Veranstaltungsreihe wird im nächsten Jahr fortgesetzt Nicht nur Dietzenbacher bei Musiktagen

Mit der dritten und damit letzten Aufführung, hat das inzwischen über die Grenzen der Kreisstadt bekannte Musikfestival „Dietzenbacher Musiktage“ seinen würdigen Abschluss gefunden. Foto: Wittekopf

Dietzenbach (bw) – Mit der dritten und damit letzten Aufführung, hat das inzwischen über die Grenzen der Kreisstadt bekannte Musikfestival „Dietzenbacher Musiktage“ seinen würdigen Abschluss gefunden.

Das durch hohe Qualität glänzende Festival, bot seinen Zuhörern auch in diesem Jahr abwechslungsreiche musikalische Genüsse. Nach dem ersten Auftritt, mit dem das Jazz und Soul Duo Soulful (Tiffany Stella Kemp / Loomis Green), die Fans mit rassiger Stimme und brillant gespieltem Jazz begeisterte, entführte Jung seine Zuhörer in der zweiten Aufführung auf eine Klassik-Reise durch die Musik der Jahrhunderte, getragen von den feinsinnigen Tönen des Flügels (gespielt von Nami Ejri) und der farbigen Intonation einer 300 Jahre alten Stradivari (gespielt von Koh Gabriel Kameda).

Unter dem Motto „Musik erleben, treffen Sie und Ihre Familie Monsieur Sax bei einem Familienkonzert“, erlebten viele Zuschauer kürzlich die dritte Aufführung im „Atrium im Park“ in der Waldstraße 94.

Die Aufführung war für die ganze Familie gemacht und richtete sich aber hauptsächlich an Kinder. Und die hatten sich kurzerhand Kissen auf den Boden vor die Bühne gelegt und fläzten sich darauf.

Gespielt wurde die musikalische Zeitreise von dem Schauspieler, Sänger und Autor der Geschichte Martin Heim, mit musikalischer Unterstützung des „Pindakaas Saxophon Quartett“.

Die Bühne war ein einfaches Zimmer Ende des neunzehnten Jahrhunderts. Das Interieur ein schäbiger Holzofen und eine kleine Kommode.

Es war die tragikomische Geschichte des 1814 geborenen Erfinders und Instrumentenbauers Adolphe Sax, die aus der Sicht seines Enkels Antoine Joseph erzählt wurde.

Zum Inhalt:

Großvater Adolphe, Erfinder und Namensgeber des „Saxophons“ ist verstorben. Sein Enkel sucht in dessen Wohnung nach Erinnerungen, findet aber nur ein paar staubige Koffer und einige Bilder. Traurig stellt er fest, dass es nichts gibt, dass an die großartige Erfindung seines Großvaters erinnert. „Die die ihn kannten sagen, das Adolphe Sax ein großer Musiker war“, erzählt Antoine. „Mögt ihr auch Musik“ fragt er die Zuschauer. Ein langes und lautes „Jaaa“ schallt ihm entgegen. Also beginnt die Geschichte.

Die Kindheit des Großvaters, erzählt Antoine, verlief schon tragisch. Als Zweijähriger überlebt er nur knapp einen Treppensturz über drei Stockwerke, sowie einen verschluckten rostigen Nagel. Später erleidet er eine Blei- und Kupfervergiftung. Und nachdem ihm ein Dachziegel auf den Kopf fällt, behält er lebenslang eine Narbe. Wegen seiner außergewöhnlich musikalischen Begabung wird er schließlich als 14-jähriger an der École Royale de Musique in Brüssel aufgenommen. Sein Leben lang jedoch ist der begnadete Klarinettist auf der Suche nach neuen Klängen. Abenteuerliche Tüfteleien mit einem „aus einem Schneckenhaus hergestellten „Flötenventil“, einer Harfe mit Klaviertastatur und Experimenten mit Ofenrohren, Trichtern und Mundstücken führen schließlich zu Erfindungen wie die Dampforgel und letztlich des Saxophons.

Hier spielte Heim sein herausragendes schauspielerisches Talent aus. Mit sehr viel Witz, Spannung und mit schlüssiger Dramaturgie, gelang es ihm, die Geschichte glaubhaft zu vermitteln. Da wurde schnell mal ein Ofenrohr vom Ofen genommen, an ihm gerieben, reingesungen, mit einem Trichter verbunden und so zu einem Musikinstrument umgebaut. Das vor 20 Jahren gegründete „Pindakaas Saxophon Quartett“ (Pindakaas = Erdnussbutter), vervollständigte Heims Schauspiel mit stets passend eingestreuten Arrangements von Werken Schumanns, Tschaikowsks, Offenbachs oder Johann Strauß.

Die Aufführung war kindgerecht, aber auch die Erwachsenen konnten sich dem Schauspiel nicht entziehen. Es war eine Demonstration, wie lehrreich, spannend und humorvoll man Menschen für die Welt der klassischen Musik begeistern kann.

Das Ende der Geschichte ist schnell erzählt. Sax geht nach Paris und findet dort Fürsprecher am französischen Hof. Zu seinen Hochzeiten baut seine Firma jährlich bis zu 20.000 Saxophone. Aber Sax hat auch Neider. Er hat es einfach versäumt, sein Instrument rechtzeitig patentieren zu lassen. Geschwächt und verarmt durch die über Jahre dauernden Prozesse, stirbt Sax 1894 in Paris.

Veranstalter Marcel Jung war jedenfalls sehr zufrieden mit dem Zuspruch, den die „Dietzenbacher Musiktage“ wieder gefunden hatten. Alle drei Konzerte waren wieder sehr gut besucht. Erfreulich sei, dass es der steigende Bekanntheitsgrad inzwischen Zuschauer außerhalb Dietzenbachs anlockt. Natürlich wird es im kommenden Jahr eine Neuauflage geben.