Erst Umweg, dann Fußmarsch für Einsatzkräfte Rettungsfahrt mit Hindernissen

Kein Durchkommen: Einsatzkräfte können nicht bis zum Haus des Patienten fahren.  Bild: ans

Dietzenbach – Helga Giardino ist fassungslos. Als sie in der vergangenen Woche einen Krankenwagen alarmiert, kann dieser nicht bis vor ihre Haustür fahren. Grund für den Einsatz: Ihr Mann ist schwer erkrankt, muss dringend in ein Krankenhaus. „Er hatte einen lebensbedrohlichen Kalziumspiegel“, erläutert Giardino. Das habe der behandelnde Arzt mithilfe einer Blutprobe festgestellt und ihnen einen Krankenwagen nach Hause in die Königsteiner Allee geschickt. Doch weil die Straße aufgrund von Bauarbeiten abschnittsweise gesperrt ist, finden die Einsatzkräfte den Weg nicht. Eine Umleitung sei erst am Freitag ausgeschildert worden.

„Der Krankenwagen hat sich dann in die Kronberger Straße gestellt“, berichtet Giardino weiter. Von dort müssen die Einsatzkräfte noch einen mehrminütigen Fußweg zurücklegen. Für Giardino ist das Versäumnis unverständlich: „Mein Mann soll am Wochenende wieder nach Hause kommen“, sagt sie. Nun sorgt sie sich, was passiert, wenn ein weiteres Mal ein Notfall eintritt.

Diese Sorge sei jedoch unbegründet, versichert der Kreis Offenbach. „Die Kolleginnen und Kollegen des Rettungsdienstes wägen immer im Einzelfall ab, ob ein gegebenenfalls längerer Fußweg oder eine weiträumige Umleitung sie schneller an die Einsatzstelle bringt“, teilt der Kreis mit. Von der aktuellen Sperrung habe man nichts gewusst.

Die Antwort der städtischen Straßenverkehrs- und Ordnungsbehörde hingegen lautet: „Grundsätzlich werden vor jeder Baustelle die Leitstelle des Kreises Offenbachs und andere Intuitionen wie Feuerwehr, Polizei und Kreisverkehrsgesellschaft angehört und über mögliche Sperrungen informiert.“

Die Stadtverwaltung bestätigt darüber hinaus, dass die dafür zuständige Firma die Verkehrszeichen für die Umleitung erst am Freitag aufgestellt hat. Die Königsteiner Allee wurde hingegen bereits am Dienstag gesperrt, wie den Worten der Behörde weiter zu entnehmen ist. Sie weist außerdem darauf hin, dass die Umleitungsstrecke sowie Übersichten zu den Bauabschnitten auch im Internet zu finden sind. Eine entsprechende Meldung, die die Stadt bereits Anfang des Monats veröffentlicht hat, ist Helga Giardino zufolge jedoch unverständlich.

Sie und andere Anwohner kritisieren zudem die nun eingerichtete Umleitung. Autofahrer sollen demnach von der Velizystraße über die Idsteiner Straße und Heppenheimer Allee in einen Seitenarm der Königsteiner Allee fahren. Letzterer war jedoch noch bis vor Kurzem geschlossen, wie auch auf den Karten des Online-Anbieters Google zu sehen ist. „Die Leute nehmen das überhaupt nicht als Straße wahr“, sagt deshalb eine weitere Anwohnerin. Zumal der Abschnitt kürzlich noch von Baustellenfahrzeugen genutzt worden sei.

Hinzukomme, dass bis vor einigen Tagen am Anfang der Straße noch ein Durchfahrtsverbotsschild stand. „Ich verstehe nicht, warum die Stadt das Schild nicht einfach abhängt“, sagt die Dietzenbacherin. Sie habe schon Autofahrer gesehen, die gewendet hätten, weil sie glaubten, sie dürften dort nicht durchfahren zu dürfen.

Das Ordnungsamt antwortet auf Nachfrage: „Das ursprüngliche Durchfahrtsverbotsschild an der Heppenheimer Allee zur Königsteiner Allee ist inzwischen durch die Stadtpolizei abgedeckt worden.“

Helga Giardino hat noch ein weiteres Problem an der Stelle ausgemacht. „Als ich am Freitagabend gegen 22 Uhr nach Hause gefahren bin, war die Königsteiner Allee zugeparkt.“ Sie selbst sei daher über die Offenbacher Straße gefahren. Diese Möglichkeit sei jedoch vielen gar nicht bekannt. Das bestätigt auch die Anwohnerin, die in derselben Straße wohnt wie Giardino. „Man kann erst seit Kurzem dort entlang fahren.“

Aus dem Rathaus heißt es indessen, dass städtische Mitarbeiter die Strecke nochmals geprüft hätten, ob die Umleitung von der L3001 (Offenbacher Straße) sowie B459 (Velizystraße) kommend ausreichend beschildert sei. „Aus der Richtung Laufacher Straße wird in Kürze nachgebessert werden“, teilt das Ordnungsamt mit. Um zu verhindern, dass die Umleitung zugeparkt werde, wolle die Stadtpolizei diesen Bereich verstärkt kontrollieren. Sollten Bürger feststellen, dass dort ordnungswidrig geparkt wird, können sie sich unter z 06074 373333 melden.

Von Anna Scholze