Anwohner des Südost-Quartiers lernen sich kennen Die Nachbarschaft mitgestalten

Im Austausch: Quartiersmanagerin Marina Stanic und Sozialdezernent René Bacher. Bild: -

Dietzenbach – Mehr grüne Flächen, mehr Freizeitangebote, mehr sozialer Zusammenhalt: der Dietzenbacher Südosten soll schöner werden. Seit fünf Jahren läuft deshalb ein Förderprogramm, gesponsert von Bund und Ländern. Nun ist Halbzeit, viel hat sich getan, viel wird noch geschehen. Am Ende soll eine lebendige Nachbarschaft in einer lebenswerten Umgebung bestehen. Um eine hohe Akzeptanz für die städtebaulichen Veränderungen zu sichern, setzte die Stadt von Beginn an auf möglichst breite Beteiligung der Bewohner (wir berichteten). Nun lud Quartiersmanagerin Marina Stanic die Nachbarschaft zum „Internationalen Dinner“ ein. Anwohner brachten selbst gemachtes Essen mit. „Dabei geht es nicht nur darum, die Küche anderer Länder kennenzulernen“, erklärt Stanic. „Die Menschen hier im Stadtteil brauchen Treffpunkte.“ Es sei ein niedrigschwelliges Angebot, um den Austausch und Kontakt unter den Bewohnern zu ermöglichen. Den Zusammenhalt im Viertel zu stärken sei ein schwieriges Vorhaben. „Wir haben hier eine hohe Fluktuation an Menschen“, erklärt Sozialdezernent René Bacher.

Saadia Samlali (21) lebt seit vier Jahren im Viertel. Geboren und aufgewachsen ist sie in Italien. So richtig wohl fühle sie sich in dem Quartier nicht. Die Menschen in Deutschland seien weniger locker, weniger offen als die Mittelmeerbewohner hinter den Alpen. Dort seien die Nachbarschaften lebendiger – sozialer Austausch fände ständig und überall statt – im Hof, auf der Straße, von Balkon zu Balkon. In Deutschland drehe sich das Leben nur um „arbeiten, arbeiten, arbeiten“, findet die junge Frau. Jeder bleibe für sich.

Für Samlali ein Kulturschock, „la dolce vita“ gegen deutsche Arbeitswut zu tauschen. Im Sommer möchte sie die Abendschule besuchen, ihre Deutschkenntnisse verbessern und den Realschulabschluss machen. Ihr Traum: für den Zoll arbeiten.

Im Vorraum malen Kinder aus dem Viertel Logos für das Quartiersmanagement – eine der vielen Mitmachaktionen. Hiba (10) und Tanja (13) haben bereits eines entworfen, tollen nun vergnügt herum und stibitzen Naschereien von den Tischen. Beide sind wie Samlali in Italien geboren und leben jetzt in Dietzenbach. Am besten gefalle ihnen dort das Boxprojekt, wo beide regelmäßig trainieren. Dort hätten sie Stanic kennengelernt und vom „Internationalen Dinner“ gehört. Die Mädchen lebten gerne im Viertel, die meisten Nachbarn seien nett. „Aber es gibt Erwachsene, die überall Müll auf den Boden schmeißen. Das finde ich nicht schön“, berichtet Hiba. Tanja, die mal Anwältin werden möchte, beschwert sich über Glasscherben im Sandkasten: „Meine Schwester hat sich mal beim Spielen geschnitten.“ Außerdem sei der Spielplatz langweilig. Das könnte sich bald ändern: Ein neues Klettergerüst, das die Kinder auswählen durften, soll die Fläche attraktiver gestalten.

Im Mai findet das Frühlingsfest anlässlich des Tages der Städtebauförderung statt. Die Dietzenbacher können dann mitbestimmen, welche Spiel- und Sportangebote es auf der diesjährigen Sommerstraße geben soll. Hoch im Kurs bei den jungen Bewohnern bei der letzten Aktion: Fußball, Basketball und Malen. Außerdem soll in den nächsten Monaten die Palisade auf dem Spielplatz an der Max-Planck-Straße mit einem Graffiti verschönert werden. Dazu findet ein Workshop mit einer Künstlerin statt, zu dem die Kinder und Jugendlichen eingeladen sind. Tanja und Hiba sind auf jeden Fall wieder mit dabei und werden tatkräftig beim Verschönern ihres Wohngebiets helfen.

Von Steffen Lynch

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