau auf der großen Wiese. Dort wurden den Tag über auch Köstlichkeiten aus Omas Küche zubereitet oder Maafisch der Seligenstädter Fischerzunft kredenzt.
hoh